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Sie lernen es einfach nicht!

05.03.18 (Fernverkehr, Kommentar, NWL, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Geht das schon wieder los? Das Thema ist ja nicht neu. Schon vor zweieinhalb Jahren hat der NWL öffentlich erwogen, die Linie RE 16 zwischen Hagen und Siegen in der Ende kommenden Jahres startenden neuen Vertragsperiode deutlich zu reduzieren: Nur noch alle zwei Stunden sollte es eine Fahrt auf der Ruhr-Sieg-Strecke an den Lenneauen geben, in der jeweils alternierenden Stunde sollte ein „InterCity“ genannter Zug der DB AG fahren, für den der NWL bezahlt.

Das ist natürlich ein Bruch des Vergaberechts, aber wen juckt das schon? Inzwischen wissen wir allerdings, dass man einen unterschriftsreifen Vertrag erst in letzter Sekunde doch nicht unterzeichnet hat, weil man wusste, eine mögliche Klage nicht gewinnen zu können. Und jetzt? Jetzt sollen die ausgeschriebenen Leistungen im Rahmen der vertraglich möglichen Abbestellungen storniert werden und dafür soll wiederum ein Zug der DB AG fahren, den der NWL zahlt?

Die Lernresistenz ist bemerkenswert. Sowas gibt es in dieser Form wohl wirklich nur bei der öffentlichen Hand. Es ist gerade mal ein Jahr her, da wollte man beim NWL zwischen Hamm und Kassel ähnliches tun – und ist vor der Vergabekammer erbärmlich baden gegangen. Aber stellen wir uns hier mal eine andere Frage: Jedes Jahr ist Abellio bei den Qualitätsberichten des NWL Sieger, in der Regel mit Abellio Rail NRW und der Westfalenbahn sogar Doppelsieger.

Welchen objektiv nachvollziehbaren Grund gibt es also, einen Qualitätsführer so erkennbar illoyal zu behandeln? Denn was da stattfindet, nehmen ja auch andere Betreiber zur Kenntnis. Offensichtlich ist der NWL immer wieder versucht, RE-Leistungen abzubestellen, zu kürzen oder was auch immer. Nur in der Hoffnung, irgendeinen dubiosen Deal abschließen zu können, wonach man Züge hat, die sich dann InterCity nennen.

Bei künftigen Ausschreibungen werden Bewerber das berücksichtigen. Manch einer wird seine Manpower dann in andere Regionen bringen: Denn es kann ja niemand nachvollziehen, wie schnell es geht, bis man beim NWL den eigenen Dienstleistern wieder von hinten ein Messer in den Rücken haut, wie man das jetzt mehrfach versucht hat. Aber in einem kapitalintensiven Geschäft wie der Eisenbahn braucht man Verlässlichkeit.

Gerade deshalb ist es mehr als nur verständlich, wenn andere Unternehmen ihre berechtigten Ansprüche durchsetzen und sich nicht einfach vom Hof machen, sobald der NWL was vermeintlich besseres gefunden hat. Dabei ist die Grundidee durchgehender Züge aus dem Ruhrgebiet über Hagen und Siegen nach Frankfurt am Main ja gar nicht falsch. Aber dann bitte: Schreibt es aus!

Dann müssen sich VRR, NWL und RMV darauf einigen, die bislang aus Essen bzw. Frankfurt kommenden und in Siegen endenden Züge miteinander zu verbinden. Dazu braucht man aber keinen „InterCity“, sondern hier kommt das Vergaberecht zur Anwendung. Warum man außerstande ist, sich darauf zu einigen, aber immer wieder mit der DB AG kungeln will, lässt sich sachlich nicht nachvollziehen. Argumentativ spricht überhaupt nichts dafür, aber was dann?

Siehe auch: Ruhr-Sieg-Strecke: NWL will wieder InterCity alimentieren
Foto: Abellio GmbH

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