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Neue Ernsthaftigkeit mit Leben füllen

12.11.18 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Es ist ohne Frage erfreulich, wenn wichtige Knotenpunkte im deutschen Eisenbahnnetz jetzt in den vordringlichen Bedarf hochgestuft werden. Ja, Köln oder Frankfurt gehören zu den größten Reizpunkten im Netz und hier entstehen oft die Verspätungen, die sich dann quer durchs Land ziehen – und deren Folgen sich dann auch vor Ort im Regionalverkehr zeigen.

Nicht selten strahlt ein einzelner Verspätungsherd bis weit in die Region hinaus, wo die Probleme dann nach einigen Stunden wie ein Bumerang zurückkehren. Und die Maßnahmen, die man jetzt anpacken muss, die liegen ja auch größtenteils auf dem Tisch. Seit inzwischen fast sieben Jahren gibt es die Knotenanalyse Köln.

Und das gute ist: Die ist so strukturiert, dass die einzelnen definierten Maßnahmen ihren Nutzen unabhängig voneinander entfalten können. Das können zusätzliche Weichen oder eine signaltechnische Ertüchtigung sein, um besser ausweichen zu können. Aber auch mehr Begegnungsstellen im Gleisvorfeld sind wichtig.

Überhaupt: Was nutzt eine Rennstrecke zwischen Köln und Frankfurt, wenn der Zug dann vor den beiden Hauptbahnhöfen ständig vor Halt zeigenden Signalen steht und falls es doch mal vorangeht, kann das Gleisvorfeld nur mit geringen Geschwindigkeiten befahren werden. Da sinkt die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen den Eisenbahnknoten unverhältnismäßig stark – und da nutzen auch über 300km/h auf der Rennstrecke nicht mehr viel.

Nur eine Sache fehlt mir persönlich noch immer, wenn es um die Planungsvorhaben für die Schiene im urbanen Raum geht: Man darf die Stadt Köln nicht ausschließlich über die Anlagen von DB Netz definieren. Das reicht nicht. Man muss sich Gedanken um die Frage machen, wie man eine integrierte Gesamtverkehrsplanung hinbekommt, bei der auch die kommunale Schiene eine Rolle spielt.

In großen Städten wie Köln oder Frankfurt, ist es für Pendler klug, wenn man dafür sorgt, dass diese bereits am Stadtrand aus dem SPNV in die Stadtbahnverkehr umsteigen. Gute Anschlusspunkte, die von den Bahnhöfen am Stadtrand direkte Verbindungen in die Gewerbegebiete vor Ort schaffen, sorgen dafür, dass ein nicht geringer Teil der Pendlerströme umgeleitet wird, bevor es in den Innenstädten eng wird.

Das kriegt man aber nur hin, wenn die Verkehrsverbünde es schaffen, Planungsallianzen so aufzustellen, dass sich nicht nur DB Netz, sondern auch beispielsweise TraffiQ, die Kölner Verkehrsbetriebe oder die Hamburger Hochbahn beteiligen. Das muss jetzt der nächste Schritt sein. Es ist ja zuletzt immer wieder erfolgreich gelungen, dass verschiedene Parteien an einem Strang ziehen – weil man die Schiene nur dann stärken kann, wenn die Akteure sich ihrer Schicksalsgemeinschaft bewusst werden.

Denn auch das muss Teil der „neuen Ernsthaftigkeit“ sein, die die Verbände erst jüngst in Bezug auf die Eisenbahnpolitik der neu aufgelegten großen Koalition attestiert haben. Diese neue Ernsthaftigkeit gilt es jetzt auch, mit Leben zu füllen. Da sind ernsthaftere Zusammenarbeiten vor Ort ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Siehe auch: BMVI bringt neue Projekte aufs Gleis

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