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Damit der ÖPNV so intuitiv wie das Auto wird

04.12.17 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Es war einmal vor langer Zeit, da hatte der VRR exakt drei Preisstufen: A, B und C. Sie galten im eigenen Ort, für die Fahrt in die jeweilige Nachbarstadt oder auch verbundweit. Das war leicht zu merken, hatte aber mit Kostengerechtigkeit nicht mehr viel zu tun: Wer von Dortmund nach Wuppertal gefahren ist, musste genauso viel zahlen wie jemand, der noch deutlich länger gefahren ist und erst in Düsseldorf oder Mönchengladbach ausgestiegen ist.

Im Rahmen der Senkung der Regionalisierungsgelder gab es dann 2008 eine Tarifstrukturreform, im Rahmen der Tarifintegration des alten Niederrheinraumes wiederum und seitdem versucht man – und das durchaus erfolgreich – den Tarif wieder zu vereinfachen. Ohne mich hier in Einzelheiten verzetteln zu wollen, aber es ist tatsächlich ein Spannungsfeld, das man so ohne weiteres nicht lösen kann: Denn ein Verbundtarif muss einerseits für Kostengerechtigkeit sorgen, aber andererseits natürlich auch durchschaubar sein.

Zustände wie in München, wo man jetzt im übrigen auch eine neue Tarifstruktur plant, wären politisch heute nirgendwo mehr durchsetzbar: Ja, man selbst im Innenstadtraum zahlreiche verschiedene Ringe und Streifen, so dass man es schafft, für immer weitere Strecken auch mehr Geld zu erheben. Mit dem Nebeneffekt, den jetzt vermutlich sämtliche verantwortliche Personen laut dementieren werden, dass so manch ein Tourist sich im Hotel an der Rezeption gleich ein stadtweites Tagesticket kauft, um nichts zu riskieren – und mehr zahlt, als er müsste.

Aber Stichwort Tourismus: Auch im Ruhrgebiet oder gerade in der Landeshauptstadt Düsseldorf, hat man vermehrt Tourismus. Menschen fahren übers Wochenende an den Rhein, im Moment gerade zu den Weihnachtsmärkten oder gucken sich einmal die Wiege deutscher Industriekultur an: Das Bergbaumuseum in Bochum, die Zeche Zollverein und wenn noch Zeit ist, dann geht man sich gruseln in der Dortmunder Nordstadt oder in Duisburg-Marxloh.

Mit 24- und 48-Stunden-Tickets hat man hier, das was Gäste in allen Regionen haben möchten: Etwas, das für einen kurzen Zeitraum Mobilität sicherstellt und womöglich über ein Tagesticket hinausgeht: Ein 48-Stunden-Ticket, das freitags von 14 Uhr bis sonntags um 14 Uhr gilt, ist eben sinnvoller als drei Tagestickets. Hier sollten sich auch andere Verkehrsverbünde ein Beispiel nehmen.

Dabei ist das keine Idee, die erstmals im VRR aufgetaucht ist: Berlin hat schon seit längerem eine Welcome-Card, die wahlweise für 24, 48 oder 72 Stunden gebucht werden kann, während man in München noch nicht so flexibel ist. Das zeigt aber, dass man in der Eisenbahnbranche nicht mehrfach das Rad neu erfinden muss: Oft hilft es schon, wenn man voneinander lernt und konstruktiv miteinander spricht.

Denn gerade jemand, der zu Besuch ist, der will vor allem eins: Ein Ticket, das man einfach ziehen kann und das gilt. Wer in Essen oder Düsseldorf geschäftlich zu tun hat, der will sich nicht mit dem Tarifdschungel herumärgern, sondern einfach fahren. Das ist es doch, oder nicht? Einfach mal losfahren!

Siehe auch: VRR: Neue Tarifangebote im neuen Jahr
Foto: Ilya Platonov

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