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Mit Bus und Bahn aus der Krise fahren

14.05.20 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Symbolisch steht der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) für viele große und kleine Verbünde und Unternehmen in ganz Europa. Man muss das Wirtschaftsleben und damit verbunden auch die öffentlichen Verkehrsmittel wieder hochfahren. Das geht nicht von jetzt auf gleich, sondern es gibt noch immer Übergangsfahrpläne und auch wenn die Welt eine (gar nicht so doll andere) nach Corona ist, so sind die Probleme, die uns im Jahr 2019 beschäftigt haben, jetzt auf einmal wieder da.

Fangen wir mit der Personalakquise an. Noch immer fehlen überall Lokomotivführer, Bus- und Tramfahrer, es fehlen Mechatroniker in den Werkstätten und viele weitere. Die kann man nicht einfach herzaubern, sondern die Leute müssen sorgfältig ausgewählt und dann ausgebildet werden. Dabei hatte zumindest die deutsche Eisenbahnbranche den konjunkturellen Abschwung fest eingeplant. Nur dann, wenn sich die Konkurrenz um gute Mitarbeiter abkühlt, kann man in den kommenden Jahren das Fahrplanangebot halten.

Dem Berufsaustritt der Babyboomer ist im vollen Gange und die Zahl der Schulabsolventen kann das nur schwer auffangen. Gleichzeitig streben immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene das Abitur und dann ein (duales) Studium an statt sich für eine konventionelle Berufsausbildung zu interessieren. Jetzt, wo Medienberichten zufolge zehn Millionen Menschen in der Kurzarbeit sind, viele davon in Kurzarbeit Null, also faktisch bereits arbeitslos, wendet sich das Blatt.

Diese Menschen sind in den meisten Fällen gut ausgebildet und motiviert und können daher selbstverständlich auch in einen gewerblich-technischen Beruf im Bereich Eisenbahn und ÖPNV wechseln. Und genau dieser Abschwung, der auch ohne Corona erfolgt wäre, war fest eingeplant. Kann ich das beweisen? Nein, wer diese These partout ablehnt, der soll das tun, es gibt tatsächlich keine offizielle Pressemeldung des DB-Konzerns, des VDV oder von wem auch immer, in der das so steht. Doch die logischen Überlegungen lassen mich zu diesem Schluss kommen.

Das zeigt aber auch, dass der ÖPNV ein wichtiger Konjunktur- und Jobmotor gegen die Rezession sein kann und dass Investitionen in Bau und Betrieb die Rezession abmildern und die Wirtschaft schneller wieder auf das Vorkrisenniveau bringen können. Wenn die höheren Regionalisierungsgelder komplett genutzt werden können, um zusätzliche Eisenbahnleistungen zu bestellen. Hierfür braucht man zusätzliches Rollmaterial, das gebaut werden muss, man braucht oft eine bessere Infrastruktur, mehr Werkstattkapazitäten und vieles mehr.

Und jetzt ist das notwendige Personal tatsächlich zum Greifen nahe. 2019 hätte eine Leistungsausweitung nichts weiter bedeutet als dass zusätzliche Züge im Fahrplan gestanden hätten, die dann nicht gefahren werden. Das kann 2021 oder 2022 ganz anders sein. Ein nicht geringer Teil der Eisenbahn-Infrastruktur ist zudem technisch veraltet. Auch hier sind Investitionen notwendig, die zugleich die Konjunktur ankurbeln. Der Verkehrsträger Schiene kann also ein echter Teil der Lösung sein.

Siehe auch: Zürich: Bilanz nach sieben Wochen Corona

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