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Umstellung auf Elektrobusse läuft

11.09.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Hamburger Hochbahn, die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) und die Berliner Verkehrsbetriebe AöR (BVG AöR) wollen ihre Busflotte komplett auf elektrische Traktion umstellen. Schon Anfang 2019 sollen die ersten serienreifen emissionsfreien Elektrobusse zur Hochbahn kommen. Das Unternehmen hat dazu eine europaweite Ausschreibung von 60 emissionsfreien 12-Meter-Bussen für 2019 und 2020 gestartet.

Damit geht die Hochbahn schon ein Jahr früher als geplant in die Umsetzung, die Vorgabe des Hamburger Senats zu erfüllen. Diese sieht die verpflichtende Anschaffung emissionsfreier Busse ab 2020 vor. Läuft alles planmäßig, kann das Ziel des emissionsfreien Busverkehrs durch den sukzessiven Austausch der rund tausend Dieselbusse zählende Flotte im Hochbahn-Konzern durch Elektrobusse bis Anfang der 2030er Jahre erreicht werden.

Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn: „In den vergangenen Jahren haben wir sehr viele Erfahrungen mit innovativen Antrieben gesammelt. Vor allem die Erkenntnisse aus der Innovationslinie 109 haben uns enorm weiter gebracht. Jetzt geht es darum, sukzessive unsere Flotte umzustellen. Wir sind sehr glücklich, dass neben Hamburg auch andere Städte mitziehen.

Denn damit wird der Markt für Fahrzeughersteller deutlich größer und damit attraktiver.“ Vor einem Jahr hatten der Erste Bürgermeister von Hamburg, Olaf Scholz, und sein Amtskollege Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin (beide SPD), den Startschuss für eine gemeinsame Beschaffungsinitiative für emissionsfreie Linienbusse im öffentlichen Nahverkehr gegeben.

Berlin und Hamburg sind nicht nur die einwohnerstärksten Städte Deutschlands, sondern betreiben mit ihren drei Unternehmen auch die größten deutschen Busflotten: über 340 Buslinien mit knapp 3 000 Bussen und über 740 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Damit gehören die beiden Städte zu den größten Abnehmern von Linienbussen in Europa – mit einem entsprechenden Investitionsbudget.

Mittlerweise sind Verkehrsunternehmen aus fünf deutschen Großstädten der Beschaffungsinitiative beigetreten: München (MVG), Düsseldorf (Rheinbahn), Köln (KVB) Stuttgart (SSB) und Darmstadt (HEAG). Weitere Städte haben ihr Interesse signalisiert. Mit der Beschaffungsinitiative rückt der bundesweite Umstieg auf einen umweltfreundlichen Elektroantrieb im Nahverkehr in den deutschen Großstädten deutlich näher.

Die Verkehrsunternehmen arbeiten im Rahmen der Initiative eng zusammen, um gemeinsame Standards in der Fahrzeugtechnologie der neuen Busgeneration festzulegen. Über die gemeinsamen Standards sollen den Herstellern Anreize gegeben werden, serienreife Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen Konditionen an den Markt zu bringen.

„Indem wir unsere Anforderungen an die neuen Busse harmonisieren, erleichtern wir den Herstellern die Entwicklung und Produktion marktgerechter Fahrzeuge. Ihnen winken in den kommenden Jahren Aufträge in Milliardenhöhe. So beschleunigen wir die Umstellung unserer Busflotten auf einen umweltfreundlichen emissionsfreien Antrieb – in Berlin, in Hamburg und in anderen deutschen Großstädten. Wir danken den Kolleginnen und Kollegen in Hamburg, dass sie jetzt den ersten Schritt machen und wünschen uns, dass viele Bushersteller die Chance ergreifen, in den lukrativen Markt für Elektrobusse einzusteigen, sagte Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der BVG AöR.

Neben der Anschaffung der Fahrzeuge gehört die Umstellung der kompletten Infrastruktur zu den Herausforderungen für die Verkehrsunternehmen. Die Betriebshöfe müssen mit Ladeinfrastruktur und ausreichender Stromversorgung ausgerüstet werden. Hinzu kommen neue IT-Systeme für die Fahrzeugüberwachung und Betriebssteuerung sowie umfangreiche Qualifizierungsprogramme für die Mitarbeiter der Unternehmen.Anfang 2019 soll der neue Hochbahn-Busbetriebshof in Alsterdorf in Betrieb gehen. Dieser wird in den darauffolgenden Jahren 240 emissionsfrei angetriebene Elektrobusse aufnehmen.

70 Millionen Euro Investitionen sind für den Bau veranschlagt. Gleichzeitig beginnt der Umbau der Infrastruktur (u.a. Stromversorgung, Ladetechnik, Werkstätten) auf allen weiteren Busbetriebshöfen in Harburg, Langenfelde, Hummelsbüttel, Wandsbek und Billbrook. Dort werden die Busse instandgehalten und aufgeladen. Ein entsprechendes Lastenheft für die Hersteller definiert die Anforderungen. So soll die bislang übliche Dieseltraktion sukzessive verschwinden.

Siehe auch: Vernunft statt Ideologie

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