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Der Erfolg gibt dem VRR recht

01.03.18 (Kommentar, Verkehrspolitik, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Das verflixte siebte Jahr nach dem Abellio-Urteil liegt gerade hinter uns. Erinnern Sie sich an Verlautbarungen aus der Periode unmittelbar danach? Von einem Erstellermangel war die Rede, dass „der Markt“ überfordert sei vom hohen Vergabevolumen. Was sehen wir jetzt beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr? Ein einzelner Aufgabenträger, wenn auch der größte in der Europäischen Union, hat sieben verschiedene Betreiber auf der Schiene.

Ist das der Mangel an geeigneten Bewerbern? Nein, es ist der Erfolg marktwirtschaftlicher Politik. Natürlich muss ein Aufgabenträger so handeln, dass er mit seinen Vergaben attraktiv für die Unternehmen ist. Aber das tut der VRR seit Jahren.

Nachdem es infolge der ausbrechenden Finanzkrise im Jahr 2008 Probleme bei der Fahrzeugfinanzierung gab, weil die Weiterbeschäftigung der Züge nach einer Vertragsperiode nicht mehr gesichert schien, hat man das Finanzierungsmodell nach dem Prinzip Sales-and-Lease-Back ausgearbeitet: Der Betreiber sollte weiterhin den Hut aufhaben, wenn es um die Fahrzeugbeschaffung geht, aber die Finanzierung lief mit der hohen Kreditwürdigkeit der öffentlichen Hand.

Natürlich optional: Wenn jemand selbst in der Lage ist, am Markt eine günstigere Finanzierung zu kriegen – und das war bei DB Regio in der Vergangenheit regelmäßig der Fall – dann ist auch diese Option offen. So kann jeder seine Stärken optimal ausarbeiten. Als erstmals im Zusammenhang mit dem Rhein-Ruhr-Express von Herstellerwartung gesprochen wurde, hieß es gelegentlich, die Bieter würden ausbleiben.

Wenn ein Eisenbahnverkehrsunternehmen keine oder keine ausreichende Kontrolle mehr über die Qualität des eigenen Produktes ausüben kann, dann bleibt es weg. Auch das war anders: Sowohl der Rhein-Ruhr-Express als auch die S-Bahnvergabe hatten große Resonanz unter den potentiellen Betreibern. Zahlreiche Hersteller sind ebenso interessiert wie Betreiber der Verkehrsleistungen.

Irgendwas muss der VRR also goldrichtig machen, sonst wäre der Eisenbahnverkehr an Rhein und Ruhr nicht so erfolgreich wie er ist. Und das hat mit der Vergabepolitik der letzten Jahre zu tun. Natürlich muss ein Aufgabenträger verlässlich sein: Was angekündigt wird, muss umgesetzt werden. 2008 haben die damals existierenden Aufgabenträger in Nordrhein-Westfalen einen Ausschreibungsfahrplan vorgelegt, von dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits bekannt war, dass er nicht einhaltbar ist.

Aber bis was neues aufgestellt wird, so hieß es damals, habe dieser Fahrplan Bestand. Solche Zustände hat man hinter sich gelassen, auch das ist ein Grund für Unternehmen, sich beim VRR um Leistungen zu bewerben. Denn vergessen wir nicht: Das Eisenbahngeschäft ist besonders kapitalintensiv und das bei relativ geringer Rendite.

Das heißt aber auch, dass das Handeln desjenigen, der die Aufträge vergibt, berechenbar sein muss. Alles in allem hat der VRR, im Gegensatz zu so manch anderen, eine Mixtur gefunden, die für Betreiber, Fahrgäste und Beschäftigte passt. Martin Husmann übergibt seinem Nachfolger Ronald Lünser Anfang 2019 ein bestelltes Feld.

Siehe auch: VRR stellt Jahresbilanz 2017 vor
Foto: Reinhold Möller

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