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Stadler legt Jahresabschluss 2019 vor

12.03.20 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Stadler hat 2019 so viele Züge verkauft wie noch nie. Der Auftragseingang für das Jahr 2019 beläuft sich auf 5,1 Milliarden Schweizer Franken und liegt über 700 Millionen Franken über dem Vorjahr. Davon sind über 833 Millionen Schweizer Franken im Berichtssegment Service & Components angefallen. Der Auftragsbestand wächst damit auf ebenfalls rekordhohe 15 Milliarden Schweizer Franken.

Stadler hat in den vergangenen Jahren in neue Technologien investiert und konnte gleich für mehrere Innovationen viel früher als erwartet Kunden gewinnen. Dazu zählen Digitalisierungsprojekte, neue Antriebstechnologien mit Akku und Wasserstoff sowie ein komplett neu entwickeltes Straßenbahnmodell. Investitionen in das Wachstum und Mehrkosten in Projekten (insbesondere Greater Anglia) haben Ebit und Ebit-Marge belastet.

Ebenso hatten Wechselkursveränderungen, insbesondere zwischen dem Schweizer Franken und der norwegischen sowie der schwedischen Krone einen negativen Einfluss auf das operative Ergebnis. Infolge des rekordhohen Bestellungseingangs wurde das Ergebnis auch durch höher als ursprünglich erwartete Verkaufsaufwände beeinflusst. Nicht nur betreffend Auftragseingang war das Jahr 2019 durch außerordentliches Wachstum geprägt: Insgesamt wurden im vergangenen Geschäftsjahr 444 Züge und Lokomotiven ausgeliefert.

Das entspricht einer Steigerung um rund 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Stadler erzielte im Geschäftsjahr 2019 ein Umsatzwachstum von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 3,2 Milliarden Schweizer Franken (Vorjahr zwei Milliarden Schweizer Franken). Aufgrund von Verschiebungen in Projekten (primär Greater Anglia) fällt der Umsatz in der Berichtsperiode jedoch tiefer aus als erwartet, was sich ebenfalls auf das Ergebnis auswirkt.

Der Auftrag Greater Anglia stellt Stadler vor besondere Herausforderungen in mehrfacher Hinsicht: Einerseits hat das Kamerasystem eines britischen Zulieferers nicht den Erwartungen an Leistungsfähigkeit und Stabilität entsprochen. Andererseits ist die Infrastruktur in dieser Region in die Jahre gekommen, was bei der Einführung der bimodalen FLIRT zu Störungen geführt hat. Die Zulassung für die bimodalen (BMU) und elektrischen (EMU) Triebzüge ist jedoch in Rekordzeit erreicht worden.

Um die Auslieferung der im vergangenen Jahr bestellten Fahrzeuge in der bewährten Qualität sicherstellen zu können, ist an mehreren Standorten ein Kapazitätsausbau und ein Aufbau speziell geschulter Fachkräfte nötig. Stadler ist im vergangenen Jahr gruppenweit um 2.044 Mitarbeiter gewachsen (durchschnittliche Anzahl FTE), was einem Zuwachs von rund 23 Prozent entspricht.

Im Jahr 2019 arbeiteten im Schnitt über 10.900 Werksangestellte bei Stadler. Insbesondere die Einarbeitung der neuen Mitarbeitenden hat zu höheren Aufwänden bei einigen Aufträgen geführt. Zu einem weiteren Ausbau von Kapazität und Mitarbeiter kommt es neben der Schweiz insbesondere in Deutschland, Spanien und Weißrussland. Nach wie vor ist die Schweiz mit über 3.900 Mitarbeitern die größte Division in der Gruppe.

Der Netto-Geldfluss aus Betriebstätigkeit beläuft sich nach wachstumsbedingt überdurchschnittlich hohen Investitionen in das Nettoumlaufvermögen sowie Verzögerungen in einzelnen Projekten auf -186,8 Millionen Schweizer Franken (gegenüber -193,3 im Vorjahr). Im Bereich Modernisierung und Refit konnte Stadler in Deutschland zwei große Aufträge von Bogestra und Netinera gewinnen.

Volumenmäßig eher kleinere, aber strategisch wichtige Aufträge vor dem Hintergrund der Digitalisierung sind die Aufträge zum Einbau des Stadler Diagnosesystems (RDS-System). Am neu eröffneten Service-Standort in Herne, Deutschland, wird Stadler im Auftrag des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) 41 Fahrzeuge der neuen Flotte für die S-Bahn Rhein-Ruhr über einen Zeitraum von 32 Jahren instandhalten.

In Großbritannien übernimmt Stadler nach der Lieferung der 52 neuen METRO-Züge für Merseytravel in Liverpool auch für 35 Jahre die Verantwortung für die Instandhaltung der Züge im hochmodernen neuen Depot in Liverpool-Kirkdale. Für die nach Schleswig-Holstein verkauften neu entwickelten FLIRT Akku ist Stadler Service über einen Zeitraum von 30 Jahren für die Instandhaltung verantwortlich. Somit bewahrheitet sich die Prognose, dass das After-Sales-Geschäft für die Fahrzeugindustrie ein entscheidender Wachstumsfaktor jenseits des konventionellen Neufahrzeuggeschäfts ist.

Siehe auch: Der Hersteller und seine Rolle auf dem Markt

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