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VRR stellt Jahresbilanz 2017 vor

01.03.18 (Verkehrspolitik, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Am gestrigen Mittwoch hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR) zur Jahrespressekonferenz nach Gelsenkirchen eingeladen. Vergangenes Jahr stieg die Zahl der Fahrten um 0,2 Prozent auf 1,151 Milliarden. Die Markteinnahmen stiegen um 2,1 Prozent auf 1,264 Milliarden Euro: 26,2 Millionen Euro mehr als 2016. Der Einnahmeanteil bei den Stammkunden liegt mit 959,4 Millionen Euro bei 76 Prozent. Somit bilden die Tarifangebote im Sektor der Zeitkarten nach wie vor die wesentliche Ertragssäule.

„Mit unserer Einnahmen- und Fahrten-Bilanz 2017 sind wir im VRR sehr zufrieden und liegen mit dieser Entwicklung erneut auch im deutschlandweiten Positivtrend des öffentlichen Nahverkehrs“, erklärt VRR-Vorstand José Luis Castrillo. „Für diese erfolgreiche Bilanz besteht die Herausforderung darin, einen marktgerechten Nahverkehrstarif anzubieten“, so Castrillo.

Um Fahrgästen den Zugang zum ÖPNV zu erleichtern, hat der VRR in den letzten Monaten mit Next-Ticket einen neuen elektronischen Tarif entwickelt, mit dem der Verbund eine neue Ticket-Generation auf den Weg bringt. Dieser Tarif wird im Rahmen des mehrmonatigen Praxistests direkt über ihr Smartphone zur Verfügung gestellt. Ab heute erhalten die 4.131 bis dato registrierten Testkunden die App des Praxistests, die sie ab heute für die erste Fahrt nutzen können.

Zum zwölften Mal dokumentiert heuer der SPNV-Qualitätsbericht die verbundweite Qualität auf der Schiene. Er zeigt auf, wie sich die Linien im Vergleich zum Vorjahr entwickelt haben und an welchen Stellen Handlungsbedarf besteht. Er liefert außerdem einen Überblick, wie zufrieden die Nahverkehrskunden mit den angebotenen Leistungen sind. Die Fahrgäste profitieren seit dem letztjährigen Fahrplanwechsel auf insgesamt 25 SPNV-Linien im VRR von zusätzlichen Zugfahrten.

Der VRR erweitert im Bereich der S-Bahn-, RE- und RB-Verkehre seine Leistungen im Spätverkehr um rund eine Million zusätzliche Zugkilometer. Die Maßnahmen sind Bestandteil des Nahverkehrsplans 2017, mit dem der VRR den SPNV in der Region ausgestaltet. Als siebter SPNV-Betreiber im VRR-Gebiet hat Vias die Regionalbahn-Linien RB 34 zwischen Mönchengladbach und Dalheim sowie RB 39 zwischen Bedburg und Düsseldorf zum Fahrplanwechsel 2018 übernommen und betreibt das jährlich rund 850.000 Zugkilometer umfassende Erft-Schwalm-Netz.

Dabei hat die Qualität der Leistungen insgesamt nicht das gewünschte Niveau erreicht. Über alle Produktgruppen hinweg sind die Linien 2017 unpünktlicher unterwegs gewesen als 2016. Aufgrund des Schmierfilms durch Laub und der jahreszeitlichen Verschmutzung auf den Gleisen fuhren die Züge insbesondere im November häufiger verspätet. Die S-Bahnen sind weiterhin die pünktlichsten Linien im VRR.

Im Jahresdurchschnitt sind sie knapp über eine Minute verspätet. Besonders pünktlich war die Linie S 4. Sehr stark verspätet fuhren die Züge der Linien RE 7, RE 11, RE 1 und RE 5, die weiterhin häufig vom Fernverkehr überholt und aufgehalten werden. 2017 fielen häufiger als im Vorjahr Züge unvorhersehbar aus. Im Mai resultierte dies aus einem ICE-Unfall in Dortmund, durch den zahlreiche Linien zwischen Dortmund oder Essen umgeleitet wurden bzw. gar nicht fuhren.

Arg geplagt waren die Fahrgäste der RB 36 im September, als jede vierte Fahrt personalbedingt ausfiel. Der Zustand der Fahrzeuge verbesserte sich 2017. Dies lag unter anderem daran, dass sich die Außenhüllen der Züge im Vergleich zum Vorjahr sauberer zeigten. Die Funktionalität der Toilettenräume fiel schlechter aus als 2016.

„Ein großes Manko ist wie bereits in den Vorjahren die abweichende Zugbildung“, erklärt Martin Husmann, Vorstandssprecher des VRR. „2017 gab es mehr Fahrten als im Vorjahr, bei denen den Fahrgästen weniger Sitzplätze zur Verfügung standen als vertraglich eigentlich vorgesehen.“ Besonders negativ fielen die Linien RE 11, RB 27, RB 38, RE 6, S 68, RE 17 und RE 57 (alle DB Regio) auf, bei denen zwischen 14 und 56 Prozent aller Zugkilometer mit weniger als den geforderten Sitzplätzen gefahren wurden.

Nur sehr selten mussten die Fahrgäste auf den Linie S 7, RB 44 und RB 45 verminderte Kapazitäten hinnehmen. Husmann appelliert an die Betreiber: „Hier muss im Interesse der Fahrgäste dringend nachgebessert werden.“ Die großen Gewinner der Qualitätserhebung sind erneut Abellio und die Düsseldorfer Regiobahn. Die Linien der Unternehmen teilen sich die vorderen Plätze. Doch wer rastet, der rostet: In diesem Jahr haben alle Unternehmen eine neue Chance auf den ersten Platz.

Siehe auch: Der Erfolg gibt dem VRR recht

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