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Der Dieselbus bleibt unschlagbar

07.03.19 (Allgemein, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Zwei Zahlen aus dem VRR, dem größten Verkehrsverbund Europas: Dort gibt es rund 2.200 Linienbusse in den Beständen der verschiedenen Unternehmen, etwa achtzig davon haben eine andere Traktion als die konventionelle Dieseltechnologie. Es hilft manchmal wirklich, sich nackte Zahlen und Fakten anzugucken anstatt ausschließlich den verbreiteten Narrativen nachzulaufen.

Wir sehen: Bei aller öffentlichen Förderung alternativer Antriebsarten wird klar, dass der konventionelle Dieselbus auf dem Markt unschlagbar ist und auch bleiben wird. Denn während der technische Fortschritt bei Brennstoffzellen-, Wasserstoff oder Batteriebussen mit viel zusätzlichen Steuergelder erkauft werden muss, passiert das beim konventionellen Dieselbus von selbst.

Das Marktvolumen ist groß und zahlreiche Hersteller stehen in Konkurrenz zueinander. Die Verkehrsunternehmen haben jedes Jahr hohe Investitionsvolumina, so dass sich kein Hersteller leisten kann, zurückzufallen. Es ist ein Lehrbuchbeispiel für die unsichtbare Hand des Marktes. Es gibt kein Bundesministerium für Umweltschutz, Verkehr, Forschung oder sonstwas, das die Entwicklung in diesem Bereich antreiben muss.

Das passiert von selbst. Vor einigen Jahren, kurz bevor die ÖV-Branche dem kollektiven Elektrowahn verfallen ist, haben die Kölner Verkehrsbetriebe einmal Zahlen genannt. Ja, ausgerechnet das Unternehmen, an dessen Spitze damals der langjährige VDV-Präsident stand. Ein Dieselbus aus dem Jahr 2013 hatte demnach einen Kraftstoffverbrauch von 52,5 Litern auf hundert Kilometern.

Ein Dieselbus Baujahr 2016 sollte sich mit 49 Litern begnügen. Wir reden also bei einer Zeitspanne von nur drei Jahren über eine Kraftstoffersparnis von knapp sieben Prozent. Das ist bemerkenswert, wenn man sich vor Augen führt, wie hoch ein einzelner Hybridbus gefördert werden muss, um dann etwa 15 Prozent weniger Kraftstoffbedarf zu haben.

Wenn man also Sprüche wie „Unsere Mission, null Emission“ hört, dann sollte man sich an diese Zahlen erinnern. Dann ist die Rede davon, dass man die öffentlichen Zuschüsse für alternative Traktionsarten ja nur als Anschubhilfe sehen müsse. Wie lange diese Anschubhilfe gezahlt werden muss, will niemand so richtig verraten.

Es erinnert aber ein wenig an die Erdölkonstante. Sie wissen schon: Seit siebzig Jahren ist in dreißig Jahren das Öl alle. Das Problem an der Sache ist jedoch, dass die subventionsfreie Konkurrenz, also der konventionelle Dieselbus, ebenfalls immer wirtschaftlicher wird. Man hat also eine sich immer weiter nach oben schiebende Messlatte.

Doch genau darüber wird oft vergessen, dass selbst fünf oder acht Jahre alte Dieselbusse im Linienverkehr gerade nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind. Würde man sich statt für die Subventionierung aller möglichen alternativen Antriebsarten dafür entscheiden, das Geld in einen qualitativen und quantitativen Ausbau des Angebots zu investieren, könnte man Autofahrten effektiv verhindern. Deshalb: Der Dieselbus hat nicht nur Zukunft, er wird dauerhaft die Regel bleiben. Gestehen wir es uns ein.

Siehe auch: Solaris ist Marktführer bei E-Bussen

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