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LNVG investiert in Zug-Modernisierungen

05.12.19 (Niedersachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

Für rund achtzig Millionen Euro lässt die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) zunächst 88 Wagen und Lokomotiven ihrer Doppelstockzüge erneuern, weitere 169 sollen folgen. Der erste modernisierte Wagen ist seit jüngstem bei der Metronom Eisenbahngesellschaft mbH aus Uelzen unterwegs. Die Doppelstockzüge erreichen jetzt nach und nach die Hälfte ihrer Lebensdauer.

„Das ist die größte Verjüngungskur auf Niedersachsens Gleisen in den vergangenen zwanzig Jahren“, sagt LNVG Geschäftsführerin Carmen Schwabl. „Wir sorgen mit der grundlegenden Erneuerung dafür, dass den Fahrgästen wieder Züge zur Verfügung stehen, deren Qualität fast an neue Fahrzeuge heranreicht.“

Diese so genannte „Hauptuntersuchung XL Doppelstockwagen (HU XL Dosto)“ werde für alle 257 Fahrzeuge, darunter je 37 Lokomotiven und Steuerwagen, voraussichtlich bis 2026 dauern. Die wichtigsten Verbesserungen: In die Wagen werden komplett neue Sitze eingebaut – im Ganzen rund 24.000 Stück. Die Sitze bekommen Klapptische mit Laptop-Halterung. An den Vierer-Sitzgruppen lässt die LNVG Steckdosen einbauen.

Das sei aus technischen Gründen nicht überall möglich, bedauert die Gesellschaft. Eine leistungsfähige WLAN-Verbindung ist ebenfalls vorgesehen. Die Wagen werden zudem mit Videoaufzeichnung ausgerüstet. Umgestaltet werden auch die Toiletten, hier kommen unter anderem Duftspender zur Verbesserung des Raumklimas zum Einsatz. Eine neue Gestaltung soll Vandalismus vorbeugen. Künftig leuchten in den Wagen energiesparende LED-Lampen.

Der Einstiegsbereich der Fahrzeuge wird heller ausgeleuchtet. Neue Innen- und Außenanzeigen sorgen dafür, dass das Fahrziel des Zuges besser lesbar ist. Für blinde und stark sehbehinderte Fahrgäste werden Tastleisten an den Türflügeln nachgerüstet. Zur Fahrgastinformation im Innenraum gibt es neue Monitore. Pro Waggon werden für bei der Erneuerung 1,8 Kilometer Kabel eingezogen.

Ein frischer Lack sorgt auch von außen für einen neuen Eindruck. Der Auftrag für die Erneuerung der ersten 88 Fahrzeuge ist an den ursprünglichen Hersteller, Bombardier Transportation, gegangen. Bombardier liefert auch die nötigen Teile für die weiteren 169 Wagen. Welche Firma den Zuschlag für den Umbau dieser Fahrzeuge bekommen wird, ist noch nicht entschieden.

Michael Fohrer, Deutschlandchef bei Bombardier Transportation: „Wir sind stolz darauf, einen Beitrag zur Verbesserung des Verkehrsangebots unseres langjährigen Partners und Kunden LNVG leisten zu dürfen. Die Fahrgäste in Niedersachsen können sich auf runderneuerte Züge mit modernen Informationssystemen, mehr Komfort und WLAN freuen.“

Fohrer weiter: „Von der Entwicklung über Bau und Instandhaltung haben wir die Fahrzeuge in den letzten rund zwanzig Jahren erfolgreich begleitet und werden diese enge Zusammenarbeit nun erfolgreich weiterführen.“ Der Wagen ist bei Metronom auf den Strecken Bremen – Hamburg, Hamburg – Uelzen und Uelzen – Hannover Göttingen unterwegs.

Torsten Frahm, technischer Geschäftsführer des Metronom sagt mit Blick auf den „Neuzugang“: „Jetzt ist es soweit: der erste generalüberholte Wagen wird in die Metronom Fahrzeugflotte eingegliedert, die weiteren werden bis 2026 folgen. Darauf freuen wir uns und sind sehr stolz, dass wir die LNVG bei diesem großen Vorhaben mit Knowhow und Tatkraft unterstützen dürfen.“

Mit Blick auf Verbesserungen wie neue Sitze und Videoaufzeichnung ergänzt Frahm: „Damit wird sich in den nächsten Jahren die Sicherheit und der Komfort für die Fahrgäste nach und nach spürbar verbessern.“ Die LNVG bestellt für rund 300 Millionen Euro im Jahr Zugfahrten in weiten Teilen Niedersachsens. Dafür stellt sie den Bahnunternehmen oft auch Fahrzeuge zur Verfügung.

Der LNVG gehören insgesamt 383 Lokomotiven, Triebzüge und Doppelstockwagen, die sie an die Eisenbahnverkehrsunternehmen vermietet. Die ersten Formen der landeseigenen Fuhrparks gab es bereits unmittelbar nach der Eisenbahnreform erstmals in Niedersachsen.

Nachdem man in den späten 1990er Jahren noch einmal Fahrzeuge für DB Regio subventioniert hat (die zuletzt auf dem RE-Kreuz Bremen zusammengezogen worden sind), ging man sehr früh den Weg, dass man Züge finanziert und dem Unternehmen zur Verfügung stellt, das die Vergabe für sich entscheidet. Entsprechend groß ist von Anfang an die Resonanz gewesen, die sich bei solchen Ausschreibungen für die LVNG bei den Bewerbern ergeben hat.

Siehe auch: Der Aufgabenträger muss sich attraktiv machen

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