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VDV: Zwischenbilanz zu Elektrobussen

10.02.20 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Anzahl der im deutschen ÖPNV eingesetzten, batteriebetriebenen Elektrobusse steigt kontinuierlich und die Fahrzeuge werden hinsichtlich Zuverlässigkeit und Technik immer besser. Das gab der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Rande der größten europäischen Elektrobusfachmesse in Berlin bekannt. E-Busse sind in den deutschen Städten längst keine Seltenheit mehr, ihre Anzahl wird dieses Jahr nach Schätzungen des Branchenverbands auf rund tausend steigen. Aktuell sind bundesweit rund 400 dieser Busse im Einsatz. Hinzu kommen die seit Jahrzehnten etablierten Oberleitungsbusse.

„Die Verkehrsunternehmen elektrifizieren ihre Busflotten weiter und investieren in den Umbau der Betriebshöfe und Werkstätten. Erfreulich ist, dass die Elektrobusse immer besser und zuverlässiger werden. Trotzdem sind sie noch deutlich teurer als ein moderner Euro-6-Dieselbus und auch in Sachen Reichweite müssen die E-Busse noch zulegen. Für einen stabilen städtischen Linienbusbetrieb brauchen wir mindestens 250 Kilometer, aktuell schaffen die Elektrobusse nur 150 bis maximal 250“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Neben weiteren technischen Verbesserungen macht der Verband zudem darauf aufmerksam, dass es beim Aufbau von Ladeinfrastruktur und beim Umbau der Werkstätten und Betriebshöfe nicht schnell genug vorangeht: „Es fehlen die Gelder, um die für E-Busse nötige Infrastruktur bauen zu können. Hier sind Bund und Länder gefordert, ihr finanzielles Engagement deutlich zu erhöhen, wenn wir die Elektrifizierung der Busflotten mit Blick auf Klimaschutzziele und Emissionsminderungen im Verkehr schnell voranbringen wollen“, so Wortmann.

Aktuell fördert der Bund die Mehrkosten beim Kauf eines Elektrobusses mit 60 bis 80 Prozent. Auch den Umbau von Betriebshöfen und Werkstätten können sich die Verkehrsunternehmen aus diesen Förderprogrammen mitfinanzieren lassen. Insgesamt stehen so für die nächsten drei Jahre rund 450 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung.

„Das ist zu wenig, um daraus einen Großteil der rund 33.000 ÖPNV-Linienbusse und auch noch den Umbau der Infrastrukturen zu finanzieren. Ein Elektrobus kostet zwischen 600.000 bis 700.000 Euro, das ist doppelt so viel wie ein ebenfalls emissionsarmer neuer Dieselbus. Viele unserer Unternehmen stehen jetzt vor der kurzfristigen Herausforderung, ihr Angebot vor Ort ausweiten zu müssen, damit mehr Fahrgäste vom Pkw umsteigen. Das geht aktuell am schnellsten und kostengünstigsten über die Anschaffung von Dieselbussen“, erklärt Wortmann.

Der Bus ist aus Branchensicht für die zeitnahe Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor ein entscheidendes Verkehrsmittel, denn diese Fahrzeuge sind kurzfristig und ausreichend verfügbar. Sie können damit für eine zeitnahe Angebotsausweitung sorgen, während parallel die Schienensysteme ausgebaut und modernisiert werden. Vor allem die emissionsarmen Euro-6-Dieselbusse müssen daher in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag leisten, damit das Bus-Angebot insgesamt steigen kann.

„Dies ist aber auch eine Frage von zusätzlichem qualifiziertem Personal. Über den bloßen Austausch des Antriebs von Diesel zu Elektro können wir keine weiteren Fahrgäste befördern. Das geht nur über mehr Fahrzeuge und damit mehr Fahr- und Werkstattpersonal“, so Wortmann. Rund 400 E-Busse sind in Deutschland bereits in Betrieb, weitere 750 sind bestellt – Tendenz steigend.

„Der Umstieg auf E-Busse endet nicht mit dem Austausch der Fahrzeuge – er vollzieht sich über Jahre. Betriebshöfe, Tankstellen, Netzanschlüsse und Werkstätten müssen um- bzw. neugebaut werden. Da die Reichweiten von E-Bussen zunächst geringer sind, wird – nur um das Angebot zu halten – eine höhere Anzahl von Fahrzeugen und Fahrern gebraucht“, so Wortmann.

Die Hersteller prognostizieren weitere Leistungszuwächse bei den Batterien. Im städtischen Einsatz können schon heute Batteriebusse mit Reichweiten von 150 bis 250 Kilometer auf rund ein Drittel der Linienumläufe eingesetzt werden. Die kommende Generation wird für 2021 erwartet und könnte dann über 300 Kilometer am Stück abfahren.

Die Branche räumt darüber hinaus auch dem Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen einen Platz in den Flotten der Zukunft ein – etwa für den Einsatz im ländlichen Raum. Allerdings brauche es hier, ebenso wie beim E-Bus, noch weitere technische Entwicklungen und deutlich günstigere Beschaffungskosten für die H2-Fahrzeuge bzw. steuerliche Anreize zum Einsatz von regenerativen Kraftstoffen.

Siehe auch: Grundständige Probleme lösen statt E-Luftschloss

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