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Zuverlässigkeit sicherstellen

11.06.18 (Hessen, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Wer Verkehr ernsthaft aus dem (eigenen) Auto in Busse und Bahnen verlagern will, der muss sicherstellen, dass diese auch funktionieren. Es kann nicht sein, dass verspätete und überfüllte, womöglich noch nach Schweiß und dem Frühstück anderer Fahrgäste riechende Busse durch die Stadt fahren. Denn wenn man das macht, dann wirken die Staus in den Metropolregionen unserer Republik auf einmal gar nicht mehr so unangenehm.

Und um das zu erreichen muss man gewisse Standards anbieten. Dazu gehören auch, wie bei der großen Eisenbahn, Entschädigungsregelungen für den Fall, dass die Fahrpläne nicht eingehalten werden. Busse und Bahnen sollen Mobilitätsverfügbarkeit sicherstellen. Wer als Alternative ein Gefährt mit vier Gummireifen in der Garage stehen hat, der wird sich nach ein paar unangenehmen Erlebnissen überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, allen Unkenrufen zum Trotz, dennoch einfach mit dem Auto zu fahren.

Wer aber im Fall einer größeren Verspätung einen Entschädigungsanspruch hat, dem ist dann unter Umständen im konkreten Fall auch nicht geholfen, aber der merkt, dass man sich für Probleme interessiert: Es gibt eine Stelle, an die man sich wenden kann und auch wenn das Geld nur symbolisch ist, so trägt es doch zu einem ökonomischen Eigenanreiz bei, den Fahrplan einzuhalten.

Und wenn das vielleicht oft nicht möglich ist? Aus verkehrsbedingten Gründen, weil die Stadtverwaltung es nicht schafft, Busspuren oder Ampelvorrangschaltungen in dem Maß installieren zu lassen wie es notwendig wäre? Dann gibt es jetzt zum einen ein Argument, den Bau solcher Anlagen doch voranzutreiben und andererseits einen Anreiz, die Fahrpläne seriös zu kalkulieren

Wenn man so einen Fahrplan mit heißer Nadel strickt, dann hat das Verkehrsunternehmen einen Anreiz, die Fahrzeit so kurz wie möglich zu kalkulieren: Dann spart man an den Wendezeiten an den Endstationen und wenn alles klappt, hat man sogar an den Umläufen gespart: Nur sieben statt sechs Busse. Ist doch egal, wenn die Busse dann nicht mehr so fahren wie sie sollen. Wenn dann aber regelmäßig Entschädigungen fällig werden, sieht die Sache anders aus.

Es bestätigt sich eine alte Binsenweisheit: Ökonomischer Druck erzeugt Leistung. Das gilt eben gerade auch für kommunale Monopolunternehmen, bei denen das Controlling durch den Aufgabenträger, höflich gesagt, noch deutliches Verbesserungspotential hat. Was soll auch ein kommunaler Aufgabenträger Schlechtleistungen pönalisieren, wenn die Gebietskörperschaft zugleich auch Gesellschafter des betroffenen Unternehmens ist? Aber, die ordnungspolitische Fragwürdigkeit von Inhouse-Vergaben ist ein anderes Thema.

Auch wenn es hier natürlich immer Positiv- und Negativbeispiele gibt, so gilt in jedem Fall: Wenn Verspätungen teuer werden, steigt der Anreiz, die Ursachen nachhaltig abzustellen. Und das muss doch Grund genug sein. Wir alle wollen schließlich gute Leistungen der Verkehrsbetreiber. Und wir wollen, dass möglichst viele Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Oder etwa nicht?

Siehe auch: RMV: Ein Jahr Zehn-Minuten-Garantie

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