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Findet vernünftige Lösungen!

23.11.17 (go.Rheinland, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In einer Stadt wie Köln muss die urbane Mobilität abseits des (eigenen) Autos zur Regel werden. Wer innerhalb einer solchen Millionenstadt unterwegs ist, für den muss die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel etwas ganz normales sein. Und anstatt sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie viele Autos pro tausend Einwohner in welchen Stadtvierteln zugelassen sind, muss man sich den Modal Split angucken.

Auch in Köln muss es das Ziel sein, dass die öffentlichen Verkehrsmittel einen höheren Anteil haben als der Autoverkehr – was Wien kann, muss Köln auch schaffen. Natürlich braucht man hierfür entsprechende Angebote, aber es ist Aufgabe sowohl der Politik als auch der Verkehrsbranche, diese auf die Beine zu stellen.

Als vor einigen Jahren die Knotenanalyse Köln vorgestellt worden ist, hat man sich auf Seiten der Eisenbahn gut aufgestellt: Da weiß man jetzt, wo Bedarf ist und was gemacht werden muss. Es ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das auch passiert. Leider hat man damals einige wichtige Chance verpasst, nämlich auch den möglichen Nutzen des Stadtbahnverkehrs in die Analyse mit einzubeziehen.

Denn natürlich sind die Stadtbahn der KVB und die S-Bahn zwei Seiten einer Medaille. Von daher ist es auch richtig, dass sich die Geschäftsführer Norbert Reinkober vom NVR und Jürgen Fenske von der KVB gemeinsam zu solchen Fragen äußern. Trotzdem muss man gerade im Hinblick auf die fortschreitende Urbanisierung und den hochgradig problematischen Wohnungsmarkt in den Großstädten sagen, dass eben nicht jeder in der Kölner Innenstadt wohnen kann.

Es kann auch nicht jeder in Berlin-Mitte wohnen, sondern man muss sich klarmachen, dass längere Pendlerstrecken in Zukunft zur Regel werden. Deswegen braucht man eine große Zahl beschleunigter S-Bahnen und RE-Linien, die umliegende Städte wie Dormagen, Hennef an der Sieg, Wesseling oder Troisdorf im engen Takt verbinden, also zusätzliche Eisenbahnleistungen. Diese müssen bestellt und finanziert werden.

Die Erhöhung der Regionalisierungsgelder, die Dämpfung der Trassenpreise und künftige Ausschreibungsersparnisse werden dafür sorgen, dass man hier finanziell in einem solideren Rahmen steht. Die Infrastruktur muss entsprechend ertüchtigt werden, es ist notwendig auch hier die finanziellen Mittel bereitzustellen. Infrastruktur, die auf Basis von Verkehrsleistungen der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts geplant worden ist, ist heute nicht mehr ausreichend, man braucht einfach mehr.

Das muss man mit einer angemessenen Wohnungsbaupolitik verknüpfen. Was auch immer für eine Koalition, selbst nach möglichen Neuwahlen, sollte das Bau- und Verkehrsministerium wieder zusammenlegen. Denn man kann solche wichtigen Planungen nur machen, wenn man Verkehrsinfrastrukturen und Bauprojekte gemeinsam plant. Neuer Wohnraum muss da entstehen, wo dann auch die Stadtbahn oder der Regionalexpress hinfahren. Es sind demnächst auf jeden Fall vier Jahre Zeit, selbst wenn vorher nochmal gewählt wird. Also bitte, tut was!

Siehe auch: Köln: Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen gefordert
Foto: Rolf Heinrich, Köln

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