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Gute neue Ideen

28.02.19 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Idee, dass man das Pönalemanagement neu organisiert, ist erstmal vernünftig. Man sollte generell seine Abläufe immer wieder einer internen Überprüfung unterziehen. Dazu gehört auch, dass man aus Erfahrungswerten bestehender Verkehrsverträge für künftige Vergaben seine Schlüsse zieht. Man lernt schließlich nie aus.

Und es ist tatsächlich fast unlogisch, wenn ein Zugausfall durch einen Selbstmörder die gleichen wirtschaftlichen Folgen für den Betreiber hat wie einer, der durch Personalmangel zustande kommt. Eine Verspätung die entsteht, weil ein Bahnübergang von DB Netz kaputt ist, ist etwas anderes als eine, die auf Fahrzeugstörungen durch mangelhafte Instandhaltung zurückzuführen ist.

Und dass der Aufgabenträger eingreifen muss, wenn die Schlechtleistungen eskalieren, ist ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Der Aufgabenträger ist eben nicht nur dafür da, alle paar Jahre die Netze A, B und C neu auszuschreiben, sondern im Alltag muss bei den Leistungen ein angemessenes Controlling durchgeführt werden.

Das heißt, dass bei zu wenigen Kapazitäten, verschmutzten Zügen etc. nicht nur die vertraglich vereinbarten Pönale fällig werden, sondern dass der Aufgabenträger das Recht haben muss, einzugreifen. Und wenn Schienen-Schultz es nicht schafft, den Laden ans Laufen zu kriegen, dann muss der Aufgabenträger sich angucken, was schiefläuft – oder eben einen Auditor des eigenen Vertrauens hinschicken, der sich das Unternehmen dann einmal genauer ansieht.

Denn seien wir ehrlich: In den letzten 15 Jahren waren viele verschiedene Unternehmen zeitweise von Schlechtleistungen oder Personalmangel betroffen. Es ist also ein Problem, das man mit Fug und Recht ein branchenweites nennen kann. Entsprechend müssen sich die Aufgabenträger aufstellen und im Zweifel eingreifen.

Es wäre zudem die Aufgabe der BAG SPNV, die Aufgabenträger miteinander ins Gespräch zu bringen, damit die verschiedenen Erfahrungswerte nicht 27 Mal gemacht werden müssen, sondern damit man voneinander lernen kann. Denn dass steigende Fahrgastzahlen kein Naturgesetz sind, hat man gesehen. Auf einmal sinkt die Zahl wieder – wenn auch nachdem es zuvor mehrere Fahrgastrekorde in Folge gegeben hat.

Aber wenn die Leistungen schlecht sind, wenn die Züge aus vermeidbaren Gründen ausfallen, dann vergrault das Leute. Wer zu oft morgens am Bahnsteig steht und vergeblich auf den ausfallenden Zug wartet, der steigt in Zukunft eben aufs Auto um. Denn vergessen wir eins nicht: Die meisten Leute haben ein Auto vor der Tür stehen.

Wir sollten uns nicht auf die Captive Rider verlassen, also auf die, die mangels Alternative ohnehin auf Busse und Bahnen angewiesen sind. Denn wenn man die vielbeschworene Verkehrswende mit der „neuen Ernsthaftigkeit“ voranbringen möchte, müssen Qualität und Leistung stimmen. Dafür Sorge zu tragen ist Sache der Aufgabenträger. Der Aufgabenträger ist der einzige Branchenakteur, der dem Gemeinwohl verpflichtet ist. Deswegen geht der VRR hier einen richtigen und sicher auch erfolgreichen Weg.

Siehe auch: VRR legt Jahresbilanz 2018 vor

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