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Die Zahlen sprechen für sich

23.01.20 (Allgemein, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Ich persönlich freue mich für jeden Langzeitarbeitslosen, dem es gelingt, wieder beruflich Fuß zu fassen. Alte Narrative, wonach Menschen nach einigen Jahren ohne Job auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben, sind in der Realität längst widerlegt. Auch die doch recht plumpen Sprüche einiger Kritiker der wettbewerblichen Situation auf der Schiene, wonach primär „Privatbahnen“ ihre Ausbildungskosten über die Arbeitsämter finanzieren ließen, haben sich nicht bewahrheitet.

Sowohl die DB AG als auch andere Unternehmen im Markt haben immer wieder gute Erfahrungen gemacht mit Menschen, die aus anderen Berufen oder auch aus einer mehrjährigen Arbeitslosigkeit kommen. Dass jemand im Laufe seines Berufslebens in die Arbeitslosigkeit und dann ja auch relativ schnell in den Bezug von Arbeitslosengeld 2 rutscht, mag sehr viele Ursachen haben und plumpe Sprüche bringen uns da gerade im Zeitalter des Fachkräftemangels nicht weiter.

Aber dann gucken wir uns doch mal die Zahlen an: Konzernweit sind es gerade einmal 17 Personen, zehn in Nordrhein-Westfalen an den Standorten Wanne-Eickel und Köln, sieben weitere in Berlin. Bei einem Konzern mit mehreren hunderttausend Angestellten und einem gigantischen Personalbedarf in den kommenden Jahren ist das nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Auch wenn die betroffenen 17 Menschen sicher sehr zufrieden sein dürften mit ihrem neuen Beruf – und die DB AG ebenso zufrieden mit ihren neuen Kollegen. Im Bereich der Asylbewerber sieht es oft nicht anders aus. Das beste Beispiel sind die Kölner Verkehrsbetriebe, die vor einiger Zeit 13 Asylbewerber in die Busfahrerausbildung geholt haben. Diese 13 waren schon das Ergebnis einer Vorauswahl und dennoch haben gerade einmal fünf die Ausbildung durchgehalten.

Die fünf sind jetzt reguläre Angestellte mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag und einer Bezahlung nach dem branchenüblichen Tarifvertrag Nahverkehr. Aber von einer ernsthaften Lösung des massenhaften Personalproblems kann hier keine Rede sein. Man muss sich schon andere Dinge überlegen und tut es ja auch: Mit Schulpartnerschaften baut man frühzeitig den Kontakt zu potentiellen Auszubildenden her und die Zusammenarbeit mit Transfergesellschaften funktioniert auch.

Wirklich? Eine Anekdote aus Nordrhein-Westfalen: Eine Gruppe früherer Opelaner aus Bochum sollte zu Triebfahrzeugführern werden. Das klappte anfangs auch ganz gut, bis die Leute sich bei Daimler-Benz in Düsseldorf beworben haben und dort alle eingestellt worden sind. Der vermeintliche Traumberuf Lokomotivführer ist eben doch nicht für jeden was.

Gerade dann, wenn man in Konkurrenz zur gut bezahlenden verarbeitenden Industrie steht. Der Metalltarifvertrag ist eben doch attraktiver als die Eisenbahn. Deshalb ist die heimliche, nie offen ausgesprochene Hoffnung dennoch, dass wir vor einem konjunkturellen Abschwung stehen. Nur wenn Industriebetriebe nicht mehr in so großer Zahl Leute einstellen, kann die ÖPNV- und Eisenbahnbranche ihre Stellen besetzen.

Siehe auch: DB AG stellt Arbeitslose und Asylbewerber ein

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