Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Auf der Arbeit klappt die Integration

28.06.18 (Kommentar, München, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Es ist gar nicht lange her, da hat man beim VDV große Ankündigungen gemacht: Man möchte tausend Asylbewerber in die Unternehmen holen. Da war von unterschiedlichen Maßnahmen die Rede: Praktikumsplätze einrichten, Hospitationen ermöglichen und andere Dinge, die man unbürokratisch machen kann, weil man die Menschen, die zu uns gekommen sind, ja integrieren möchte. Von regulären Beschäftigungsverhältnissen war nicht oder nur sehr selten die Rede.

Zugegeben: Ein unbezahltes Praktikum genehmigen zu lassen ist auch einfacher als jemanden einzustellen. Dennoch muss genau das am Ende aller Eingliederungsmaßnahmen stehen: Die Leute müssen sozialversicherungspflichtig und unbefristet eingestellt werden. Nach mehreren Monaten Praktikum darf man sie nicht einfach wieder nach Hause schicken und den nächsten Praktikanten holen, sondern die reguläre Übernahme muss die Regel sein.

Wenn es keine persönlichen Gründe gibt, die dagegen sprechen, muss am Ende der Arbeitsplatz stehen. In Köln hat man das vor einiger Zeit bereits vorgemacht und das Unternehmen des VDV-Präsidenten geht mit gutem Beispiel voran. Auch in München geht man jetzt diesen Weg und bietet Asylbewerbern mit gesichertem Aufenthaltsstatus die Möglichkeit, einen Beruf im Fahrdienst zu ergreifen. Warum auch nicht?

Der Personalbedarf ist hoch, das Bewerberaufkommen ist derweil oft überschaubar und jemand, der vielleicht sogar in seiner Heimat als Busfahrer gearbeitet hat, kann das sicherlich auch hier. Gleichzeitig muss man für diese Menschen auch Aufenthaltsstatuten jenseits des Asylrechtes schaffen: Wenn eines hoffentlich nicht so fernen Tages im Irak oder in Syrien der lange ersehnte friedenspolitische Durchbruch gelingt, werden viele Kriegsflüchtlinge Deutschland wieder verlassen müssen, weil der Asylgrund erloschen sein wird.

Wer aber hier in Lohn und Brot steht, braucht eine Sicherheit, die sich nicht mehr nach der politischen Lage im Herkunftsland richtet. Wer als Straßenbahn- oder Busfahrer arbeitet, der muss bleiben können. Diese Sicherheit haben sowohl die neu eingestellten Mitarbeiter verdient als auch die Arbeitgeber, die sich darauf verlassen, dass die Ausbildung nicht umsonst war.

Überhaupt wird das Thema Einwanderung bei Mangelberufen politisch viel zu wenig bespielt. Wenn es in Deutschland doch zu wenige Lokomotivführer, Busfahrer und ähnliche Berufe gibt, wieso ermöglicht man dann nicht gezielte Bewerbungen aus dem Ausland? In Südeuropa grassiert die Arbeitslosigkeit und was spricht dagegen, dass Unternehmen, die ihre freien Stellen nicht mit einheimischen Bewerbern abdecken können, gezielt in Griechenland, Italien oder Spanien Stellenanzeigen schalten?

Wo Schulabgänger keine Lehrstelle finden, wieso holen wir einen spanischen Jugendlichen nicht zu uns, wenn die Unternehmen keine jungen Leute finden? Hier gilt es, gezielt Berufsgruppen auszumachen und sich zu überlegen, wo man die Leute anwerben kann. Denn so hat Integration immer schon funktioniert: Bei der täglichen Arbeit in den verschiedenen Betrieben.

Siehe auch: München: MVG stellt Asylbewerber ein

Kommentare sind geschlossen.