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Der Wasserstoff und seine Nachteile

18.06.20 (Kommentar, Rheinland-Pfalz, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Elektromobilität mit Batterien, Wasserstofftraktion oder was auch immer: Nichts davon ist wirklich neu, das gibt es alles seit Jahrzehnten, konnte sich jedoch unter regulären Marktbedingungen nie durchsetzen, weder auf der Straße, noch auf der Schiene. Elektrische Traktion mit Energie aus der Oberleitung oder Stromschiene funktioniert, nicht aber irgendwelche Batterietriebzüge.

Klar, man hat nie großartig in die Entwicklung investiert, aber hier gilt: Der Markt hat immer recht. Es wird da in Forschung und Entwicklung investiert, wo es zweckmäßig erscheint. Man spricht hier auch von der unsichtbaren Hand des Marktes, die in der Regel für Selbstregulierung sorgt. Natürlich mag es sein, dass das eine oder andere mal eine Anschubfinanzierung braucht, aber wir wissen inzwischen, dass auch die Dieseltechnologie sich so schnell weiterentwickelt – und das ohne Fördergelder – dass die Marktfähigkeit alternativer Traktionsarten wohl fraglich sein dürfte.

Überhaupt, was soll so ein Narrativ von grünem Wasserstoff? Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas. Es ist das kleinste Atom und kommt üblicherweise im Zweier-Molekül vor, zwei Wasserstoff-Atome verbinden sich zu einem H2-Molekül. Weil Wasserstoff das kleinste bekannte Atom ist, leitet sich von dessen Gewicht auch die Einheit Mol ab: Ein Gramm Wasserstoff besteht aus 6*10^23 Teilchen. Das ist Unterrichtsstoff im Fach Chemie der Sekundarstufe 1 und kann durchaus auch in einer Viertagewoche ausreichend besprochen werden.

Wer also von „grünem Wasserstoff“ spricht, der spricht nicht von wissenschaftlichen Überlegungen, vom Fortschritt der Technik, sondern von einer utopischen Zukunftsvision, die sich längst von der Realität abgekoppelt hat. Wasserstoff mag durchaus effizienter sein als Batteriefahrzeuge, gerade wenn man von bedenkt, mit welchem Aufwand riesige Akkus erst hergestellt und dann entsorgt werden müssen.

Aber auch Wasserstoff hat seine Nachteile, die im Narrativ unserer Tage keinen Platz mehr haben. Wasserstoff lässt sich nur sehr schwer transportieren. Man hat also erheblichen Aufwand, um die Wasserstofftanks zu füllen. Wenn man, wie etwa im nördlichen Ruhrgebiet, eine unterirdische Pipeline hat, die man nur anzuzapfen braucht, geht es noch relativ einfach. Das ist jedoch nicht flächendeckend möglich und einer der Vorteile der Dieseltraktion ist tatsächlich, dass man Dieselkraftstoff deutlich einfacher transportieren kann.

Es gibt dann die Möglichkeit, in einem Ölbindungsverfahren den Transport zu vereinfachen, aber auch hier hat man zusätzlichen Aufwand. Es hat also gute Gründe, wieso eine vermeintliche Wundertechnologie, in der bloßer Wasserdampf aus dem Auspuff kommt, seine Marktreife nicht erreicht hat. Wir sollten statt dessen etwas anderes machen: Einerseits muss man natürlich soviel Schiene elektrifizieren, wie es nur geht. Andererseits kann deutsche Dieseltechnologie nicht nur im Inland für immer sauberere Fahrzeuge sorgen, sondern auch in die Welt exportiert werden. Statt Hirngespinsten nachzuhängen sollten wir unseren Erfindergeist nutzen.

Siehe auch: Rheinland-Pfalz beauftragt Wasserstoff-Pilotbetrieb

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