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Loop Münster bei Erfolg dauerhaft betreiben

07.09.20 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Klar: In den großen Städten braucht man enge Takte und maximale Gefäßgroßen. Auf den klassisch starken Gebieten kann der konventionelle ÖPNV seine Wirkung entfalten. Schienenfahrzeuge in Mehrfachtraktion, Gelenkbusse, die alle zehn oder gar fünf Minuten fahren, man muss viele Menschen auf einer relativ ähnlichen Strecke bewegen. Der Massenverkehr in den Metropolen ist etwas, das die Schiene bewältigen kann, bewältigen muss und das klappt auch.

Doch wie sieht es aus etwa in den Außenbezirken der früheren Provinzialhauptstadt Münster? Ein Gelenkbus im Zehnminutentakt wäre in vielen Fällen unwirtschaftlich und ein starrer Stundentakt, der womöglich um 20 Uhr Betriebsschluss hat, ist wiederum für die Fahrgäste so unattraktiv, dass man dann doch mit dem Auto fährt. Jetzt gibt es immer schon einzelne Rufbusse, die man nach 20 Uhr bestellen kann, wenn die normale Linie nicht mehr fährt, aber oftmals muss dann zum Aboticket noch draufgezahlt werden und das wieder wollen viele nicht.

So eine Zeitkarte wird ja nicht umsonst mit der Flatrate verglichen, man bezahlt pauschal und kann dafür fahren, so oft man will bzw. so oft eine Fahrt stattfindet. Es ist daher notwendig, auch Angebote unkonventioneller Art in den Verbundtarif so zu integrieren, dass für einen Loop-Bus keine Extragebühr fällig wird. Das ist in Münster gelungen und das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass ein solches Angebot von Erfolg gekrönt sein kann.

Jetzt kostet das natürlich alles Extrageld und es wird wohl kaum möglich sein, den zumindest vor Corona massiv gestiegenen Kostendeckungsgrad konstant hoch zu halten. Grundsätzlich ist der ÖPNV eine Aufgabe der Kommune, die Aufgabenträgerschaft haben die kreisfreie Stadt bzw. der Kreis inne und diese sind dafür verantwortlich, dass es eine ausreichende Versorgung gibt.

Zu finanzieren ist dies aus den kommunalen Haushalten, bei Fördergeldern durch Bund oder Land können diese entlastet werden. Hier darf man gespannt sein, ob Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) bereit ist, hier dauerhaft mit Landesgeldern auszuhelfen. Nur wenn, dann muss es auch tatsächlich mit Landesgeldern passieren. Die Regionalisierungsgelder, die der Bund an die Länder ausschüttet, sind für andere Dinge gedacht.

Diese dienen ausdrücklich nicht der Entlastung kommunaler Aufgaben, sondern müssen den Regionalverkehr auf der Schiene finanzieren. Sie sind Teil des Gesamtkompromisses Eisenbahnreform, als es erstmals einen sichere Finanzierung für den strukturell defizitären Betrieb des SPNV gegeben hat. Und dieser Betrieb ist auch bei einem Projekt wie Loop-Münster defizitär.

Hier sollte die Fortsetzung eines erfolgreichen Pilotversuchs nicht an fehlendem Geld scheitern. Für solche Fälle gibt es den schönen Begriff „gesamtstaatliche Aufgabe“, mit der man sich als ÖPNV-Branche aus den Debatten zwischen Bund, Ländern und Kommunen tunlichst heraushalten sollte: Ihr seid alle verantwortlich, die finanziellen Folgen gemeinsam zu schultern. Die Verweigerungshaltung einzelner darf nicht unterstützt werden.

Siehe auch: Loop Münster geht an den Start

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