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Mit mehr Geld zu mehr Qualität

24.10.19 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Investitionszyklen bringen es mit sich, dass die Umsätze der Bahnindustrie im Bereich des Rollmaterials mal größer und mal kleiner sind. Selbstverständlich stehen deutsche Hersteller in Bezug auf den hiesigen Eisenbahnmarkt dabei ebenso in Konkurrenz zu ausländischen Herstellern, so wie diese in ihren Heimatmärkten mit deutscher Konkurrenz leben müssen. Das mag für den einen oder anderen unbequem erscheinen, jedoch ist gerade das der Sinn eines europäischen Binnenmarktes.

Und angesichts der in naher Zukunft steigenden Regionalisierungsgelder ist davon auszugehen, dass auch bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen alsbald wieder mehr in den Auftragsbüchern stehen wird. Wenn die Aufgabenträger mehr Geld zur Verfügung haben, dann werden sie natürlich auch mehr Züge bestellen. Lassen wir das Problem fehlender Mitarbeiter an dieser Stelle einmal außen vor, das wurde bereits am Montag behandelt.

Dabei ist das Thema natürlich auch für die Bahnindustrie wichtig. Während gerade im Bereich des Automobilsektor Meldungen über Stellenabbau die Runde machen, können die Firmen, die Signaltechnik, Neufahrzeuge, Bahnübergänge, Stellwerke und vieles mehr liefern, durchaus davon profitieren, dass gut ausgebildete Leute auf dem Markt sind. Trotzdem: Die Eisenbahn hat in der nahen Zukunft mehr Geld zur Verfügung als je zuvor und das wird investiert.

In neue Züge, in Infrastrukturertüchtigungen und einiges mehr – die Bahnindustrie wird profitieren. Und dann ist da noch ein anderer Bereich, der in den kommenden Jahren immer wichtiger sein wird: Das After-Sales-Geschäft. Die Instandhaltung durch die Hersteller wird eine immer größere Rolle spielen, man merkt das auch an den Aufträgen, die zuletzt vergeben worden sind.

Aktuell gab es in Schleswig-Holstein einen Auftrag für Stadler, der nicht nur die Lieferung neuer Züge, sondern auch deren langfristige Instandhaltung beinhaltet. Auch Verkehrsunternehmen, ob bei der Eisenbahn oder der kommunalen Schiene, merken mehr und mehr, dass es sinnvoll ist, den Hersteller langfristig bei der Instandhaltung seiner eigenen Züge im Team zu haben.

Was waren das vor ein paar Jahren Kämpfe, die geführt worden sind und was musste man sich von einigen Bedenkenträgern nicht alles anhören? Es entstehen dauerhafte Rechtsstreitigkeiten zwischen Instandhaltungs- und Verkehrsunternehmen, auf den Leitstellen würden mehr Juristen als Eisenbahner rumlaufen und überhaupt sei alles ganz furchtbar.

Wir wissen heute – wie so oft – dass diverse Weltuntergangsszenarien nicht eingetreten sind. Dafür ist eine deutlich bessere Schiene Realität geworden. Es macht heute mehr Spaß mit dem Zug zu fahren als vor zehn oder zwölf Jahren. Das Ziel der Eisenbahnreform, die Schiene wieder zu einem ernsthaften Verkehrsträger zu machen, ist gelungen. Dafür braucht man viele starkes Verkehrsunternehmen, aber auch viele starke Hersteller, die untereinander im Wettbewerb stehen und sich deshalb gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. Dann profitieren auf lange Sicht alle.

Siehe auch: Bahnindustrie: Positive Halbjahresbilanz 2019

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