Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

NRW-EVU unterzeichnen Vereinbarung

16.10.17 (Nordrhein-Westfalen, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

In der letzten Woche haben die im nordrhein-westfälischen Regionalverkehr tätigen Unternehmen eine gemeinsame Agenda unterzeichnet, die die künftige Zusammenarbeit im Interesse des Verkehrsträgers Schiene zwischen Rhein und Weser festigen und bestätigen soll. Beteiligt waren Abellio Rail NRW, die Eurobahn, die Nordwestbahn, die Düsseldorfer Regiobahn, die Westfalenbahn, National Express und DB Regio.

Unter dem an die Bundeskanzlerin erinnernden Motto „Wir machen das“ wollen die Unternehmen in Zukunft als Eisenbahngemeinschaft auftreten. Nach der Betriebsübernahme im S-Bahnnetz und beim Rhein-Ruhr-Express wird DB Regio noch einen Marktanteil von etwa fünfzig Prozent haben. Nach der Vergabe des Kölner S-Bahnnetzes könnte der Anteil weiter schrumpfen, ebenso gut ist es aber auch möglich, dass DB Regio im Rahmen der künftigen Ausschreibungen Netze zurückgewinnt, die man in der Vergangenheit hat abgeben müssen.

Die Zeiten, dass einen starken (Ex-)Monopolisten und einige kleinere Akteure im Markt gibt, sind vorbei. Die Resonanz bei Ausschreibungen ist regelmäßig hoch und die Unternehmen sind allesamt mit mehreren Netzen unterwegs, so dass die Betreiber gegenseitig immer wieder damit rechnen müssen, miteinander zu tun zu kriegen.

Dabei gibt es die Zusammenarbeit zwischen den Wettbewerbern schon lange: Bereits bei der Love-Parade 2007, nicht zu verwechseln mit der fatalen Veranstaltung 2010, haben die Wettbewerbsbahnen mehrere hundert Sonderzüge gemeinsam gestemmt. Inzwischen hat man auch bei DB Regio seine Rolle als einer von vielen Betreibern gefunden. So hat das Unternehmen unlängst Wartungsaufträge von National Express und vom VRR angenommen.

Von der alten Bundesbahn ist das Unternehmen zu einem Dienstleister rund um die Schiene geworden, der Voll- und Teilaufträge annehmen kann und das auch will. Mit der Unterzeichnung der „Agenda Bahnen“ bekennen sich die Unternehmen zu einem Miteinander als Stakeholder: Bei laufenden Vergaben tritt man gegeneinander an, ansonsten gibt es regelmäßig gemeinsame Interessen.

Das gilt sowohl für eine starke Schiene als Verkehrsträger als auch in Konflikten mit anderen Akteuren im Bereich Eisenbahn: So ist ein Unternehmen wie DB Regio zwar an den Konzernfrieden gebunden, hat aber bei Konflikten mit DB Netz oder DB Fernverkehr und DB Cargo sehr wohl ähnliche Interessen wie andere SPNV-Betreiber; auch wenn man diese in Konflikten nach außen hin nicht offen kommunizieren kann.

Es kann daher durchaus Situationen geben, in denen DB Regio und Abellio bei ihren gemeinsamen Interessen größere Schnittmengen haben als DB Regio und Netz. „Wir haben in den langen Jahren des Wettbewerbs gelernt, dass es jenseits der Ausschreibungen im Tagesgeschäft darum gehen muss, gemeinsam die bestmöglichen Lösungen im Sinne der Fahrgäste zu finden“ sagt Andree Bach, Vorsitzender von DB Regio NRW.

Die Agenda beruhgt auf acht Punkten: Unter anderem stehen die Sicherung und Verbesserung der Qualität der Fahrgastinformation, die Ausgestaltung des Arbeitsmarktes sowie eine innovationsgetriebene Entwicklung im Fokus. Das betrifft etwa den Fall eines Betreiberwechsels nach einer Neuvergabe. „Das Zusammenspiel der Unternehmen wird unerlässlich für einen gelungenen Übergang sein“ sagt Ronald Lünser, Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter bei Abellio Rail NRW.

Das betrifft den Übergang von Rollmaterial oder Personal. Dass Züge, die im Eigentum des Aufgabenträgers oder einer privaten Leasinggesellschaft stehen, im Netz bleiben ist die Regel. Bei Mitarbeitern hat dabei jedoch üblicherweise der Verbleib beim bisherigen Arbeitgeber Vorrang – auch wenn ein Wechsel natürlich ebenso möglich ist.

Hier ist es Sache der verschiedenen Betreiber einen sauberen Übergang hinzukriegen, damit nicht der alte Betreiber in den letzten Monaten immer schlechter wird, während der neue Betreiber Anlaufprobleme hat. Doch auch bei der Zusammenarbeit im dicht befahrenen Eisenbahnnetz oder der Störungskommunikation ist eine gute Zusammenarbeit unerlässlich.

Zumal man gerade bei DB Regio bis heute immer wieder merkt, dass viele Fahrgäste, die ein wie auch immer geartetes Anliegen haben, gar nicht wissen, dass „die Bundesbahn“ viele Leistungen gar nicht mehr fährt. Umso wichtiger ist ein gemeinsamer Auftritt nach außen. Denn aus der alten Bundesbahn sind die Bahnen in Nordrhein-Westfalen geworden – auch als Vorbild für andere Bundesländer.

Siehe auch: Wer macht was?

Kommentare sind geschlossen.