Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Traktionsarten auf Straße und Schiene

27.09.18 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Vorweg: Ja, ich bin für eine weitgehende Abkehr von der Dieseltraktion. Zumindest auf der Schiene ist es nicht mehr zeitgemäß, Diesellokomotiven zu nutzen. Es ist notwendig, eine bundesweite Elektrifizierungsoffensive anzugehen. Hier ist aber nicht nur der Bund gefordert, auch wenn das Bundesunternehmen DB Energie natürlich im wesentlichen die ausführende Kraft sein muss. Aber auch die Aufgabenträger vor Ort müssen sich einbringen und dürfen keine rein passive Rolle einnehmen.

Gerade im Güterverkehr ist es einfach nicht zu vermitteln, dass manchmal hunderte von Kilometern unter Draht gedieselt wird, weil Teile der Strecke keine Oberleitung haben. Aber der SPNV steht dem um nichts nach: Es gibt nicht wenige Fälle, wo wegen einzelner Außenäste auch in den Städten mit Dieseltraktion gefahren werden muss, obwohl ein Großteil der Linienwege eine Oberleitung hat.

Hier muss man definitiv gegensteuern. Elektrische Traktion auf der Schiene muss die Regel sein. Jetzt gibt es natürlich Einzelkonstellationen, wo man das nicht kann: Weil Tunnelprofile zu eng sind oder weil bestimmte Brücken die Last einer Oberleitung nicht tragen können. Aber hier gehen die Hersteller in enger Kooperation mit vielen Eisenbahnverkehrsunternehmen ja schon einen entsprechenden Weg: Dass man weg vom Diesel zu einer Hybridtechnologie umsteigen kann.

Dann wird auf elektrifizierten Streckenabschnitten aus der Oberleitung nachgeladen oder man guckt, dass man Wasserstoffantrieb nutzen kann. Es gibt in jedem Fall durchaus gute Chancen, mit entsprechendem Engagement, dafür zu sorgen, dass man in den kommenden Jahren den Anteil der Dieseltraktion zumindest mal erheblich senkt. Aber was auf der Schiene geht, geht so ohne weiteres eben nicht auf der Straße.

Bei all dem Engagement, das man für den Stadtbus nutzt, bleibt eins außer acht: Auf dem Markt ist die konventionelle Dieseltechnologie noch immer unschlagbar. Und das ändert sich auch nicht so ohne weiteres, weil der technische Fortschritt in diesem Bereich nicht aufhört. Das Marktvolumen ist noch immer um ein vielfaches größer als bei allen alternativen Antrieben zusammen.

Die Hersteller stehen untereinander in Konkurrenz, sodass die F&E-Abteilungen immer wieder neue Lösungen und Verbesserungen finden müssen. Wenn man also mit Hybridbussen durch viel Fördergeld Kraftstoff einsparen kann, ist der konventionelle Bus ohne Fördergeld nicht mehr weit davon weg. Moderne Busse sind viel wichtiger als einzelne Leuchttürme für Wasserstoff- oder Elektromobilität.

Denn ja: Moderne Busse werden sauberer und wirtschaftlicher. Was nutzt es, wenn es irgendein Stadtwerkekonzern mit viel Geld schafft, eine bestimmte Linie auf E-Busse umzurüsten, wenn das Subunternehmen im Schülerverkehr parallel mit 15 Jahre alten Fahrzeugen rumfährt, deren Abgaswerte jenseits alles Akzeptablen sind? Und vor diesem Hintergrund bleibt es zweifelhaft, ob der konventionelle Dieselbus jemals ohne großartige Marktverzerrungen durch Fördergelder wird abgelöst werden können. Deshalb: Auf der Schiene ist die elektrische Traktion wichtiger.

Siehe auch: PwC: Trend weg vom Dieselbus

Kommentare sind geschlossen.