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Siemens weiht RRX-Werk ein

10.09.18 (go.Rheinland, Hessen, Nordrhein-Westfalen, NWL, Rheinland-Pfalz, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche war es soweit: Siemens hat das neue Instandhaltungswerk für die Triebzüge des Rhein-Ruhr-Express am Standort Dortmund-Eving eingeweiht. Was langjährige Diskussionen in der Planung, öffentliche Streits zwischen Aufgabenträgern und Grundsatzdabetten zur Eisenbahnpolitik mit sich gebracht hatte, kommt jetzt zum Abschluss: Siemens wird die Züge im neuen Werk instandhalten – gefahren werden sie von Abellio und National Express.

Insgesamt 75 Mitarbeiter werden für die 82 Triebzüge zuständig sein – und das über einen Zeitraum von 32 Jahren. Wenn also ein 35jähriger Mechatroniker von einem Eisenbahnverkehrsunternehmen zu Siemens wechselt, dann genießt er nicht nur die bessere Bezahlung nach dem Metaller-Tarifvertrag, sondern er kann sich sicher sein, sein Arbeitsleben dort beenden zu können. Das digitalisierte und papierlose Konzept sorgt dafür, dass die vertraglich vereinbarte Verfügbarkeit der Fahrzeuge von über 99 Prozent gesichert werden kann.

Martin Husmann, Vorstandssprecher Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, sagte auch im Namen der anderen am RRX-Projekt beteiligten Aufgabenträger, dem Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), dem Nahverkehr Rheinland (NVR), dem SPNV-Nord und dem Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV): „Ich freue mich besonders für die Fahrgäste, denn die heutige Eröffnung ist ein weiterer Schritt in die Zukunft. Für die täglich rund 2,7 Millionen Menschen, die im Schienenpersonennahverkehr im Land unterwegs sind, schaffen wir in den nächsten Jahren ein deutlich verbessertes Mobilitätsangebot. Wir erwarten, dass das neue Dortmunder Werk maßgeblich dazu beiträgt, eine bestmögliche Einsatzfähigkeit der neuen Fahrzeuge zu garantieren.“

Husmann war über Jahre die treibende Kraft hinter dem Konzept – und hat es gegen die teilweise erheblichen Widerstände auch anderer Aufgabenträger durchgesetzt. Die Züge stehen im Eigentum des Aufgabenträgers und die Instandhaltung macht der Hersteller. Dabei kann es durchaus passieren, dass die Betreiber für die zweite, in den 2030er Jahren beginnende Vertragsperiode, wechseln. Doch wer auch immer dann die Züge fahren wird, Siemens bleibt die gesamte Lebensdauer für die Herstellung verantwortlich.

„Mit unserer digitalisierten Wartung und Instandhaltung sehen wir uns als Vorreiter in der Branche und werden dafür sorgen, dass die RRX-Züge für die Fahrgäste zuverlässig zur Verfügung stehen. Dafür haben wir das Rail Service Center und die Züge mit den neusten Diagnosesystemen ausgestattet, die es uns ermöglichen, Fehler zu erkennen, bevor sie zu einer Störung im Betrieb führen können“, sagte Sabrina Soussan, CEO von Siemens Mobility.

Hierfür hat Siemens Mobility auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Dortmund-Eving rund 5,5 Kilometer Gleise verlegt sowie ein sechsgleisiges Werkstattgebäude, ein dreigeschossiges Lager- und Sozialgebäude, ein Pförtnergebäude, Außenlagerflächen und eine Außenreinigungsanlage errichtet. Sämtliche Instandhaltungsprozesse können komplett papierlos gesteuert werden.

Die Mitarbeiter erhalten ihre Arbeitsaufträge sowie alle Informationen, die sie für Reparaturen und Wartungsmaßnahmen benötigen, auf Tablets zur Verfügung gestellt. Hierfür liefern die Züge über eine Reihe von Sensoren Zustandsdaten, die kontinuierlich an das Depot gesendet und dort verarbeitet werden. Ein Zug generiert zwischen einer und vier Milliarden Datenpunkte pro Jahr.

Mithilfe intelligenter Algorithmen analysieren die Datenexperten von Siemens Mobility die Daten für jedes kritische Bauteil des Zuges. Ziel ist es, Abweichungen von der Regel zu entdecken, um daraus Fehlerprognosen zu errechnen und den Technikern in der Werkstatt akute oder terminierte Instandhaltungsempfehlungen zu geben.

Dies ermöglicht es, notwendige Maßnahmen bereits vor Eintreffen im Depot zu planen und vorzubereiten. So können Ersatzteile frühzeitig bereitgestellt und auch der Einsatz der Mitarbeiter kann koordiniert werden. Damit wird sichergestellt, dass die Zeit im Depot so kurz und effizient wie möglich ist, damit die Züge schnellstmöglich wieder für den Betrieb zur Verfügung stehen.

Die Werkstatt verfügt zudem über eine hochmoderne Fahrzeug-Inspektions-Anlage (AVI), die erstmals in Deutschland zum Einsatz kommt. Denn durch das neue Konzept hat der Hersteller ein Eigeninteresse an möglichst wartungsfreundlichen Züge. Was auch immer für Probleme auftauchen, Siemens bleibt verantwortlich – betreiberübergreifend und für die gesamte Lebensdauer.

Siehe auch: Grau ist alle Theorie

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