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Hochbahn plant den Dieselausstieg

22.11.18 (Hamburg) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Hamburger Hochbahn AG hat ihre konkreten Pläne zum vollständigen Ausstieg aus der konventionellen Dieseltraktion an der Waterkant vorgelegt. Rund tausend Busse sollen bis zum Jahr 2030 auf alternative und emissionsfreien Traktionsformen umgestellt werden. In Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg Peter Tschentscher (SPD) nahm Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn, den ersten eCitaro von Mercedes-Benz letzte Woche in Empfang.

Hamburg ist weltweit die erste Stadt, an die dieser vollelektrische Stadtbus nach seiner viel beachteten Weltpremiere auf der IAA im September ausgeliefert wird. Peter Tschentscher: „Die Mobilität der Zukunft ist sauber, leise und komfortabel. Mit der Umstellung der Hamburger Busflotte auf emissionsfreie E-Fahrzeuge setzen wir Standards und geben der Industrie Anreize, innovative und alltagstaugliche Fahrzeuge zu produzieren.“

Im vergangenen Jahr hatte die Hochbahn die Lieferung von sechzig serienreifen Elektrobussen für die Jahre 2019 und 2020 europaweit ausgeschrieben. Die ersten dreißig Busse (20 eCitaro von Mercedes-Benz und 10 Urbino nE12 von Solaris) wurden Anfang Mai bestellt. Es war die bis dahin größte Einzelorder eines deutschen Verkehrsbetriebes für Elektrobusse. Die Lieferung der nächsten dreißig Fahrzeuge erfolgt 2020.

Henrik Falk: „Dieser Bus markiert eine Zeitenwende für eine umweltschonende Mobilität in Hamburg und in Deutschland – und das nach Plan. Mit dem ersten serienreifen Elektrobus leiten wir jetzt den Umstieg auf eine grüne Busflotte ein. Innerhalb der nächsten Dekade werden wir die komplette Flotte auf emissionsfreie Antriebe umstellen.“

Der dreitürige eCitaro hat 70 Fahrgastplätze, davon 25 Sitzplätze. Die Stromversorgung übernehmen Lithium-Ionen-Batterien mit einer Gesamtkapazität von 243 Kilowattstunden. Geladen wird das Fahrzeug auf dem Betriebshof über eine Steckverbindung. Zusätzlich gewinnt das Fahrzeug elektrische Energie durch Rekuperation: Die beiden Elektromotoren auf der Antriebsachse wandeln beim Bremsen kinetische Energie des Fahrzeugs wieder in Strom um.

Die Übergabe des Fahrzeugs in Hamburg übernahm Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses: „Die Hochbahn ist einer der anerkannten Vorreiter für alternative Antriebe im ÖPNV. Wir haben mit dem neuen eCitaro ein durchdachtes und ausgereiftes Stadtbuskonzept entwickelt, dass die Elektromobilität in Städten entscheidend vorantreibt. Wir freuen uns sehr, heute das allererste Serienfahrzeug auszuliefern.“

Von den in der ersten Tranche insgesamt bestellten dreißig Fahrzeugen erhält die Hochbahn noch in diesem Jahr drei weitere Busse. Die übrigen 26 Busse werden 2019 in Betrieb genommen. Sie werden in den normalen Linienbetrieb integriert. Hierfür müssen die Fahrzeuge vollgeladen eine Reichweite von 150 Kilometern garantieren – unabhängig von Außentemperatur, Linienprofil und anderen Einflussfaktoren.

Beispielsweise ist davon auszugehen, dass sich bei einer Außentemperatur von minus zehn Grad Celsius der Energieverbrauch verdoppelt im Vergleich zu einer Fahrt, bei der nicht geheizt werden muss. Die Fahrzeuge der zweiten Tranche, die 2020 geliefert werden, müssen schon über eine Reichweite von 200 Kilometern verfügen, damit sie ohne wirtschaftliche Einbußen in den Linienbetrieb integriert werden können.

Um dieses Ziel zu erreichen, verfügt der eCitaro über ein neu entwickeltes Thermomanagement, das den Energiebedarf für Heizung, Lüftung und Klimatisierung nach Herstellerangaben um rund vierzig Prozent gegenüber dem Citaro mit Verbrennungsmotor senkt. Der Fahrgastraum des eCitaro wird energiesparend durch eine Wärmepumpe beheizt.

Für den punktuellen Einsatz bei extremen Minustemperaturen und einer entsprechend notwendigen Reichweitenverlängerung kann optional eine kraftstoffbetriebene Zusatzheizung aktiviert werden. Den ersten Schritt in die alternativen Traktionsarten ging die Hochbahn bereits im Jahr 2013. Mit der Innovationslinie 109 wurden zahlreiche verschiedene alternative Traktionsformen umfassend getestet.

Henrik Falk: „Wenn wir die komplette Hochbahn-Flotte in einer Dekade umstellen wollen, müssen wir pragmatisch vorgehen. Gemeinsam mit Berlin haben wir vor gut zwei Jahren die Initiative Elektrobus gegründet. Mittlerweile sind dort mehr als ein Dutzend Städte vertreten. Der Erfahrungsaustausch untereinander und mit den Herstellern ist ein wichtiges Element, um weitere Fortschritte in der Antriebstechnologie zu erzielen.“

Siehe auch: Überholen ohne einzuholen

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