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Masterplan Schienenverkehr unterzeichnet

06.07.20 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche hat die Bundesregierung unter Federführung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und dem Eisenbahnbeauftragten der Bundesregierung Enak Ferlemann (CDU) sowie Vertretern der Branche den neuen Masterplan für den Schienenverkehr in Deutschland unterzeichnet. Die Fahrgastzahlen sollen bis 2030 verdoppelt und der Anteil des Schienengüterverkehrs am Modal Split auf 25 Prozent erhöht werden.

Außerdem wird der Deutschlandtakt diesmal wirklich eingeführt. Dazu kommen die üblichen Ankündigungen von mehr Kapazitäten, mehr Wettbewerb und den Vorteilen der Digitalisierung. Gut ein Jahr vor dem Ende der Legislaturperiode wird damit eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD umgesetzt, die in ähnlicher Form bereits von früheren Koalitionen geplant wurde. Kurzfristige Verbesserungen im SPFV werden die angekündigten Halbstundentakte von Berlin nach Hamburg bzw. von Berlin in die Metropolregion Rhein-Ruhr sein. Weitere Leistungsausweitungen und bessere Vertaktungen sollen folgen.

In der Branche ist man sich weitgehend einig, dass nun der große Wurf gelungen sei, diesmal sogar wirklich und echt. So spricht man beim VDV von „einer der größten Eisenbahninitiativen seit der Bahnreform“. „Der Masterplan ist das positive Ergebnis einer seit der Bahnreform nie dagewesenen gemeinsamen Arbeit aller für den Eisenbahnverkehr in Deutschland verantwortlichen Kräfte. Auch der VDV konnte sich an vielen Stellen mit seinen Ideen und Vorschlägen aktiv und maßgeblich einbringen. Wir danken allen Beteiligten für die gute und konstruktive Zusammenarbeit unter der Leitung des Bundesverkehrsministeriums. Nun gilt es, die zentralen Ergebnisse des Masterplans, allen voran den Deutschlandtakt, schnell und konsequent schrittweise umzusetzen. Denn die Eisenbahn wird zurecht als das Verkehrsmittel des 21. Jahrhunderts angesehen. Damit sie diese Aufgabe erfüllen kann, liegt aber noch viel Arbeit vor uns, die wir nun zügig bewältigen müssen“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Wortmann: „Deutschlandtakt bedeutet nicht nur Personenfernverkehr. Es steckt doch so viel mehr hinter dieser Idee: Es geht um bessere, schnellere und zuverlässigere Verkehrsangebote für Personen und Güter. Der Masterplan Schiene zeigt auf, welche Schritte notwendig sind, um den Deutschlandtakt umzusetzen. Er stellt dabei nicht allein auf das bestellte SPNV-Angebot und das Fernverkehrsangebot ab, sondern auch auf die Interessen des Schienengüterverkehrs und der eigenwirtschaftlichen Angebote weiterer Anbieter. Dies ist zu begrüßen.“

Zufrieden ist man auch bei der BAG SPNV. „Aus der Branche, für die Branche“ sei nun ein Masterplan abgestimmt worden, der bislang „einmalig“ sei. Eine dieser Maßnahmen ist die Einführung des Deutschlandtakts. „Besonders freut mich, dass der Deutschlandtakt als zentraler Baustein für das Wachstum der Schiene und die Verkehrsverlagerung anerkannt wird. Die BAG-SPNV war wesentlich an diesem richtungsweisenden Konzept für den Schienenverkehr beteiligt. So können der Regional- und Fernverkehr in Zukunft besser aufeinander abgestimmt werden, was zu einem attraktiveren Angebot führt“, sagt BAG-SPNV-Präsidentin Susanne Henckel.

„Jetzt ist die Politik gefordert, die hier angeführten finanziellen und regulatorischen Voraussetzungen für die Umsetzung des Masterplans zu schaffen – die Mitglieder der BAG-SPNV stehen als Partner bereit“, so Henckel. Außerdem sei aus Sicht der BAG-SPNV für die Umsetzung ein Kreis unabhängiger Beobachter und Experten sowie ein Lenkungskreis notwendig – nicht zuletzt auch, damit das Ziel einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen auf der Schiene als Rückgrat der Verkehrswende erreicht werden kann.

Zufrieden ist man jedenfalls auch bei DB-Konzern selbst. „Wir wollen eine substantielle Verkehrsverlagerung, wir wollen mehr grüne Mobilität und wir wollen bessere, zuverlässigere Angebote für die Kunden. Der ‚Masterplan Schiene‘ – im breiten Konsens entwickelt – ist der Kompass für die Zukunft der Schiene in Deutschland“, so der DB-Vorstandsvorsitzende Richard Lutz.

Bei der Allianz pro Schiene erklärte man die Unterstützung der Stoßrichtung. Allerdings, so Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege, werde man bereits „bei der Aufstellung des anstehenden Bundeshaushaltes 2021“, ob die Bundesregierung es mit den Zielen ernst meint, oder ob man nur von einer Stärkung des Verkehrsträgers Schiene spricht, ohne Taten folgen zu lassen.“

Siehe auch: Der Masterplan für die neue Ernsthaftigkeit der starken Schiene

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