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Zunehmender Verkehr in der Region Stuttgart

30.01.20 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Mobilität in der Region Stuttgart wird bis 2030 weiter ansteigen. Das ist das Ergebnis aus der Auswertung des fortgeschriebenen Verkehrsmodells des Verbands Region Stuttgart, das im Verkehrsausschuss letzte Woche diskutiert wurde. Mit Hilfe des Verkehrsmodells wird die die Verkehrsentwicklung in der Region analysiert und prognostiziert. Im bisherigen Modell waren Prognosewerte für das Jahr 2025 hinterlegt.

Die zeitliche Entwicklung hat eine Erweiterung des Prognosehorizonts bis 2030 erforderlich gemacht. Zudem wurden einige Aktualisierungen vorgenommen, um die Veränderungen bei den Verkehrsangeboten, dem VVS-Tarif und den Einwohnerzahlen zu berücksichtigen. Im Auftrag des Landes wurden zudem weitere Anpassungen am Verkehrsmodell vorgenommen.

Hierzu zählen beispielsweise die im letzten Jahr beschlossene CO2-Bepreisung aus dem Klimaschutzprogramm des Bundes, die im Zuge des Luftreinhalteplans für die Stadt Stuttgart festgelegten Geschwindigkeitsbeschränkungen und das Parkraummanagement der Landeshauptstadt Stuttgart. Auch die Busverkehre in den Landkreisen wurden aktualisiert und angepasst.

Im Vergleich zum Jahr 2010 ergibt sich im fortgeschriebenen Modell ein Anstieg der werktäglichen Verkehrsleistung (Binnenverkehr in der Region Stuttgart) um 7,4 Millionen Personenkilometer (Pkm) auf 66,1 Millionen Pkm. Dies entspricht einer Steigerung um 13 Prozent. Der motorisierte Individualverkehr nimmt dabei um 2 Prozent zu (0,8 Millionen Pkm).

Der öffentliche Personennahverkehr steigert sich um 6,6 Millionen Pkm, was einer Zunahme von 65 Prozent entspricht. Die Verkehrsleistung des Schienenpersonennahverkehrs (Regionalverkehr und S-Bahn) steigt in diesem Basisszenario um 104 Prozent. Somit wird 2030 – ohne weitere ergänzende Maßnahmen – das Ziel einer Verdoppelung der Verkehrsleistung in diesem Bereich erreicht.

Die Verkehrsmittelwahl (Modal Split) in Bezug auf die Verkehrsleistung steigt somit zugunsten des öffentlichen Personennahverkehrs von 18,0 auf 25,8 Prozent, der motorisierte Individualverkehr (MIV, inkl. Pkw-Mitfahrer) sinkt von 82,0 auf 74,2 Prozent. Betrachtet man den Fahrgastanstieg im öffentlichen Verkehr etwas detaillierter, so wird deutlich, dass ein Großteil des Anstiegs auf den – mit Stuttgart 21 angeblich verbesserten – Regionalverkehr entfällt.

Auch die S-Bahn profitiert von der steigenden Nachfrage. So werden 2030 werktäglich ohne zusätzliche Ausbaumaßnahmen rund 30.000 Fahrgäste mehr vorhergesagt. Die stärkste Belastung wird im Abschnitt Hauptbahnhof und Mittnachtstraße erwartet, über den künftig alle S-Bahnen verkehren. Die Auswertung zeigt auch, dass die bereits beschlossenen Maßnahmen die Bereiche entlasten, an denen zukünftig eine hohe Auslastung zu erwarten ist.

Unterstellt man, dass bis 2030 weitere Angebotsverbesserungen bei der S-Bahn umgesetzt werden, so ist mit einem noch größeren Fahrgastanstieg zu rechnen, hauptsächlich in den Außenbereichen. Insgesamt werden dann 65.000 Fahrgäste mehr als 2010 erwartet. Die S6 wird die erste S-Bahn, die über die Regionsgrenze hinaus verkehrt – das hat der regionale Verkehrsausschuss in seiner Sitzung einstimmig beschlossen.

In Vorberatungen mit dem Landkreis Calw und dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg wurden die Rahmenbedingungen und Finanzierung festgelegt, die nun zur Umsetzung kommen können. Schon lange haben die beteiligten Gremien und Vertreter eine Schienenverbindung in den Landkreis Calw diskutiert. Neue Randbedingungen haben nun zu einem zustimmungsfähigen Konzept geführt, das gemeinsam umgesetzt werden kann.

So soll in der Vorstufe die Hermann-Hesse-Bahn reaktiviert und eine Zusatz-S-Bahn zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen eingeführt werden, bevor die S6 nach Calw verlängert wird. Hierzu beigetragen haben unterschiedliche Aspekte. So bedarf die S6 einer Entlastung, im Abschnitt zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen, da die S-Bahn dort derzeit das einzige Schienenangebot ist.

Eine Zusatz-S-Bahn in der Hauptverkehrszeit könnte die Entlastung ganz ohne Infrastrukturausbau bringen. Diese würde nicht an allen Haltestellen auf der Strecke halten und hätte daher eine etwas kürzere Reisezeit. Das im Ausschuss vorgestellte Konzept sieht vor, dass die Zusatz-S-Bahn im Abschnitt zwischen Renningen und Weil der Stadt Vorrang vor der Hermann-Hesse-Bahn erhält. Letztere endet in der Hauptverkehrszeit bereits in Weil der Stadt.

Siehe auch: Der Verkehrsinfarkt ist real

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