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Ja zu einer besseren Infrastruktur

13.12.18 (Europa, Fernverkehr, go.Rheinland, Güterverkehr, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Soweit ich das in Erinnerung habe, gab es sowohl Planungen, mit dem ICE bis London durch den Eurotunnel zu fahren als auch Überlegungen von französischer Seite, Konkurrenzprodukte von London zumindest bis Köln anzubieten. Der Vorteil den die DB AG hätte wäre, dass man mit dem ICE 3, wenn es mit der Zulassung in anderen europäischen Staaten klappt, als einziger eine Eisenbahnverbindung zwischen London und Frankfurt am Main anbieten könnte.

Eine echte Alternative also zu den Fluglinien. Oder doch nicht? Sicherlich wäre das ein netter Effekt, aber zwischen Frankfurt und London, Berlin und Paris, Hamburg und Zürich, Düsseldorf und Dresden ist die Eisenbahn realistischerweise im Vergleich zum Flugzeug nicht konkurrenzfähig. Dennoch ist es wichtig, zwischen Aachen und Köln die Strecke zu ertüchtigen, denn hier geht es nicht mehr nur um alte Bodenhansa-Träumereien, sondern um die spezifischen Stärken des Verkehrsträgers Schiene.

Dazu gehört auch eine gute Expressverbindung zwischen Aachen und Leverkusen, Köln und Lüttich oder Düren und Bonn. Hier braucht man eine gute Infrastruktur als Grundlage dafür, dass der Fahrplan bedarfsgerecht gefahren werden kann und dass man dies mit einer angemessenen Betriebsstabilität zu tun in der Lage ist. Es zeigt aber auch, wie richtig es war, im Großraum Köln Einzelmaßnahmen zu definieren, die ihren jeweiligen Nutzen unabhängig voneinander entfalten.

Weil es eben erkennbare Vorteile schon dann bringt, wenn man nicht das Geld für die große Nummer wie Stuttgart 21 bekommt, sondern weil schon wenig Aufwand viel Nutzen nach sich ziehen kann. Und gerade rund um Köln gibt es einige notorische Engpässe, die als Verspätungsherd bis weit in die Region hinein strahlen.

Nach ein paar Stunden kommen diese dann wie ein Bumerang aus der Eifel oder dem Bergischen Land zurück und verursachen in Köln erneut Chaos. Für den Fernverkehr sind die Auswirkungen oft noch schlimmer, denn ein in Köln verspätet abfahrender Zug kann Stunden später und mehrere hundert Kilometer weiter noch schwere betriebliche Probleme verursachen.

Gleichzeitig ist die Infrastruktur in den Nullerjahren vor dem Hintergrund einer vermeintlich selbst auferlegten Börsenfähigkeit nicht mehr nach den Kriterien der Betriebsstabilität und möglicherweise steigendem Verkehrsaufkommen geplant worden, sondern nach betriebswirtschaftlich kurzfristigem Erfolg.

Eine Weiche kostet Geld und wenn sie mal ein halbes Jahr nicht fahrplanmäßig gebraucht wird, kann man sie ja ausbauen – schon wird die Infrastruktur effizienter und für potentielle Anleger attraktiver. Für die Rolle der Eisenbahn im Wettbewerb der Verkehrsträger war lange Zeit kein Platz.

Es ist erfreulich, dass sich das in der Diskussion um die Luftqualität und die Energiewende wieder zum besseren gewandelt hat. Umso wichtiger ist jetzt, dass man verfügbare Mittel abruft und Maßnahmen umsetzt, die ihren Nutzen bereits kurzfristig enthalten. Die Ertüchtigung zwischen Aachen und Köln ist daher nicht nur notwendig, sondern außerordentlich zu begrüßen.

Siehe auch: Baustart zwischen Köln und Aachen

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