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VDV hält Jahrestagung ab

12.06.17 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Wie jedes Jahr im Frühsommer hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in der letzten Woche seine Jahrestagung abgehalten. Heuer war man zu Gast in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover bei der Üstra. Eines der Kernthemen war die sogenannte „digitale Offensive“. Mit „Mobility inside“ wird eine Plattform geschaffen, die die Vernetzung der unterschiedlichen Tarife, Tickets und Fahrplaninformationen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr möglich macht. Im Rahmen der Veranstaltung zeigten die Initiatoren erste Umsetzungsbeispiele.

„Der Zugang zu Bus und Bahn, die in Deutschland von vielen hundert Unternehmen und Verbünde betrieben werden, soll durch diese Plattform signifikant vereinfacht werden. Das ist nicht nur Wille der europäischen und deutschen Gesetzgeber, sondern auch gut für die Fahrgäste und damit für die Branche. Denn so können neue Kunden für den öffentlichen Verkehr gewonnen werden und für bestehende Fahrgäste wird die bundesweite Nutzung unserer Angebote einfacher“, so VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff.

Die Plattform Mobility inside ist dabei nicht als Konkurrenz oder Ersatz zu bestehenden Apps und digitalen Services der Verkehrsunternehmen gedacht, sondern als gemeinsames Angebot der Branche. Dort soll die Vernetzung der vielen unterschiedlichen Tarif- und Auskunftssysteme im Hintergrund stattfinden. Ziel ist es, dass die Fahrgäste künftig auch weiterhin die ihnen bekannte App ihres Verkehrsunternehmens nutzen, dann allerdings auch um bundesweit Fern- und Nahverkehrstickets sowie weitere Mobilitätsangebote zu buchen.

Außerdem bietet man kleineren Unternehmen die Möglichkeit sich einer Plattform anzuschließen, ohne eigene Entwicklungs- und Implementierungskosten. „Es geht um eine effiziente Vernetzung bereits bestehender Vertriebswege und um die Etablierung digitaler Angebote, wo es sie noch nicht gibt. Mobility inside ist als Branchenlösung auf Augenhöhe mit diskriminierungsfreiem Zugang und einer wirtschaftlichen Orientierung angelegt.

Im Mittelpunkt stehen dabei immer die Kunden und die direkte Buchbarkeit der Mobilitätsprodukte von Tür zu Tür“, so VDV-Vizepräsident Knut Ringat, hauptamtlich Geschäftsführer des hessischen Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV). Doch Digitalisierung allein ist es nicht, was es nach Lesart des Verbandes für die Zukunft braucht. Deswegen hat man einen Sechs-Punkte-Plan für die anstehende Verkehrswende auf die Beine gestellt.

Unter dem Titel „Deutschland mobil 2030“ hat man Handlungsfelder definiert. „Wir alle wollen in Deutschland auch künftig mobil bleiben statt im Stau zu stehen. Wir wollen dabei gleichzeitig die von der Bundesregierung gesetzten Klimaschutzziele erreichen und unsere finanziellen Ressourcen effizient und schonend einsetzen. Das gelingt nur durch Ausbau und weitere Modernisierung der öffentlichen Verkehrssysteme.

Die kommende Bundesregierung muss sich im Koalitionsvertrag eindeutig für die Umsetzung der Verkehrswende positionieren“, so VDV-Präsident Jürgen Fenske, hauptberuflich Vorstandsvorsitzender der Kölner Verkehrsbetriebe. Diese sollen den kommunalen ÖPNV stärken, indem der Sanierungsstau in Höhe von rund 4,6 Milliarden Euro aufgelöst wird. Die Bundes-GVFG-Mittel sollen verdoppelt und dynamisiert werden.

Außerdem will man Busförderungen zur Stabilisierung des ÖPNV im ländlichen Raum ermöglichen. Der BVWP 2030 soll mit Erhaltungs- und Wachstumsinvestitionen umgesetzt werden. Eine Elektrifizierungsoffensive soll die Schiene stärken, wobei die Trassenentgelte sinken sollen. Auch Energiesteuern sollen im Bereich des öffentlichen Verkehrs entfallen.

Darüber hinaus hat man mit der „Entwicklung einer nationalen Mobilitätsplattform“ und „Verknüpfung der Verkehrsträger“ eher unkonkrete Vorschläge gemacht. Man ist sich aber sicher, dass die Förderung von elektrischer Traktion im Stadtverkehr und der dazugehörigen Ladeinfrastruktur notwendig sei.

Zuletzt hat der Verband fünf Personen mit dem Ehrenring des Verbandes ausgezeichnet: Heinrich Brüggemann, bis Ende Februar Chef von DB Regio NRW, für seine Verdienste um den SPNV. Michael Büdig ehemals VFG in Frankfurt, wird für seine Verdienste und sein Engagement im Verband prämiert. Rüdiger Grube, langjähriger Vorstandsvorsitzender der DB AG wird für seine Tätigkeit geehrt. Horst Klein, lange Jahre bei der Westerwaldbahn erhält den Ehrenring ebenso wie Herbert König, der viele Jahre der Münchener Verkehrsgesellschaft vorstand.

Siehe auch: Vernetzung mit Leben füllen

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