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Streit zwischen DB Regio NRW und National Express

07.02.19 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche hat eine Betriebsanweisung von National Express für einen handfesten und öffentlich ausgetragenen Streit mit DB Regio gesorgt. Derzeit finden Schulungsfahrten statt, die Mitarbeiter von National Express begleiten Züge von DB Regio im Führerstand, um die Betriebsaufnahme weiterer RRX-Linien vorzubereiten und Streckenkunde zu erlangen.

In einer Betriebsanweisung von National Express wurden die eigenen Mitarbeiter dazu aufgerufen, im Gespräch mit Beschäftigten von DB Regio NRW über einen möglichen Arbeitgeberwechsel zu sprechen. Das fand man bei DB Regio gar nicht lustig und hat den Wettbewerber schwer kritisiert.

„Das ist schon ein starkes Stück, dass ein Wettbewerber auf diese Weise auf unsere von der DB ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugeht und damit auch unsere pflichtgemäße Erfüllung des Verkehrsvertrages bis Juni erschwert“, sagte der Vorsitzende der Regionalleitung DB Regio NRW, Andree Bach. „Diese Vorgehensweise konterkariert jegliche Vereinbarungen, zu denen wir uns als Branche in NRW zum Thema Triebfahrzeugführer verabredet haben.“

DB Regio NRW fordert National Express auf, frühzeitig und konsequent in Ausbildung zu investieren, anstatt Mitarbeiter abzuwerben. Mit der „Agenda Bahnen NRW“ haben sich im Oktober 2017 sieben Eisenbahnverkehrsunternehmen in Nordrhein-Westfalen verpflichtet, trotz des Wettbewerbs auf der Schiene zusammenzuarbeiten, um für die Fahrgäste bestmögliche Lösungen im Nahverkehr zu erarbeiten.

In der Agenda, die auch DB Regio und National Express unterzeichneten, heißt es unter anderem: „Mit der Unterzeichnung einer freiwilligen Selbstverpflichtung bekennen sich die Unternehmen zu einem fairen Miteinander und zu einer neuen Qualität der Zusammenarbeit für einen funktionierenden Nahverkehr in der Region.“

„Dazu gehört auch die gegenseitige Unterstützung bei einem Betreiberwechsel“, fügt Andree Bach hinzu, „wenn einem der Wettbewerber aber derart vor das Schienbein tritt, müssen wir kritisch überdenken, wie die Unterstützung beim anstehenden Betreiberwechsel RE5 aussehen wird.“

Das sieht man bei National Express anders. Man hat versucht, mit DB Regio NRW eine Vereinbarung zu treffen, auf deren Basis Triebfahrzeugführer bis zum letzten Betriebstag der DB Regio am 8. Juni auf der Linie RE 5 eingesetzt werden können und erst zum Tag des Betriebsstarts von National Express am 9. Juni das Unternehmen wechseln. Das Unternehmen verweist statt dessen darauf, dass man einen reibungslosen Übergang des Betriebes gewährleisten wolle.

Weiterhin wurde seitens National Express eine Vereinbarung angefragt, bei der nach der Betriebsaufnahme einzelne Fahrten der Linie RE 5 mit Beschäftigten von DB Regio durchgeführt werden sollten. Auch in diesem Fall konnte keine Lösung gefunden werden. Zum einen aufgrund mangelnder Kooperationsbereitschaft im Rahmen der Umlaufplanung, zum anderen wegen der Unwirtschaftlichkeit des Angebots.

„Wir haben uns bereits mit der DB Regio NRW, persönlich mit Andree Bach, in Verbindung gesetzt, um den Sachverhalt zu klären“, so Marcel Winter, Geschäftsführer National Express Rail GmbH. Er ergänzt: „Natürlich ist es uns wichtig, die derzeitigen auf der Linie RE 5 eingesetzten Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführer über den bevorstehenden Betreiberwechsel zu informieren. Wir haben aber allen National Express Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern gegenüber an diesem Wochenende nochmals den Zweck von Streckenkundefahrten verdeutlicht. Die Erwerbsfahrt zur Streckenkunde dient einzig und allein der Vermittlung der befahrenen Schienenwege und deren Besonderheiten.“

Winter: „Im Sinne des Betreiberwechsels hält das deutsche Unternehmen National Express Rail GmbH es für legitim, die Angestellten, die heute bereits auf der Linie RE 5 im Einsatz sind, für einen Unternehmenswechsel zu interessieren. Dies ist in gleichem Maße im Interesse der betreffenden Triebfahrzeugführer, da sie viele weitere Jahre auf ihrer Linie weiterfahren können.“

Außerdem werde so verhindert, dass die Beschäftigten aus dem Nahverkehr zu Unternehmen im Fern- bzw. Güterverkehr abwandern, die aktuell Abwerbe- und Starterprämien in Höhe von bis zu fünftausend Euro zahlen. Beide Unternehmen weisen darauf hin, dass sie im großen Stil eigene Ausbildungen finanzieren und somit sowohl Berufseinsteigern als auch Umsteigern eine Perspektive bieten. Der Personalbedarf ist branchenweit sehr hoch und betrifft alle Unternehmen.

Siehe auch: Einen Gang zurückschalten

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