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Vernünftig Personal suchen

07.01.19 (Kommentar, Schleswig-Holstein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Idee, dass einige „Bereitschaftslokführer“ Angestellte des Landes werden, die dann zu den Eisenbahnunternehmen geschickt werden, die ihre Züge nicht mehr selbst mit ausreichend Personal bestücken können, hat ihren Charme. Einerseits wäre das wohl allein durch das Angestelltenverhältnis mit der öffentlichen Hand – vielleicht sogar im Beamtenstand – für viele attraktiv. Andererseits könnte man die schlimmsten Probleme durch eine solche Verfügungsbereitschaft lösen. Die Eisenbahn würde zuverlässiger werden. Oder nicht?

Wenn es aber eine Zahl X offener Stellen gibt und so gut wie keine Bewerber, dann hieße das im Zweifel, dass die Leute bei den Eisenbahnunternehmen kündigen und sich beim Land bewerben. Das sollte nicht das erklärte Ziel sein, denn der Ruf nach staatlicher Hilfe, wenn es mal nicht so läuft, ist recht einfach, sondern zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, müsste die Maßgabe sein. Sonst sind wir schnell wieder in der Planwirtschaft, die der Wettbewerb erfolgreich abgelöst hat.

Notwendig ist breite Aufklärung darüber, was diese anspruchsvolle Tätigkeit auch bei jungen Menschen so attraktiv macht. Eine ähnliche Alternative wäre, dass das Land klare Vorgaben zur Ausbildungsquote macht. Und da die Bundesländer untereinander im Wettbewerb stehen, kann man sich auch über die Frage unterhalten, ob man nicht einfach mehr zahlt als nebenan.

Denn die Arbeit ist in Schwerin die gleiche wie in Kiel. Auch die Ostseeküste unterscheidet sich nicht großartig. Anders als die Lebenshaltungskosten: Schleswig-Holstein ist deutlich teurer als Mecklenburg-Vorpommern. So manch einer wird sich vor diesem Hintergrund überlegen, dass er doch für einen deutlich höheren Reallohn lieber in Schwerin statt in Kiel leben und arbeiten möchte. Eine Möglichkeit wäre, dass man statt eines Bundesrahmentarifvertrages einen höheren Landesrahmentarifvertrag für den SPNV zwischen den Meeren abschließt.

So wird der Wechsel aus anderen Bundesländern attraktiver und auch die berufliche Orientierung in Richtung Eisenbahn wird vor dem Hintergrund der Industriekonkurrenz vor Ort interessanter. Denn wie man es dreht und wendet: Es gibt zu wenig Lokomotivführer und deswegen ist es nötig, sich als Branche mit übergreifenden nationalen Akquisekampagnen aller Beteiligten auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu machen.

Hier ist sowohl die Branche selbst als auch jedes einzelne Unternehmen für sich gefordert. Wie bringe ich Menschen dazu, sich ganz bewusst für meine Firma zu entscheiden? Das kann an der Bezahlung, an der Planung der Dienstpläne, an der Arbeitsatmosphäre im Team und vielen anderen Dingen liegen. Und auch hier darf sich niemand einfach so rausstehlen und sagen „Unsere Zugausfälle gibt es woanders auch.“ Der Personalmangel ist kein Gottesgesetz, sondern hier ist jedes einzelne Unternehmen und jeder Geschäftsführer für sich und sein eigenes Haus verantwortlich. Umso wichtiger ist es, dass man als Aufgabenträger eine breite Betreiberlandschaft herstellt – im Zweifel eben auch über Loslimitierungen.

Siehe auch: Schleswig-Holstein: Diskussion über Personalmangel

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