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Stuttgart: S-Bahn auf stabilem Niveau

26.04.18 (Stuttgart) Autor:Stefan Hennigfeld

Die S-Bahn Stuttgart war im vergangenen Jahr auf einem stabilen Niveau unterwegs. Auf dem S-Bahn Gipfel des Verkehrsausschusses des Regionalverbandes Stuttgart (VRS) zeigte sich, dass auch bei einem erfreulichen, überproportionalen Anstieg der Fahrgastzahlen auf insgesamt 128 Millionen Fahrgäste im Jahr 2017 Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit auf stabilem Niveau gehalten werden konnten.

Allerdings lagen die erreichten Werte erneut unterhalb der vereinbarten Ziele. Es bleibt eine permanente Aufgabe, die Zielwerte trotz auftretender Störfälle etwa durch Baustellen und den Mischbetrieb auf den Strecken zu erreichen. Nach den Ergebnissen der S-Bahn Qualitätsmessung lag die Pünktlichkeitsrate für Züge mit bis zu drei Minuten Verspätung im vergangenen Jahr bei 88,2 Prozent (2016: 88,3 Prozent), bei Verspätungen bis zu sechs Minuten bei 96,7 Prozent (2016: 96,6 Prozent).

Eine Kundenzufriedenheitsstudie ergab, dass die Fahrgäste die Pünktlichkeit mit der Schulnote 3,0 leicht besser beurteilten als im Jahr davor (Note 2016: 3,2). „Der Verband Region Stuttgart hat in den vergangenen Jahren gezielt Maßnahmen zur Verbesserung des S-Bahn Betriebs eingeleitet. Sie wirken sich stabilisierend auf die Pünktlichkeit der Züge aus, ohne dass wir damit schon zufrieden sein können“, sagte Regionaldirektorin Nicola Schelling.

Der Verband hat zehn zusätzliche Fahrzeuge zum Einsatz gebracht, die zur Kapazitätssteigerung beitragen und zudem Zeitersparnisse an Wendepunkten ermöglichen. Dennoch seien weitere Verbesserungsmaßnahmen unbedingt notwendig, so Schelling. Vorrangig seien dabei die Schritte mit Land und Bahn in Richtung „Einführung der digitalen Signalsteuerung ETCS, insbesondere auf der Stammstrecke.“

Dirk Rothenstein, Vorsitzender der S-Bahn Stuttgart, berichtete auf dem S-Bahn Gipfel über die eingeleiteten Maßnahmen. Sein Resümée: „Das Wirtschaftswachstum mit dem Boom an Arbeitsplätzen und das sich ändernde Bewusstsein bezogen auf umweltgerechte Mobilität haben der S-Bahn 2017 einen Fahrgastrekord beschert.“

Im gleichen Atemzug führte er aber auch aus: „Das stellt uns bei der Betriebsqualität vor immer größere Herausforderungen. Durch die limitierten Zugzahlen auf der Tunnelstammstrecke als auch durch den hohen Anteil an Strecken, die sich die S-Bahnen mit anderen Zügen teilen müssen, haben wir nur begrenzte Handlungsspielräume. In diesem Zusammenhang gilt für uns die Maxime ‚Jede Sekunde zählt‘. Wir werden zusammen mit allen Beteiligten auch in den kommenden Jahren intensiv daran arbeiten, die Stabilität weiter zu erhöhen und die Fehlerquoten zu minimieren.“

An Werktagen fahren mittlerweile rund 790 S-Bahnen täglich in der Region. Mit der Umsetzung weiterer Verkehrsverbesserungen werden künftig bis zu 950 Züge auf der bestehenden Schieneninfrastruktur unterwegs sein, die in Spitzenzeiten bereits heute an Kapazitätsgrenzen stößt. In der Diskussion verwies Rainer Ganske (CDU) darauf, dass die S-Bahn und damit auch der Verband Region Stuttgart ein Opfer des eigenen Erfolgs seien.

„Wir haben viel getan und den Negativtrend bei der Pünktlichkeit gestoppt.“ Jetzt müssten auch die anderen Beteiligten Geld in die Hand nehmen, um den 30-Minutentakt bei den Zubringerbussen an den 15-Minutentakt der S-Bahn besonders in den Hauptverkehrszeiten anzupassen. Für Eva Mannhardt (Grüne) ist es nicht akzeptabel, „dass es in einzelnen Landkreisen noch zu viele Erschließungslöcher für den ÖPNV gibt.“

Auch die unzureichenden Fahrgastinformationen in verschiedenen Apps müssten schnellstmöglich zusammengeführt werden. Thomas Leipnitz (SPD) kritisierte, dass die Pünktlichkeitswerte „auf der Stelle treten“ und der Zustand der Infrastruktur sowie die Leit- und Sicherheitstechnik zu wünschen übrig ließen. Zudem regte er an, die Modellvielfalt bei den Rolltreppen zu reduzieren, um Reparaturen schneller erledigen zu können

Vom „gemeinsamen Interesse, mehr Menschen den ÖPNV nutzen zu lassen“ sprach Bernhard Maier (Freie Wähler). Wolfgang Hoepfner (Linke) bezeichnete die Anstrengungen zur Verbesserung der Pünktlichkeit als eine „Aufarbeitung von Sünden der Vergangenheit“, in der Investitionen nur unzureichend getätigt wurden. Für Armin Serwani (FDP) ist auch eine Drei-Minuten–Pünktlichkeit von 88 Prozent eine Zahl, bei der jeder Autofahrer neidisch würde. Doch das Nahverkehrsangebot „in der Fläche“ müsse unbedingt verbessert werden. Hier sind weitere Planungen für die Zukunft abzuwarten.

Siehe auch: Das Grab für Geld und Schienen

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