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Für eine bessere Eisenbahn

10.01.19 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Ich weiß ja nicht, wie viele hochrangige Eisenbahnfunktionäre regelmäßig zwischen Hamburg und Stuttgart, Düsseldorf und München oder Berlin und Köln mit dem ICE fahren. Tatsache aber ist, dass Eurowings und Co. gar nicht soviel Geld für Werbung ausgeben könnten, wie der Fernverkehr der DB AG es immer wieder tut. Und ja, wer hin und wieder mit dem ICE auf größeren Strecken unterwegs ist, der kann da ein Lied von singen.

Natürlich mag der eine oder andere bei der Urlaubsreise an die Nordsee auch mal gutes Bahnkarma gehabt haben, aber in der Masse kann niemand ernsthaft behaupten, der SPFV würde funktionieren. Hier gilt es, anzusetzen: Die Eisenbahn muss zuverlässiger werden und zwar deutlich vor dem für 2030 geplanten Deutschlandtakt. Zumal der Hauptkonkurrent, aller aus Mehdorns Zeiten übriggebliebenen Bodenhansa-Phantasien zum Trotz, eben gerade nicht der Inlandsflug ist, sondern das Auto.

Ich kann mit dem ICE von Bochum nach Bielefeld, von Düsseldorf nach Bonn, von Berlin nach Leipzig oder von München nach Stuttgart fahren – ich kann das aber auch mit dem Auto machen. Und wer regelmäßig Zugausfälle wegen Personalmangel hat, wer sich über die ganzen Kleinigkeiten von kaputten Türen, umgekehrten Wagenreihungen und sonst was für Sachen ärgern muss, der hat irgendwann einfach genug.

Vor dem vielzitierten Deutschlandtakt ist es notwendig, eine Eisenbahn auf die Beine zu stellen, die zuverlässige Mobilitätsverfügbarkeit für alle bietet. Wenn man nur rund zwei Drittel aller Züge im Fernverkehr pünktlich hat und diese Statistik zudem nichts darüber aussagt, wie groß die Verspätung insgesamt war, weil Anschlüsse platzen, dann haben wir ein Problem.

Im übrigen: Zehn Minuten Verspätung im Auto bleiben auch zehn Minuten. Es wird nicht mehr. Das ist bei einem verpassten Umstieg anders. Und wer das nicht nur einmal bei der ohnehin gemütlichen Fahrt in die Ferien hat, sondern wer das mehrfach die Woche auf dem Weg zur Arbeit erlebt, der stimmt irgendwann mit den Füßen ab.

Und da nutzt auch das Scheinargument der steigenden absoluten Fahrgastzahlen nichts. Schon ein Blick auf den Modal Split des Statistischen Bundesamtes macht klar, dass der ÖPNV-Gesamtverbund es mit Müh und Not schafft, beim Wachstum des Gesamtverkehrsaufkommens mitzuhalten. Busse und Bahnen werden nicht immer beliebter, sondern sie partizipieren daran, dass insgesamt mehr Fahrten stattfinden. Das mag in einer Stadt wie München oder Berlin, wo es zumindest in den Zentralbezirken guten Schienenverbindungen gibt, eine Ausnahme sein, aber bundesweit im Durchschnitt ist das nicht der Fall.

Übrigens: Wenn der VDV am 29. Januar in Berlin seine alljährliche Pressekonferenz mit den üblichen Erfolgsmeldungen abhält, dann werde ich morgens hin- und nachmittags zurückfliegen. Ich habe ob diverser größerer Verspätungserfahrungen im Kalenderjahr 2018 tatsächlich im November meine (wenn auch nicht sehr ausgeprägte) Flugangst überwunden. Mal sehen, wann ich so eine Fahrt wieder mit dem ICE machen werde.

Siehe auch: SPFV-Probleme schaden der Eisenbahn

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