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Vernetzung mit Leben füllen

12.06.17 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Vernetzung ist so ein Schlagwort, das seit einigen Jahren im Zusammenhang mit Mobilität 4.0 immer wieder zu hören ist. Ach noch so ein Schlagwort, bei dem niemand weiß, was eigentlich gemeint ist, außer dass es irgendwie toll und fortschrittlich sein soll. 21. Jahrhundert halt und so. Aber wenn wir doch über Vernetzung sprechen, dann müsste es doch an und für sich selbstverständlich sein, dass man mit der Verbund-App auf dem Smartphone die Carsharing-Autos geöffnet kriegt.

Dass eben diese App in der Lage ist, anzuzeigen, wo das nächste Auto von DriveNow, Car2Go oder wem auch immer steht. Oder dass die Taxibestellung damit möglich ist – dass sowas nicht längst eine Selbstverständlichkeit ist, spricht gegen die ÖV-Branche. Aber Vernetzung heißt eben auch noch mehr. Da ist zum Beispiel das Prinzip der Taktfahrpläne. Einen vernünftigen integralen Taktfahrplan kann man nur von oben nach unten planen. Jeder, der rudimentären Sachverstand hat, weiß das.

Entsprechend braucht ein Verkehrsverbund auch die Möglichkeit, einem Dorfbürgermeister zu sagen, dass er seinen Busstern gefälligst nach dem SPNV auszurichten hat – gerade in der Tagesrandlage. Wer abends 52 Minuten am Bahnhof auf den Bus nach Hause warten muss, der fährt im Zweifel gleich mit dem Auto. Solche Zustände liegen nicht daran, dass das System tatsächlich oder gefühlt untersubventioniert ist, sondern hat etwas mit einem Mentalitätsproblem zu tun.

Dabei lässt sich der Begriff Vernetzung durchaus auch auf ein sehr aktuelles Thema beziehen. Langsam fangen erste Aufgabenträger an, Sicherheitsdienste separat auszuschreiben. Es soll dabei Konzepte geben, die sicherstellen, dass die Einsatzpläne unabhängig von der Frage erstellt werden können, welches Eisenbahnverkehrsunternehmen den jeweiligen Zug gerade fährt.

Verfügungsstreifen sind unterwegs und steigen bei DB Regio ein, wechseln am nächsten Bahnhof zu Abellio, fahren dann mit der Eurobahn weiter und nutzen am Schluss die Nordwestbahn. Ein nach außen nicht oder nicht so ohne weiteres nachvollziehbares Sicherheitskonzept ist notwendig und vernünftig. Hier sind die verschiedenen Betreiber tatsächlich vernetzt – im wahrsten Sinne des Wortes.

In enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Polizeien und den Ordnungsämtern lassen sich umfassende Sicherheitspartnerschaften aufbauen, die dafür sorgen, dass die Menschen sich gut aufgehoben fühlen. Aber warum kann immer noch jedes kommunale Verkehrsunternehmen die Teilnahme an derartigen Konzepten ablehnen? Mit welcher Begründung, abgesehen natürlich davon, dass die Stadtwerke heilige Kühe sind, lässt man zu, dass diese sich integrierten und vernetzten Ansätzen entziehen?

Das gilt auch für Ordnungsämter oder für verschiedene Polizeien, nur dass das nicht primär in der Macht der ÖV-Branche steht. Wenn es zwischen Bundespolizei und Ortspolizei nicht klappt, dann ist der Gesetzgeber gefragt, hier einzugreifen. Aber dass kommunale Monopolunternehmen nicht länger ihr eigenes Süppchen kochen, das liegt sehr wohl im Einflussrahmen der Branche und sollte beim VDV thematisiert werden.

Siehe auch: VDV hielt Jahrestagung ab

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