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Aufräumen, Schlüsse ziehen und aus Friederike lernen

25.01.18 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Herbst 2017 gab es innerhalb weniger Wochen zwei Sturmereignisse, bei denen der Eisenbahnverkehr zumindest teilweise gelitten hat. Ja, die waren nicht so stark wie Friederike in der letzten Woche, aber hatten bereits erhebliche Auswirkungen. Was wir letzte Woche, am elften Jahrestag von Kyrill, erlebt haben, ist definitiv außergewöhnlich und da ist die Betriebseinstellung oft nicht zu vermeiden.

Dennoch ist die Forderung, die einige Eisenbahnunternehmen im letzten Jahr gestellt haben, nach wie vor richtig: Es braucht einen runden Tisch Unwetter, an dem neben den Betreibern auch die Aufgabenträger und DB Netz sitzen. Es ist notwendig, aus jedem Sturm, auch aus einem wie Friederike, Lehren zu ziehen und entsprechend zu reagieren.

Dass man rund um die Strecken einen dauerhaften angemessenen Grünschnitt braucht ist ja eigentlich trivial. Es kann doch nicht sein, dass bereits relativ geringe Windstärken dafür sorgen, dass auf einmal ein überschaubarer Baum auf den Gleisen liegt. Nein, wir fahren heutzutage nicht mehr durch die Wald und da ist es notwendig, einen gewissen Sicherheitsabstand zu gewährleisten.

Denn es geht ja nicht nur um Wind, sondern auch um den alljährlichen Schmierfilm aus Laub und Regenwasser auf den Schienen oder um mögliche Auswirkungen durch starken Schneefall. Hier ist es in den letzten Jahren gelungen, die Zuverlässigkeit der Eisenbahn als Verkehrsträger deutlich zu erhöhen.

War noch vor ein paar Jahren klar, dass wenige Zentimeter Neuschnee über Nacht den Eisenbahnverkehr am nächsten Tag in chaotische Zustände stürzen würden, hat man es jetzt geschafft, gegenzusteuern: In den letzten Jahren sind konstruktive Ansätze entstanden und umgesetzt worden. Es gibt wieder mehr Weichenheizungen und die Verkehrsunternehmen gehen mit möglichen Frostschäden deutlich professioneller um.

Man hat gelernt und Schlüsse gezogen. Das hat im übrigen nicht ein Verkehrsunternehmen für sich gemacht, sondern der Austausch zwischen verschiedenen Branchenakteuren war in der Vergangenheit zwar nicht immer optimal, aber er wurde stets besser. Ganz im Sinne der ebenfalls im letzten Jahr unterzeichneten Agenda Bahnen muss man hier miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.

Denn vergessen wir nicht: Es ist der Fahrgast, der im Mittelpunkt der Gesamtveranstaltung steht. Gerade wenn manch einer, vielleicht weil es geschneit hat, das Auto stehenlässt, so müssen Bus und Bahn eine zuverlässige Alternative sein, soweit das möglich ist. Es sind die Gelegenheitsfahrer, die zu Stammkunden werden.

Gerade bei denen sind aber die Momentaufnahmen und subjektiven Empfindungen so wichtig, wenn es um die Frage geht, ob sie Bus und Bahn als ernsthafte Alternative betrachten oder ob sie, vielleicht wegen nur eines Zugausfalls oder eines geplatzten Anschlusses, doch wieder mit dem Auto fahren und in den Köpfen alte Bundesbahn-Klischees erfüllt zu werden scheinen. Darum ist es so wichtig, auch im Alltag an einem Strang zu ziehen, denn es gibt am Ende nur einen echten Konkurrenten – und der hat vier Gummireifen.

Siehe auch: Friederike wütet – auch auf der Schiene

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