Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Personalsuche auf allen Ebenen

17.01.19 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Es ist gerade ein paar Jahre, da wurde bei jeder Ausschreibung Angst geschürt: Die Jobs seien nicht sicher, die neuen Unternehmen würden die Mitarbeiter des alten Betreibers (der lange Zeit aufgrund der Marktstruktur fast immer DB Regio war) nicht übernehmen und falls doch, dann nur zu deutlich schlechteren Bedingungen. Heute wissen wir: Die Arbeitsmarktsituation entspricht dem Gegenteil dessen, was üblicherweise in Gewerkschaftskreisen angenommen wird.

Nein, ein Unternehmen wird nicht wirtschaftlicher, nur weil weniger Leute da sind. Im Gegenteil: Der Bedarf nach den Menschen, die tagtäglich an der Basis für den Erfolg der verschiedenen Unternehmen verantwortlich sind, ist überall ungebrochen groß. Und Nein, es ist ebenso ein Irrglaube davon auszugehen, dass ohne Wettbewerb der Kostendruck niedriger und die Personaldecke dicker wäre.

Im Gegenteil: Die zahlreichen Leistungsausweitungen der letzten Jahre konnten erst durch Einsparungen möglich gemacht werden. Wird der einzelne Zugkilometer billiger, kann man das Angebot qualitativ und quantitativ erhöhen. Das sicher die Grundlage für Arbeit und Beschäftigung auf der Schiene und nur die Wettbewerbserfolge der letzten Jahre haben dafür gesorgt, dass die Eisenbahnbranche einen so hohen Personalbedarf hat.

Es ist nicht mehr die Firma Schienen-Schulz über Müller-Rail, die konkrete Schwierigkeiten mit der Personalakquise haben. Es sind alle, immer wieder: In verschiedenen Regionen, in unterschiedlichen Netzen und manch einer kommt in einem Bundesland zurecht und im anderen nicht. Tatsache aber bleibt, dass die Branche mehr Mitarbeiter braucht, die sich nicht so einfach aus dem Hut zaubern lassen.

Das gilt im übrigen auch für DB Regio, auch hier braucht man Mitarbeiter. Gerade neu in den Markt eintretende Unternehmen müssen sich darüber klar sein, dass es nicht gelingen wird, die Belegschaft eines Altbetreibers einfach so zu übernehmen. Ein Blick nach Nordrhein-Westfalen zeigt das: Dort dürfte man bei DB Regio ob der schwindenden Marktanteile wohl gar nicht so unglücklich sein, denn das Problem der Mitarbeitersuche haben dann andere.

Diese anderen wiederum müssen sich klar sein, dass auch der Anruf beim Arbeitsamt – anders als nach den ersten Ausschreibungen – das Problem nicht löst. Zum einen ist die Konjunktur heute eine andere und in immer mehr Regionen herrscht faktische Vollbeschäftigung. Zum anderen sind die Fördergelder für Arbeitslose seit den Bundestagswahlen 2005 in jeder Legislaturperiode mindestens einmal gesenkt worden.

Man schickt heute lieber zwanzig Leute in den Computerkurs statt drei Leuten eine fundierte Weiterbildung zu ermöglichen. Darüber kann man lamentieren, aber auch die Eisenbahnbranche muss es hinnehmen. Es ist daher Zeit für mehr eigene Investitionen in die Ausbildung. Man muss den Wettbewerb mit anderen Branchen annehmen. Einige Länder, wie etwa Baden-Württemberg, werden Landestarifverträge brauchen, um mit Siemens und Daimler-Benz mitzuhalten. Das alles wird zu besprechen sein.

Siehe auch: Personalmangel als Branchenproblem erkannt

Kommentare sind geschlossen.