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Scheuer stellt internationales SPFV-Konzept vor

24.09.20 (Europa, Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Am letzten Montag kamen die Verkehrsminister der Europäischen Union zu einem Eisenbahngipfel in der Bundeshauptstadt Berlin zusammen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) stellte dabei das europäische SPFV-Konzept TEE 2.0 vor, darüber hinaus wurde die Berliner Erklärung zur Stärkung des kontinentaleuropäischen Eisenbahnverkehrs verabschiedet.

Scheuer: „Die Bahn macht Europa noch klima- und umweltfreundlicher. Gute Angebote können Lkw-Fahrten und Flüge ersetzen. Wir wollen den Schienengüterverkehr weiter stärken und dazu beitragen, die europäischen Metropolen mit Hochgeschwindigkeits- und Nachtzügen besser zu verbinden. Unser Konzept TransEuropExpress 2.0. setzt auf attraktive, schnelle und durchgehende Fernverkehre über Grenzen hinweg. Auf einen Europatakt für die Schiene. Das Ziel: Mit der Bahn besser durch Europa.“

Auf Initiative von Scheuer wurde das Konzept TEE 2.0 erarbeitet. Damit können bestehende Zugverbindungen besser miteinander verknüpft werden. Auf Basis nationaler Taktverkehre und Verbindungen kann ein grenzüberschreitender Europa-Takt entstehen, mit Hochgeschwindigkeitszügen und Nachtzügen, die von den Unternehmen eigenwirtschaftlich betrieben werden können. Beispiele: von Paris über Brüssel und Berlin nach Warschau. Oder von Berlin über Frankfurt, Straßburg und Lyon nach Barcelona.

Ziel ist, unter Moderation der Mitgliedsstaaten möglichst viele Unternehmen vom TEE-Konzept zu überzeugen und zum Mitmachen zu bewegen, damit noch während der deutschen Ratspräsidentschaft eine Absichtserklärung unterzeichnet werden kann. Über eine digitale Plattform sollen europäische Bahnverbindungen gebucht werden können. Die Deutsche Bahn und weitere europäische Eisenbahnunternehmen haben dazu bereits Vorschläge erarbeitet.

Das Problem ist allerdings ein anderes: Fahrzeuge für den grenzüberschreitenden Verkehr sind teurer, als jene, die nur national einsetzbar sind (verschiedene Fahrstrom- und Zugsicherungssysteme; höhere Anforderung an Ausstattung). Deutschland setzt sich für ein entsprechendes EU-Förderprogramm ein, sodass die Zulassung in mehreren Ländern nicht an den höheren Investitionskosten scheitern soll.

Scheuer: „Wir wollen klimafreundliches Reisen und einen sauberen Gütertransport ermöglichen. Die Vision ist: Keine Verbote, sondern jeder kann das passende Verkehrsmittel frei wählen. Die beste Möglichkeit gewinnt. Dieser Gedanke steckt auch in der Idee für den Trans-Europ-Express TEE 2.0. Wir wollen Zugverbindungen europaweit besser miteinander verknüpfen. Auf Basis nationaler Taktverkehre und Verbindungen kann so ein grenzüberschreitender Europatakt entstehen. Damit können Unternehmen Hochgeschwindigkeits- und Nachtzüge gezielt einsetzen und Bahnfahren wird auch für weite Strecken echt interessant.“

Mit der „Berliner Erklärung“ bekennt sich die deutsche Ratspräsidentschaft klar zum Schienengüterverkehr. Er soll weiter gestärkt werden etwa durch digitale Kupplungen, eine vereinheitlichte Leit- und Sicherungstechnik auf modernen Standards sowie 740 Meter langen Zügen. Auch heute noch werden Güterwaggons mühsam per Hand mit Schraubenkupplungen miteinander verbunden.

Aufwändige Arbeiten mit hohem Personaleinsatz sind notwendig, bis ein Güterzug abfahren kann. Die „Digitale Automatische Kupplung“ kann hier zum Innovationstreiber werden. Güterzüge können dadurch leichter, schneller, effizienter und kostensparender zusammengestellt werden. Mithilfe von durchgehenden Strom-, Daten- und Druckluftleitungen zwischen den Waggons können zudem Prozesse automatisiert und digitalisiert werden. Das BMVI hat ein Forschungsprojekt gestartet und mit 13 Millionen Euro gefördert, den „DAK-Demonstrator“. Dabei werden verschiedene Systeme in der Praxis getestet.

Auch von der Opposition kommt Lob. Matthias Gastel, eisenbahnpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, fordert allerdings auch konkrete Taten nach der Berliner Erklärung. „Die Länder Europas haben mit ihren oftmals sehr dichten Eisenbahnnetzen wahre Schätze, die für die Klimapolitik endlich besser verknüpft werden müssen. Europa muss sich auf diese Stärke besinnen und dieses Netz deutlich ausbauen und verbessern, denn der Schienenverkehr ist mit attraktiven Verbindungen der Problemlöser in der Klimakrise schlechthin. Den heutigen Ankündigungen der Verkehrsminister müssen jetzt zügig konkrete verkehrspolitische Maßnahmen folgen.“

Siehe auch: Ganz Europa anbinden

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