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Der Erfolg ist greifbar vorhanden

05.09.19 (Bayern, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Mehr als zehn Qualitätspunkte springt die durchschnittliche Qualität innerhalb von nur einem Jahr. Das ist bemerkenswert, sagt es doch nichts mehr über die Qualität einzelner Verkehrsunternehmen aus oder die Erfolge bestimmter erstmaliger Wettbewerbsvergaben, sondern hier zeigt sich, wie erfolgreich die Eisenbahnreform ist. Das Bestellerprinzip schlägt jetzt mit all seinen Vorteilen durch.

Es ist ja nicht mehr nur so, als ob irgendeine Nebenbahn, die vielleicht schonmal stillgelegt war oder aber kurz davorstand, jetzt mit Erfolg betrieben wird. Da ging es ja erst los, dass man Strecken, auf die die alte Bundesbahn keine Lust mehr gehabt hat, schon seit den 1990er Jahren mit Erfolg hat wiederbeleben können. Doch inzwischen ist der gesamte SPNV auf einem Niveau, das bei der alten Behördenbahn völlig undenkbar gewesen wäre.

Natürlich hat das auch damit zu tun, dass die Einführung der Regionalisierungsmittel erstmals in der Eisenbahngeschichte eine Regelung für die strukturell defizitären Betriebskosten vorgesehen waren. Die ganz es so früher nicht. Natürlich hat der Bund hin und wieder Investitionen gefördert, aber das war es dann auch. Die Regionalisierungsmittel wurden der alten Bundesbahn in ihrer heutigen Form verweigert.

Hätte man daher auch ohne Wettbewerb auf der Schiene unter dem Dach einer wie auch immer gearteten Bundesbahn ähnliche Erfolge erzielen können? Nein, hätte man nicht. Denken wir mal zehn oder 15 Jahre zurück, als DB Regio noch eine herausragende Stellung im Markt hatte. All die Mechanismen, die im Zusammenhang mit einem vernünftigen Controlling stehen, mussten mit viel Aufwand erkämpft werden.

Als der VRR vor über zehn Jahren den bundesweit ersten Qualitätsbericht rausgab, haben die üblichen Verdächtigen aus allen Rohren gefeuert: Das sei ja hochgradig unseriös, man könne doch keine Linienleistungen miteinander vergleichen und überhaupt sei das ja alles nur wegen der damals vorhandenen Rechtsstreitigkeiten zwischen DB Regio und VRR. Dazu wurden in den Anfangsjahren der Eisenbahnreform Preise pro Zugkilometer aufgerufen, die heute nicht mehr vorstellbar wären.

Durch den Marktdruck hat auch DB Regio es geschafft, sich von der Ex-Bundesbahn in ein am Markt agierendes modernes Unternehmen zu verwandeln. Aber das ging nicht, weil man da einen unerwarteten Anfall von marktwirtschaftlichem Idealismus hatte, sondern das ging, weil der lukrative Markt für Direktvergaben mit dem Abellio-Urteil verschwunden ist. Gleichzeitig stiegen, als Folge dessen, neue internationale Akteure in den Markt ein und es kam Bewegung ins Geschehen.

Im Freistaat Bayern sieht man, wie sehr die Qualität auch auf hohem Niveau in einem überschaubaren Zeitraum noch weiter steigen kann. Diese erfolgreiche Politik ist die Grundlage für eine ernsthafte Stärkung des Verkehrsträgers Schiene. Hierfür braucht man nicht nur eine ausreichende finanzielle Versorgung, sondern auch engagierte Aufgabenträger, die mit großer Ernsthaftigkeit an die Sache herangehen. Das macht der Freistaat Bayern vor und dafür meine Gratulation!

Siehe auch: Bayern: Hohe Qualität im ersten Halbjahr

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