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Kurz und schmerzlos

04.09.17 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Das war eine Hauruck-Aktion, aber einige mehrwöchige Feriensperrungen sind am Ende wohl das beste: Kurz und schmerzlos. Am Ende hat man eine deutlich leistungsfähigere Schieneninfrastruktur zwischen Schwelm und Gruiten. Man kann ja vieles mit Laienaugen gar nicht erkennen, aber wenn es mehr Weichen, mehr Überleitstellen und signaltechnisch mehr potentielle Fahrwege bei Überholungen und anderem gibt, dann ist das für die Betriebsstabilität enorm wichtig.

Doch die Infrastruktur alleine reicht nicht, es muss auch klare Konzepte für Vorfahrtsregeln geben. Zwischen Hagen und Köln auf der Wupperachse leiden RE 4, RE 7 und RE 13 überproportional häufig unter Wechselwirkungen, die der verspätete SPFV erzeugt. Wenn dann ein Zug, ganz gleich ob von DB Regio, National Express oder der Eurobahn gefahren, in Hagen auf einen InterCity oder ICE warten muss, dann entstehen neue Verspätungen, die man vermeiden kann.

Es gilt eben nicht immer sinnvollerweise „Fern- vor Regionalverkehr“. Erst recht nicht, wenn die Fernzüge ohnehin in Köln oder Bonn enden, aber viel weniger Fahrgäste haben als ein voller Regionalexpress. Zumal die Beschleunigungswerte, zumindest bei Triebzügen, ja deutlich besser sind als bei ICE oder InterCity. Die Linie RE 4 wird zwar (noch) lokbespannt gefahren, aber das auch nicht mehr lange.

Hier kommt in einigen Jahren der RRX-Standard auf der Wupperachse zum Einsatz. Es gibt dann keinen objektiven Grund mehr, Regionalzüge für verspätete Fernzüge warten zu lassen. Natürlich kann man nicht vereinfacht sagen, dass der Fahrplaneinhalter per se Vorrang hat, während der Fahrplanverletzer warten muss. Es kann unter Umständen sehr wohl sinnvoll sein, einen durchfahrenden Fernzug rauszulassen und dann die Regionalbahn hinterherzuschicken.

Aber nicht wenn man RE-Züge hat, die fast die gleiche Geschwindigkeit haben wie Fernzüge. Möglicherweise hat man jetzt die betriebliche Grundlage geschaffen, so manche Überholung in Wuppertal durchzuführen. Aber das reicht nicht. Es muss dann eben irgendwann auch mal Prioritäten geben. Und in dem Fall heißt es zurecht: Wenn der volle Regionalexpress pünktlich ist, dann soll er fahren.

Der verspätete Fernzug muss dann eben warten. Wobei es natürlich nicht nur Probleme im Zusammenhang mit dem Fernverkehr gibt. Die Linie RE 7 hat zum Beispiel zwischen Krefeld und Neuss immer wieder Verspätungen, die mit kaputten Bahnübergängen zusammenhängen. So ein Zug steht dann vor der nicht geschlossenen Schranke. Hier ist DB Netz gefragt, dafür zu sorgen, dass die Infrastruktur funktionstüchtig ist. Und das löst man nicht mit einer höheren LuFV, sondern mit politischen Mitteln.

Der Vorschlag des eisenbahnpolitischen Sprechers der Grünen, Matthias Gastell, muss hier aufgegriffen werden: Bei Langsamfahrstellen, kaputten Signalen oder Bahnübergängen muss man die Trassengebühren senken. Ein Pönalisierungssystem wie es das bei den Verkehrsunternehmen gibt tut Not. Darüber kann und sollte man sich in der neuen Legislaturperiode unterhalten. Es reicht eben nicht immer, bei DB Netz um Abhilfe zu bitten. Ökonomischer Druck erzeugt Leistung.

Siehe auch: ESTW Wuppertal wurde angeschlossen

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