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NRW: Agenda Bahnen erarbeitet Konzeptpapier

29.05.19 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Die 2017 gestartete Initiative Fokus Bahn NRW, die unter dem Motto „Wir machen das“ unterwegs ist, hat ein umfassendes Programm erarbeitet. Hier wird die künftige Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Eisenbahnunternehmen definiert, die zwischen Rhein und Weser im Auftrag der drei Bestellerorganisationen unterwegs sind. Die größte Herausforderung ist dabei die Personalakquise.

In den kommenden acht Jahren werden rund vierzig Prozent der derzeit im SPNV beschäftigten Personen in Rente gehen. Dabei dauert es im Durchschnitt 197 Tage – also weit mehr als ein halbes Jahr – um auch nur eine offene Lokomotivführerstelle zu besetzen. Bereits bis 2021 werden landesweit rund fünfhundert Triebfahrzeugführer und vier- bis fünfhundert Zugbegleiter fehlen – allein im Regionalverkehr, der Personalbedarf bei DB Fernverkehr und im Güterverkehr ist dort nicht enthalten.

Gleichzeitig steht der Regionalverkehr aber in einem großen Umbruch: Durch die Betriebsaufnahme beim Rhein-Ruhr-Express und bei der S-Bahn wechseln rund dreißig Millionen jährliche Zugkilometer den Betreiber. Hierdurch wird DB Regio als Ex-Bundesbahn endgültig zu einem Akteur unter anderen und hat keine herausragende Stellung mehr auf dem Markt. Das wiederum bedeutet, dass die unternehmensübergreifende Koordination deutlich ausgebaut werden muss.

2017 haben sich die sieben Verkehrsunternehmen zusammengeschlossen: Abellio Rail NRW, DB Regio NRW, Keolis, National Express, die Nordwestbahn, die Regiobahn und die Westfalenbahn. 2018 kamen die drei Aufgabenträger NVR, NWL und VRR hinzu. Außerdem traten im Januar 2019 die Rurtalbahn, Trans-Regio und Vias dem Bündnis bei, sodass jetzt die gesamte Branche abgedeckt ist.

Aktuell arbeitet man unter der Leitung von Joachim Künzel (Geschäftsführer des NWL) und Rainer Blüm (Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter bei Abellio Rail NRW) an fünf Projekten, die mit Vertretern der Aufgabenträger, der Verkehrsunternehmen und auch des Landesverkehrsministeriums besetzt sind. Dem Lenkungskreis unter Vorsitz von Karin Paulsmeyer (Abteilungsleiterin II im Verkehrsministerium) gehören Hans-Peter Bröhl (Gruppenleiter im Ministerium), die Geschäftsführer der drei NRW- Aufgabenträger NVR, NWL und VRR sowie der zehn Eisenbahnverkehrsunternehmen an.

Das Projekt Fokus Fahrgast erarbeitet unter der Leitung von Georg Seifert (VRR) und Sascha Zuk (Abellio Rail NRW) das Konzept einer unternehmensübergreifenden Verkehrskoordination und Fahrgastinformation. Ziel ist es, angesichts der zukünftigen Betreibervielfalt im Sinne der Kunden ein zuverlässiges Angebot und eine einheitliche Fahrgastinformation sicherzustellen.

Das Projekt Fokus attraktiver Arbeitgeber entwickelt unter der Leitung von Birgit Strecker (Kompetenzcenter Marketing) und Rebecca Viehoff (National Express) Maßnahmen zur Stärkung des Arbeitgeber-Images der Branche. Dies gilt für die öffentliche Wahrnehmung von Leistungsstärke und Bedeutung der Schiene für die Mobilität in Nordrhein-Westfalen wie für die Schaffung von geeigneten zielgruppenspezifischen Kommunikationskanälen und Maßnahmen zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter.

Das Projekt Fokus gemeinsame Qualifizierung unter der Leitung von Sabine Heinzel (Verkehrsministerium) und Carolin Beer (DB Regio NRW) erarbeitet Maßnahmen zur Erhöhung der Ausbildungszahlen und Steigerung der Ausbildungseffektivität durch Vernetzung der Verkehrsunternehmen untereinander und Initiierung gemeinsamer Qualifizierungsaktivitäten. Erste Schritte sind hier u.a. der Aufbau einer Austauschplattform zur Nutzung offener Ausbildungskapazitäten, die Analyse geeigneter Zielgruppen für die Rekrutierung, die Vernetzung mit Kooperationspartnern und die Generierung von Quick Win Maßnahmen.

Das Projekt Fokus Verkehrsverträge unter der Leitung von Heiko Sedlaczek (NVR) entwickelt Verkehrsvertragsregularien, die geeignet sind, die Personalproblematik zu reduzieren. Deutschlandweites Best Practice aus Verkehrsverträgen und Anpassung der Vergabeunterlagen nach Erfahrungsaustausch mit den Unternehmen und juristischer Prüfung sind dabei entscheidende Schritte.

Das Projekt Fokus Ausbildungskostenerstattung hat unter der Leitung von Joachim Künzel und Rainer Blüm eine Vereinbarung zur Ausbildungskostenerstattung aller Unternehmen erarbeitet, die die Kontinuität in der Ausbildung stärken sowie Abwerbeversuche verhindern soll und inzwischen von zehn Unternehmen unterzeichnet wurde.

Siehe auch: Es gibt nur eine Eisenbahn

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