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BaWü: Zwischenbilanz zum Aktionsplan

01.02.18 (Baden-Württemberg) Autor:Stefan Hennigfeld

In Baden-Württemberg wurde dieser Tage eine erste Zwischenbilanz zum Aktionsplan Nahverkehr gezogen. In dessen Rahmen haben das Verkehrsministerium, der Aufgabenträger NV.BW sowie DB Regio einige gemeinsame Maßnahmen vereinbart, um den SPNV im Ländle zuverlässiger und besser zu machen – und zwar kurzfristig. „Wir sind insgesamt besser geworden, aber wir sind immer noch nicht da, wo wir sein wollen. Deswegen setzen wir den Aktionsplan 2018 fort und lassen in unserem Engagement für eine gute Leistung für alle Fahrgäste auf keinen Fall nach“, sagt Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG.

„Weiterhin erhalten wir viele Beschwerden über die mangelnde Qualität auf einigen Strecken, gleichwohl haben wir auf anderen Strecken Verbesserungen erzielt. Neuralgische Punkte wie die Bereitstellung von genügend Wagen und Personal führen immer noch zu Unpünktlichkeit, zu kurzen Zügen bis hin zu Ausfällen im regionalen Schienenverkehr. Im Sinne der Fahrgäste fordere ich dauerhaft spürbare Verbesserungen“, so Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nach einem Gespräch mit dem DB Regio Vorstand.

Hermann weiter: „Um sich ein Bild von der Lage der Pendlerinnen und Pendler zu machen, habe ich die DB Regio Spitze, Herrn Sandvoß, Herrn Hantel und Herrn Weltzien, zu gemeinsamen Fahrten auf den Problemstrecken aufgefordert. Die Fahrten werden in den kommenden Wochen stattfinden.“ Die Erfüllungsquote (Zahl der bestellten und gefahrenen Züge) lag im Jahr 2017 bei 98,9 Prozent. Die Quote der eigenverschuldeten Zugausfälle (bezogen auf Kilometer) lag dabei bei 0,7 Prozent. Die Zahl der Komfortstörungen wie defekte Türen, Beleuchtung oder Toiletten nahm im zweiten Halbjahr im Vergleich zum ersten Halbjahr um rund ein Drittel ab.

Auf der von Problemen besonders betroffenen Frankenbahn hat sich die Pünktlichkeit im vierten Quartal 2017 gegenüber Vorjahr spürbar, aber noch nicht ausreichend verbessert. Die Quote der Zugausfälle ging leicht zurück. Auf der bereits stark ausgelasteten Filstalbahn hat DB Regio zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt und den Fahrplan angepasst, so dass deutlich mehr Züge pünktlich ihr Ziel erreichen konnten.

Aber auch hier sind weitere Anstrengungen erforderlich. Um die Qualität zu stabilisieren, wurden unter anderem Fahrzeuge und Personale von DB Regio aus anderen Bundesländern eingesetzt; so arbeiten derzeit über dreißig Lokführer aus anderen Regionen in Baden-Württemberg, zudem werden Züge auch in Werkstätten anderer Regionen repariert und instandgehalten. 2017 führte DB Regio für Pendler auf besonders betroffenen Strecken Entschädigungsaktionen mit einer Gesamtsumme von rund 1,8 Millionen Euro durch, von der mehr als 14.000 Fahrgäste profitierten.

Zudem konnten Fahrgäste des Nahverkehrs bei Ausfall ihrer Züge auf Strecken, auf denen parallel auch der Fernverkehr fährt, diesen häufig ohne Zuzahlung nutzen. Beschlossen ist bereits der Aufbau eines Flexi-Teams – Triebfahrzeugführer, die je nach Bedarf an verschiedenen Einsatzstellen unterstützen. Wenn ab März die Höllentalbahn für neun Monate komplett gesperrt ist, können zum Beispiel knapp zwei Dutzend Lokführer an anderer Stelle eingesetzt werden, einige ausschließlich auf der Frankenbahn.

Die Westfrankenbahn übernimmt zudem Leistungen von Heilbronn aus. Parallel läuft die Rekrutierungskampagne für Triebfahrzeugführer weiterhin auf Hochtouren. Ziel ist es, dass 2018 mehr als 120 Lokführer ihre Ausbildung abschließen und dann in Baden-Württemberg unterwegs sein werden. Der bereits laufende Einsatz von dreißig zusätzlichen Kräften aus anderen Bundesländern soll über die bislang vereinbarten sechs Monate hinaus möglichst verlängert werden.

Nach intensiven Analysen von wiederholt auftretenden technischen Problemen bei bestimmten Fahrzeugtypen werden die Lokführer nun laufend darin geschult, kleine Reparaturen selbst vorzunehmen. Damit soll vermieden werden, dass Wagen bei jeder Störung in die Werkstatt müssen. Die Werkstatt Ulm hat indes noch einmal technisch aufgerüstet und ist mit einer modernen Maschine zur Radsatzbearbeitung schneller als bisher in der Lage, Radreifen zu reprofilieren.

Züge sind schneller wieder im Umlauf. Zur besseren Fahrgastinformation wurde bereits im März 2017 bundesweit der DB Streckenagent eingeführt; eine App, die Pendler individuell und per Push-Nachricht über Verspätungen, Zugausfälle und Reisealternativen informiert. Dieses Projekt wird im neuen Jahr weiter ausgebaut.

Siehe auch: Leute finden ist gar nicht leicht

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