Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Alternative Antriebe in München und Hamburg

09.09.19 (Hamburg, München) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche haben die Hamburger Hochbahn und die Münchener Verkehrsverbund (MVV) bekannt gegeben, dass sie ihr Engagement im Bereich der alternativen Antriebe konkretisieren. Mit alternativen Antrieben sind alle Motoren gemeint, die jenseits konventioneller Dieseltraktion funktionieren.

Die Hochbahn und Mercedes-Benz haben vereinbart, dass Ende 2021 die ersten zwei emissionsfrei angetriebenen Gelenkbusse mit Brennstoffzelle als Range Extender in Hamburg eingesetzt werden. Die Weiterentwicklung des eCitaro, der im November 2018 Weltpremiere in Hamburg feierte, kombiniert den serienreifen Batterieantrieb mit der Wasserstofftechnologie.

Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn: „Von der Neuentwicklung des Brennstoffzellenbusses auf der Basis des reinen Elektrobusses erwarten wir Vorteile gerade bei höheren Reichweiten. Dass nach der Weltpremiere des Elektrobusses in Hamburg nun 2021 auch die Neuentwicklung nach Hamburg kommen wird, zeigt unsere Rolle als Pionier für den Einsatz emissionsfreier Busse. Jetzt geht es darum, die Fahrzeuge möglichst schnell in großer Stückzahl auf die Straße zu bringen.“

Nach Herstellerangaben soll der eCitaro mit Brennstoffzelle als Range Extender je nach Fahrzeugkonfiguration und Ausstattung eine Reichweite von voraussichtlich bis zu 400 Kilometern besitzen. Damit könnte dieser Bustyp auch die längsten Umläufe flexibel abdecken, die die Hochbahn-Busse pro Tag zu absolvieren haben.

Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses: „Mit der Hamburger Hochbahn AG haben wir schon viele ambitionierte Projekte umgesetzt. Der eCitaro G mit Brennstoffzelle als Range Extender ist einer der entscheidenden Schritte auf dem Weg zum lokal emissionsfreien sowie extrem leisen ÖPNV mit Stadtbussen.“

Michael Westhagemannn (parteilos), Präses der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) betonte anlässlich der Unterzeichnung: „Wasserstoff ist für den ÖPNV die Antriebstechnologie der Zukunft. Gerade in Norddeutschland haben wir die besten Voraussetzungen Wasserstoff zu erzeugen und in allen Sektoren zu erproben. Nur so erreichen wir mittelfristig unsere Klimaziele.“

Die Hochbahn verfügt über langjährige Erfahrungen in der Wasserstofftechnologie. Zuletzt wurden ab 2014 Brennstoffzellenbusse auf der Innovationslinie 109 getestet und gemeinsam mit Mercedes-Benz weiterentwickelt. Die Erprobung der Fahrzeuge wurde Anfang des Jahres erfolgreich abgeschlossen. Die Erkenntnisse flossen in die Entwicklung des nun neu zu entwickelnden eCitaro G mit Brennstoffzelle als Range Extender ein.

Im Münchener Verkehrsverbund wird derweil schon im Dezember die erste Regionalbuslinie komplett in batterieelektrischer Traktion verkehren. Drei Elektrobusse drehen ab dem 15. Dezember 2019 ihre Runden auf der Linie 232 im Ortsverkehr Unterföhring. Bereits jetzt sind die Vorbereitungen für die Umstellung nahezu abgeschlossen.

In Vorbereitung auf die Umstellung der MVV-Regionalbuslinie 232 von konventionellen Dieselbussen auf Elektrobusse wurde in den letzten Monaten neben der notwendigen Ladeinfrastruktur am Betriebshof des neuen Betreibers, dem Verkehrsbetrieb Ettenhuber in Feldkirchen, auch die Ladestation an der Straßäckerallee in Unterföhring installiert.

Zudem sind die drei Batteriebusse des Herstellers Solaris zwischenzeitlich eingetroffen. Ab September startet nun ein rund dreimonatiger Testbetrieb. In dieser Zeit wird das Zusammenspiel aller Komponenten intensiv getestet, sodass zum Betriebsstart alles zuverlässig funktioniert. Neben der Erprobung der Infrastruktur wird die verbleibende Zeit auch dafür genutzt, das Personal mit der neuen Technik vertraut zu machen, die Partner im MVV und interessierte Dritte zu informieren sowie Rettungs- und Sicherheitskräfte einzuweisen.

„Hinter allen Beteiligten liegt viel Arbeit. Nun ist das Projekt auf der Zielgeraden und bislang hat alles planmäßig geklappt – das ist nicht selbstverständlich“, lobt MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch die Beteiligten. „Jetzt wächst die Vorfreude und auch der Stolz, dass die neuen Busse nun endlich auf den Straßen Unterföhrings zu sehen sein werden“.

In beiden Fällen sind allerdings öffentliche Fördergelder nötig gewesen, um die Investitionen im Vergleich zu konventioneller Dieseltraktion marktfähig zu machen. Die dahinterstehende Idee: Durch öffentliche Förderungen sollen neue Traktionsarten soviel wirtschaftlicher werden, dass sie perspektivisch auch auf dem Markt bestehen können. Ob das der Fall sein wird, muss die Zukunft zeigen.

Siehe auch: Marktfähig werden – oder beim Diesel bleiben

Kommentare sind geschlossen.