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VDV: Zufrieden mit 2017

05.02.18 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat sich in der letzten Woche in Berlin zufrieden mit dem Gesamtjahr 2017 gezeigt. Die Fahrgastzahlen sind, unabhängig von der Frage nach dem Modal Split, erneut gestiegen. Insgesamt nutzten im vergangenen Jahr 10,32 Milliarden Kunden die Angebote des Nahverkehrs und sorgten im zwanzigsten Jahr hintereinander für einen Fahrgastrekord bei den Mitgliedsunternehmen des Verbands.

Traditionell werden die Zahlen des VDV im Frühjahr vom Statistischen Bundesamt noch einmal nach oben korrigiert. Das hat zwei Gründe: Zum einen gibt es Verkehrsunternehmen, die dem VDV nicht angehören und daher nicht in die Berechnung einfließen. Zum anderen sind die Zahlen für das vierte Quartal so früh im Jahr stets hochgerechnet – und das sehr konservativ. Der Fahrgastzuwachs liegt bei 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und fällt damit etwas geringer aus als im bisher absoluten Rekordjahr 2016, als die Fahrgastzahlen um 1,8 Prozent stiegen.

„Auf diesem hohen Gesamtniveau nochmal 140 Millionen Kunden mehr zu befördern als im Vorjahr ist eine starke Leistung der gesamten Branche. Doch wir könnten noch weiter und stärker wachsen, wenn wir nicht vielerorts bereits an Kapazitätsgrenzen stoßen würden. Wir brauchen die Verkehrswende und mehr Investitionen in den Kommunen und Ballungsräumen. Die bisherigen Verhandlungen von CDU/CSU und SPD machen uns Hoffnung, dass die Bundespolitik das auch endlich erkannt hat“, so VDV-Präsident Jürgen Fenske.

Die Ticketeinnahmen der ÖPNV-Unternehmen stiegen im letzten Jahr um 3,3 Prozent auf insgesamt 12,78 Milliarden Euro. „Eine weitere positive Entwicklung bei den Einnahmen ist von zentraler Bedeutung für die Branche. Denn die Unternehmen investieren quasi jeden Euro aus den Fahrgeldeinnahmen direkt wieder in den Betrieb. Da wir immer mehr Kunden befördern, benötigen wir dafür mehr Personal und mehr Fahrzeuge und müssen zusätzliches Geld für die Instandhaltung unserer Fahrzeugflotten und technischen Anlagen ausgeben“, so Fenske.

Die steigenden Ausgaben durch das wachsende Angebot und die zunehmenden Instandhaltungskosten wirken sich auf den Kostendeckungsgrad im ÖPNV aus. Zwar stieg dieser zuletzt von 76,1 auf 76,3 Prozent nach vier Jahren erstmals wieder leicht an. Trotzdem können häufig dringende Investitionen in den Nahverkehr nicht getätigt werden, weil das Geld fehlt.

„Unser großes Problem ist der hohe Sanierungsstau bei den technischen Anlagen, Gleisen, Tunneln und Bahnhöfen. Durch die nach wie vor angespannte Haushaltslage der Kommunen fehlt dort oft der finanzielle Spielraum für notwendige Investitionen. Hier muss die neue Bundesregierung handeln und die Kommunen entsprechend unterstützen“, so Fenske.

Die Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD haben erste wichtige Ergebnisse gebracht, mit denen die Verkehrssituation in den Städten und Ballungsräumen nachhaltig verbessert werden kann. So einigten sich die Parteien darauf, das für große Bauvorhaben im ÖPNV wichtige GVFG innerhalb der neuen Legislaturperiode schrittweise bis auf eine Milliarde Euro pro Jahr erhöht werden soll.

Darüber hinaus soll auch der vom Bund beschlossene Fonds für nachhaltige Mobilität in den Kommunen nicht nur einmalig aufgelegt werden, sondern dauerhaft zur Verfügung stehen. Der Fonds enthält eine Milliarde Euro und dient dazu, Maßnahmen zu fördern, die der Verbesserung bei der Luftreinhaltung und dem Klimaschutz im städtischen Verkehr dienen.

In diesem Zusammenhang sprach man noch ein weiteres Thema an: Jobtickets, die vom Arbeitgeber finanziert werden, müssen als geldwerter Vorteil versteuert werden. Das will man beim VDV abschaffen. Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff: „Durch die Befreiung der ÖPNV-Jobtickets von der Einkommensteuer kann der Gesetzgeber einen wichtigen Anreiz setzen, um noch mehr Berufspendler zum Umstieg auf den umweltfreundlichen Nahverkehr zu bewegen.“

Die Steuerbefreiung für Jobtickets im ÖPNV wurde im Jahr 2004 vom Bund abgeschafft. Seitdem können nur noch Tickets bis zu einem Betrag von 44 Euro pro Monat abgabenfrei gewährt werden. Gerade für die zunehmende Zahl an Pendlern, die längere Wege zur Arbeit zurücklegen müssen und damit mehr als 44 Euro monatlich für ein Jobticket zahlen müssten, ist die Bus- und Bahnnutzung preislich somit weniger attraktiv. Das könnte sich mit einer höheren Steuerbefreiung ändern – und sollte von der Politik beachtet werden.

Siehe auch: Die gesamtstaatliche Aufgabe wahrnehmen

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