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Achtes Stuttgarter ÖPNV-Forum

14.06.17 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Beim diesjährigen Stuttgarter ÖPNV-Forum folgten mehr als 100 Verkehrsexperten aus Baden-Württemberg der Einladung des VVS. Die ganztägige Veranstaltung im Haus der Architekten wurde von den beiden VVS-Geschäftsführern Horst Stammler und Thomas Hachenberger moderiert. Im Fokus der Veranstaltung standen neben der Finanzierung des ÖPNV Themen wie die Zukunft des Busverkehrs und die Folgen von Betreiberwechseln im Schienen- und Straßenpersonenverkehr.

Der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart Thomas Bopp machte in seinem Statement deutlich, dass in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen in den Ausbau des ÖPNV in der Wachstumsregion Stuttgart aufgebracht werden müssten: „Der Anteil der Gelder, den die Region Stuttgart zur Finanzierung der Maßnahmen von Bund und Land erhält, muss der Bevölkerungszahl, der Wertschöpfung und dem Verkehrsaufkommen angepasst werden“, forderte der Vorsitzende.

Er wies darauf hin, dass die S-Bahn Stuttgart an der Belastungsgrenze angelangt sei und zwingend mit dem modernen Signalsystem ETCS ausgestattet werden müsse. Ministerialdirektor Uwe Lahl, Amtschef im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, berichtete über die geplanten Aktivitäten seines Ministeriums in der aktuellen Legislaturperiode.

Er wies auf den grün-schwarzen Koalitionsvertrag hin: „Unser Ziel ist es, die Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr bis zum Jahr 2030 deutlich zu erhöhen und dabei ein landesweit bedarfsangepasstes und verlässliches Grundangebot von frühmorgens bis spätabends im Stundentakt zu schaffen.“ Er informierte über die Einführung des neuen Metropol-Expresses, mit dem die Ober- und Mittelzentren der Metropolregion Stuttgart ab 2019/20 nahezu durchgehend im 30-Minuten-Takt an die Landeshauptstadt angebunden werden.

Er berichtete aber auch über die aktuellen Probleme im Regionalverkehr mit Verspätungen und Zugausfällen: „Wenn die Bahnen nicht zuverlässig fahren, wird der Ruf des öffentlichen Nahverkehrs nachhaltig beschädigt“, so Lahl. Auch auf das landesweit wirkende Vorhaben Stuttgart 21 nahm der Ministerialdirektor Bezug: „Das Projekt muss möglich schnell fertig werden, denn die Stadt und die Fahrgäste im ÖPNV leiden unter den Baustellen. Je früher, desto besser ist das für den öffentlichen Verkehr.“

Ein zentrales Thema war die marktwirtschaftliche Öffnung des SPNV im Alltag. Für den Schienenverkehr haben bereits Wettbewerbsverfahren stattgefunden, über die David Weltzien, der Vorsitzende der Regionalleitung Baden-Württemberg bei der DB Regio AG, referierte. Die Leistungen von DB Regio reduzieren sich im Rahmen der Neuvergabe der Stuttgarter Netze von 23 Millionen Zugkilometer heute auf nur noch elf Millionen Zugkilometer.

Trotz des Verlustes an Wettbewerber stellte Weltzien klar: „Die DB Regio passt sich den Marktbedingungen an und ist weiterhin ein großer Player im Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg.“ DB Regio fing als faktischer Nachfolger der alten Bundesbahn mit hundert Prozent Marktanteil an – und ist jetzt nur noch ein Akteur unter anderen.

Manche Ausschreibungen werden gewonnen, aber dass die Marktanteile sinken, liegt bei einer Transformation zu wettbewerblichen Strukturen in der Natur der Sache. Andreas Moschinski, Vorsitzender der Geschäftsführung von Abellio Rail Baden-Württemberg, ging darauf ein, wie sich das Eisenbahnverkehrsunternehmen auf die Betriebsaufnahme der Stuttgarter Netze vorbereitet.

Die „Mobilisierung“ laufe planmäßig, verkündete Moschinski. Fahrgäste könnten sich auf Züge mit „ästhetischem und ansprechenden Landesdesign mit mehr Komfort und Sicherheit freuen“, so Moschinski. Ihm sei es ein Anliegen, dass alle Wettbewerber fair und kollegial zusammenarbeiteten. Denn die „zentrale Aufgabe des ÖPNV sei es, gemeinsam mit allen Wettbewerbern ein optimales Ergebnis für die Fahrgäste herzustellen.“

Aktuell sei die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern, insbesondere Triebfahrzeugführern, die größte Herausforderung. Bei den weiteren Fachvorträgen ging es unter anderem um die Qualität im Busverkehr. Wolfgang Arnold, Vorstandssprecher der Stuttgarter Straßenbahnen AG, widmete sich der Frage, wie das Verkehrsmittel Bus zu einem konkurrenzfähigen System im Stadtverkehr wird. Wichtig sei, dass es gelinge, die Interessen der Beteiligten – motorisierter Verkehr, Fahrradfahrer und Busse – auszubalancieren. Mulitmodalität ist ein Thema der Zeit – in Stuttgart, wie in allen Metropolen. Auch der VVS muss sich dem stellen.

Siehe auch: Die marktwirtschaftliche Dividende ist da

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