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Die eigenen Stärken nutzen

17.06.19 (go.Rheinland, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Abgesehen von einzelnen Linien ist die SPNV-Qualität im Rheinland also insgesamt schlechter geworden. Auch wenn es eine Errungenschaft der Regionalisierung ist, dass es jetzt ernsthafte Controlling-Mechanismen gibt, so muss man sich auch auf Konsequenzen verständigen: Wie reagiert man in einem solchen Fall? Liegt es immer nur an den Eisenbahnverkehrsunternehmen? Sicherlich nicht oder zumindest nicht nur.

Natürlich kann es einzeln Betreiber geben, die Probleme haben und da sind die Aufgabenträger auch hinterher, einzugreifen. Wenn aber in einem ganzen Verbundraum, wie im NVR, die Qualität sinkt, dann muss es tiefere Ursachen geben, die über die Summe der Verkehrsunternehmen hinaus zu suchen ist. Und die gibt es: Salopp gesagt ist die Infrastruktur rund um Köln einfach nicht ausreichend. Es muss gebaut werden.

Und so strahlen Probleme aus dem Knoten Köln bis weit in die Region hinein. Einige Stunden später kommen Verzögerungen im Betriebsablauf dann wie ein Bumerang zurück in den Knoten und verursachen erneut Probleme. Seit nunmehr sieben Jahren liegt die Knotenanalyse Köln vor, man weiß also, was zu machen ist. Zumal die Knotenanalyse schon damals keine Grundlagenforschung mehr war, sondern auf Basis älterer Planungen erstellt worden ist.

Jetzt ist es an der Zeit, auch in Köln den großen Wurf zu wagen und die Infrastruktur leistungsfähiger zu machen. Gleichzeitig muss man sich Gedanken um die Frage machen, an welcher Stelle man die kommunale Schiene in die Planungen mit aufnehmen kann. Im Moment beschäftigen sich die Ausbaupläne ausschließlich mit der großen Eisenbahn, nicht aber mit einem möglichen Nutzen durch die Kölner Stadtbahn.

Dabei wäre es nicht nur naheliegend, sondern auch richtig, wenn man gerade am Kölner Stadtrand so viele Anknüpfungspunkte wie möglich schafft – um die Menschen bereits dort auf den kommunalen Verkehr umzuleiten und Verkehrsaufkommen aus dem Hauptbahnhof herauszuhalten. Darüber hinaus braucht man, und das gilt bundesweit, klare Vorrangregelungen für den pünktlichen SPNV im Vergleich zu stark verspäteten Fernzügen.

Gerade ein Regionalexpress, der nicht langsamer fährt als der ICE, dafür aber deutlich mehr Menschen transportiert und womöglich viel bessere Beschleunigungswerte hat als ein Fernzug, darf nicht unter den Problemen von DB Fernverkehr leiden. Hier müssen sich die Aufgabenträger gemeinsam mit den Nahverkehrsunternehmen (inklusive DB Regio) aufstellen und mit einer Stimme sprechen.

Denn es ist der Fernverkehr, der oftmals für Verspätungen sorgt und nicht selten kommen ein RE 1 oder ein RE 7 nur deshalb verspätet in Köln an, weil man in Hagen oder Essen einen verspäteten Fernzug hat überholen lassen. Es gilt jetzt also, die Ursachen der sich verschlechternden Zuverlässigkeit zu beseitigen, denn vergessen wir nicht: Die meisten Menschen haben eine Verkehrsalternative mit vier Gummireifen in der Garage. Die Eisenbahn muss im Wettbewerb der Verkehrsträger bestehen, und zwar indem man die eignen Stärken nutzt.

Siehe auch: NVR: Spürbare Verschlechterungen

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