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SSB AG legt Jahresabschluss 2019 vor

16.07.20 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG schließt das Jahr 2019 mit einem operativen Verlust von 27,9 Millionen Euro ab, das sind rund 700.000 Euro weniger als die angepeilten 28,6 Millionen Euro. Damit sieht die SSB sich wieder im von ihr gewohnten wirtschaftlichen Rahmen. „Wir haben den von uns erwarteten Turnaround also geschafft und sind wieder in der Spur“, so der Kaufmännische Vorstand der SSB, Mario Laube.

Der Aufsichtsrat der SSB hat den Jahresabschluss 2019 bereits angenommen. Im Jahr 2018 hatte die SSB ihr geplantes Jahresergebnis um acht Millionen Euro verfehlt. Die SSB arbeitet in einem eigens aufgelegten Projekt seitdem an entsprechenden Verbesserungen in ihrer Finanzberichterstattung. 2019 ist das erste Jahr, das die SSB mit dem Öffentlichen Dienstleistungsauftrag (ÖDLA) der Landeshauptstadt Stuttgart plante und abschloss.

„Unsere Erfahrungen aus dem ersten Jahr ÖDLA sind gut. Für die kommenden 22 Jahre war es ein guter Auftakt. Wir wollen den ÖDLA unbedingt erfüllen und haben in unserem ersten Jahr große Anstrengungen unternommen, den Wirtschaftsplan als Maßstab für den Finanzrahmen einzuhalten“, bewertet Mario Laube diesen Aspekt des Jahres 2019. Welche finanziellen Auswirkungen die weltweit durch das Coronavirus verursachte Situation auf die SSB hat, kann aktuell nicht abschließend beurteilt werden.

Aktuell geht die SSB davon aus, dass ihr 2020 bis zu 85,2 Millionen in der Wirtschaftsplanung fehlen könnten. Die SSB reagiert mit der Finanzierung des laufenden Jahres auf diese Situation und orientiert sich nach wie vor an der Erreichung ihrer wirtschaftlichen Ziele für das Jahr 2020. Finanzielle Hilfen von Bund, Ländern und der Landeshauptstadt kündigen sich an. „Bis wir ein klareres Bild gewinnen, achten wir ganz besonders auf unserer Liquidität und verfolgen ein Programm zur Kostenvermeidung“ erklärt Mario Laube.

Die SSB hatte trotz sehr deutlicher Fahrgastzahleneinbrüche zwischen achtzig und hundert Prozent ihres Fahrplanangebotes gefahren, um in Fahrzeugen und Haltestellen soziale Distanz zu ermöglichen und die Mobilität für die Stuttgarter als systemrelevantes Unternehmen zuverlässig aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig ergaben sich auch bei der SSB zusätzliche Kosten durch erhöhten Reinigungsbedarf, Schutzmittelbeschaffung, erhöhten Krankenstand und Umorganisation von Arbeitsabläufen.

„Bisher haben wir nach unserer Wahrnehmung unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz gut durch die Pandemie-Krise begleitet“, fasst die Arbeitsdirektorin Sabine Groner-Weber aus Sicht der SSB zusammen. Die finanziellen Auswirkungen der VVS-Tarifreform 2019 wurden durch die öffentliche Hand ausgeglichen. Die Fahrgastzahlen sind um 2,8 Prozent gestiegen, vor allem im Berufsverkehr, bei Firmenabos und JahresTickets, verzeichnet die SSB 2019 Zuwächse.

Aus dem umsatzstärksten Segment Berufsverkehr wuchsen der SSB 38,5 Prozent ihrer Fahrgeldeinnahmen im Regeltarif zu, mit einer Steigerung um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Umsatzerlöse der SSB betrugen 2019 309 Millionen Euro und sind damit im Vergleich zum Vorjahr um 21,3 Millionen Euro gesunken, 6,5 Prozent weniger als 2018. Die sonstigen betrieblichen Erträge der SSB sind 2019 verglichen mit 2018 um 195,6 Prozent angewachsen.

Um 28,6 Prozent auf 6,9 Millionen Euro wuchsen die Ausgaben der SSB für Zinsen und ähnliche Verpflichtungen von 2018 auf 2019. Im Jahr 2019 hat die SSB 3.144 Mitarbeiter beschäftigt. 114 junge Menschen wurden bei der SSB ausgebildet. Die Personalkosten der SSB sind 2019 8,8 Millionen höher als 2018. Grund dafür sind Entgeltsteigerungen und in deren Folge höhere Sozialabgaben sowie Rückstellungen.

Die Personalkosten der SSB belaufen sich 2019 auf 209,5 Millionen Euro. Vierzig Jugendliche oder junge Erwachsene begannen ihre Berufsausbildung oder ihr duales Studium bei der SSB im September 2019, mehr als je zuvor. „Damit stellen wir uns auf den demografischen Wandel ein – der Stuttgarter Arbeitsmarkt ist angespannt, und die Arbeit bei der SSB ist anspruchsvoll“, so die Arbeitsdirektorin der SSB Sabine Groner-Weber.

Zusätzlich hat die SSB 86 Fahrer ausgebildet, im Fahrdienst lag auch der größte Stellenzuwachs. Die lang und kontrovers im Unternehmen diskutierten Themen rund um Wegezeiten, Dienstpläne und Dienstkleidung fanden 2019 ihre einvernehmliche Klärung in einer Rahmenbetriebsvereinbarung. Ein zweites bedeutendes Thema wurde in der Betriebsvereinbarung Demografie ebenfalls im Jahr 2019 langfristig geregelt.

Siehe auch: Ohne den Nutzer kein Geld für Bus und Bahn

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