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Bahnindustrie: Positive Halbjahresbilanz 2019

24.10.19 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. zieht Bilanz für das erste Halbjahr 2019: Mit 5,2 Milliarden Euro erzielt die Bahnindustrie in Deutschland im Betrachtungszeitraum einen hohen Umsatz. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt dieser um 3,7 Prozent. „Die Bahnindustrie in Deutschland spürt die internationale Konkurrenz, spürt die ungleichen Wettbewerbsbedingungen auf dem Weltmarkt.“, sagte Michael Fohrer, VDB-Vizepräsident Fahrzeuge.

So sinkt der Exportumsatz um fünf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro, trübt die gute Gesamtbilanz. Auch im Inland generiert die Bahnindustrie mit 3,3 Milliarden Euro rund drei Prozent weniger als noch im Halbjahr 2018. Am umsatzstärksten bleibt der Bereich Rolling Stock, der rund 67 Prozent des gesamten Umsatzes ausmacht. Auf den Infrastrukturbereich entfallen rund 33 Prozent.

Der Infrastrukturumsatz steigt um sechs Prozent, insbesondere im Inland wächst der Bereich um zehn Prozent an. Die Auftragsbücher der Bahnindustrie in Deutschland sind im ersten Halbjahr 2019 wieder sehr gut gefüllt. Das Auftragsvolumen von 8,1 Milliarden Euro beschreibt einen dynamischen Anstieg von rund 25 Prozent. „Ein robuster Wachstumskurs trotz schwierigem Marktumfeld. Einmal mehr Ausdruck der Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit unserer Branche.“, so Fohrer.

Doch gerade die Stagnation im Wachstum des Infrastrukturbereichs im Heimatmarkt verwundere bei den umfassenden Vorhaben der Bundesregierung zur Kapazitätssteigerung des Schienenverkehrs und der Verdoppelung der Fahrgastzahlen. Die Ziele der Politik seien ambitioniert und richtig, doch Umsetzung und Finanzierung notwendiger Maßnahmen würden derzeit hinterherhinken. „Effektive Klimaschutzpolitik gelingt nicht ohne intelligente Klimaindustriepolitik“, so Fohrer.

Saubere Mobilität lasse sich nicht dirigistisch bis in den Familienurlaub hinein zuweisen, sagte VDB-Hauptgeschäftsführer, Ben Möbius. Vielmehr würden Innovationen das beste Angebot schaffen, das die Menschen schlicht überzeuge – und begeistere. „Die Zukunft der Mobilität ist nicht Verzicht, sondern Verheißung. Mit der digitalen Schiene gelingt die Quadratur des Kreises: Weniger Emissionen bei mehr Mobilität.“, so Möbius.

Die digitale Schiene kann bis 2030 rund 24 Millionen Tollen CO2-äquivalenter Emissionen einsparen, wenn die Verkehrsleistung sich verdoppelt. Das entspräche einem Potenzial von fast der Hälfte des laut Klimaschutzplan der Bunderegierung nötigen Emissionsminus in der Mobilität.

Für die Erreichung der Klimaziele sei es daher unabdingbar, die Infrastruktur zu digitalisieren, zu modernisieren und zu europäisieren, das Innovationstempo im Markt zu erhöhen, die urbane Mobilität auf der Schiene zu revolutionieren, Elektromobilität neu zu definieren, intelligente und leise Logistik zu realisieren, Forschung und Entwicklung auf Weltspitzenniveau zu fördern, Cybersicherheit in Europa zu gewährleisten und die globale Spitzenposition der Industrie zu stärken.

Um die geplante Mobilitätswende mit einem leistungsfähigeren und zuverlässigeren Schienenverkehr erreichen zu können, sei vor allem ein industrieller Rollout von digitalen Stellwerken (DSTW) und des European Train Control Systems (ETCS) ab 2022 dringend erforderlich. „Digitale Stellwerke und ETCS sind die Nervenstränge des modernen Schienenverkehrs.

Ohne diese geht es weder mit der Digitalisierung der Schiene noch mit klimaneutraler Mobilität voran.“, sagte VDB-Geschäftsführer Axel Schuppe. Mit einem gemeinsam erarbeiteten Konzeptvorschlag für ein industrielles Rollout DSTW/ETCS formuliert die Bahnindustrie in Deutschland einen Beitrag zur raschen Umsetzung der digitalen Schiene 4.0.

Das Industriekonzept sehe faktisch einen frühestmöglichen Austausch der Alttechnik, Aufrüstung der DSTW und Umrüstung von Schienenfahrzeugen vor. Mit den vielfältigen internationalen Erfahrungen der Bahnindustrie und einer profunden Kenntnis des Heimatmarktes werde die Aus- und Umrüstung des deutschen Schienennetzes mit digitaler Technologie in gemeinsamer Verantwortung aller Akteure eine Erfolgsgeschichte, so Schuppe.

Viele europäische Nachbarn haben bereits eine komplette ETCS-Umrüstung ihrer Bahnnetze bis 2030 beschlossen, umgesetzt unter maßgeblicher Beteiligung der Bahnindustrie in Deutschland. Dies ist nun auch in Deutschland die Aufgabe der Zukunft, denn zu einer modernen Eisenbahn gehört auch die Digitalisieriung. Damit kann die Schiene im Wettbewerb der Verkehrsträger gestärkt und die Verkehrswende vorangebracht werden.

Siehe auch: Mit mehr Geld zu mehr Qualität

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