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Neue Straßenbahnen für Bremen

09.04.20 (Bremen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die erste von insgesamt 77 neuen Straßenbahnen hat Ende März Bremen erreicht. Vier Nächte lang ist das rund 37 Meter lange, 2,65 Meter breite und fast 48 Tonnen schwere Fahrzeug mit einem Tieflader vom Siemens Mobility-Werk in Wien zur Bremer Straßenbahn AG (BSAG) an den Flughafendamm transportiert worden. In den kommenden Wochen und Monaten wird das moderne Fahrzeug von den Experten der BSAG im Rahmen des anstehenden Zulassungsverfahrens nun ausgiebig getestet, bevor es voraussichtlich im Sommer 2020 erstmals mit Fahrgästen an Bord durch die Hansestadt fährt.

„Für den Nahverkehr in Bremen beginnt damit eine neue Ära“, betont Hajo Müller, kaufmännischer Vorstand und Vorstandssprecher der BSAG. Im Jahr 2011 war zum letzten Mal eine neue Straßenbahn an die BSAG geliefert worden, damals noch vom Typ Bombardier Flexity Classic. „Seitdem hat der technische Fortschritt noch einmal einen Sprung gemacht, so dass wir unseren Fahrgästen mit den neuen Straßenbahnen einige neue Annehmlichkeiten bieten können“, so Müller.

Die 77 neuen Fahrzeuge werden von Siemens in Wien gebaut. Die Straßenbahnen basieren auf dem Fahrzeugtyp Avenio, sind aber auf die Bremer Bedürfnisse angepasst worden. Insbesondere im Hinblick auf die Barrierefreiheit haben die BSAG und Siemens an Verbesserungen gearbeitet. Unter anderem ist eine siebte Fahrgasttür eingeplant worden, welche die Erreichbarkeit des zweiten Rollstuhlstellplatzes erleichtert.

Natürlich gibt es auch den bekannten Bremer Hublift. Dieser ist auch in den neuen Fahrzeugen verbaut und wie gewohnt an Tür 2 zu finden. Die Bremer Variante des Avenio hat die BSAG auf den Namen „Nordlicht“ getauft. Bremer Fahrgäste erwartet ein hochmodernes Fahrzeug. Infotainment-Systeme auf Monitoren informieren nicht nur über bevorstehende Haltestellen und Umsteigemöglichkeiten, sondern auch über das aktuelle Tagesgeschehen. Bei der Konstruktion der neuen Straßenbahn ist auch das veränderte Nutzungsverhalten der Fahrgäste berücksichtigt worden.

„Wir haben insgesamt acht sogenannte Mehrfachnutzungsflächen eingeplant, da immer mehr Menschen mit Rollatoren und Kinderwagen unterwegs sind“, erklärt Müller. Dank Klappsitzen können diese Bereiche aber auch zum Sitzen genutzt werden. Das Thema Sicherheit hat bei der Konstruktion der Straßenbahn ebenfalls eine große Rolle gespielt. Ein besonders heller Fahrgastraum mit großen Fenstern bietet keinen Platz für dunkle Ecken.

An allen Türen sind Sprechstellen installiert, an denen Fahrgäste schnell Kontakt zum Fahrer aufnehmen können. Die Fahrdienstmitarbeiter haben den Fahrgastraum dank transparenter Trennwand ebenfalls im Blick. Außerdem sorgt die Videoaufzeichnung für Sicherheit. „Auch für unsere Mitarbeitenden, die unsere neuen Fahrzeuge durch Bremen fahren, bedeutet das moderne Nordlicht eine spürbare Verbesserung“, erklärt BSAG-Arbeitsdirektor Michael Hünig.

Der Fahrstand sei nicht nur nach den neuesten Regeln der Ergonomie geplant worden, sondern unterstütze Fahrende auch mit modernster Technik. Die wichtigsten Informationen zeigt ein Display in der Mitte des Fahrstands. „Moderne Assistenzsysteme warnen nicht nur davor, wenn sich Hindernisse auf dem Gleis befinden, sondern können auch selbst eine Zwangsbremsung einleiten“, so Hünig.

Damit werde der Nahverkehr in Bremen noch sicherer. Für das Bremer Verkehrsunternehmen ist die Ankunft des ersten Fahrzeugs einer neuen Baureihe ein besonderes Ereignis. Traditionell wird dieser Anlass mit zahlreichen Mitarbeitenden und geladenen Gästen gefeiert. Aufgrund der aktuellen Situation im Rahmen der Corona-Krise musste die Anlieferung jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

„Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden überwiegt in diesem Fall natürlich dem Wunsch, die Lieferung des ersten Nordlichts zu feiern“, betont Arbeitsdirektor Michael Hünig. Zunächst in den BSAG-Werkstätten am Flughafendamm und später auch im Streckennetz werden jetzt die vorbereitenden Arbeiten für die Indienststellung des Nordlichts durchgeführt.

„Bremen investiert mehr als eine halbe Milliarde Euro in den modernen ÖPNV. Jetzt ist die erste von 77 neuen Straßenbahnen endlich da. Das freut mich sehr. Das bedeutet in Zukunft mehr Passagiere pro Bahn, mehr Komfort für die Fahrgäste und eine deutliche Entlastung für die BSAG“, erklärt Maike Schaefer (Grüne), Bürgermeisterin sowie Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau.

Siehe auch: In der Krise den Alltag danach planen

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