Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Qualität bewahren und ausbauen

08.06.17 (Kommentar, NWL) Autor:Stefan Hennigfeld

Als der VRR vor inzwischen über zehn Jahren seinen ersten Qualitätsbericht publiziert hat, hörte man gelegentlich, das habe ausschließlich damit zu tun, dass man einen Rechtsstreit mit DB Regio führe. Sachliches Qualitätscontrolling, so hieß es seinerzeit immer aus dem Umfeld der DB AG, sei durch plakative Hochglanzbroschüren nicht möglich.

Heute wissen wir: Doch, es ist möglich und es sorgt dafür, dass man transparent die Leistungen der Anbieter vergleichen kann. Man kann mehrere Netze vergleichen, verschiedene Verkehrsverträge eines Anbieters und vor allen Dingen sieht man eins: Inzwischen ist DB Regio zwar nur noch einer von mehreren Akteuren, dafür aber ein Unternehmen, das sein Handwerk versteht.

Mit dem verstaubten und oft anrüchigen Bundesbahn-Charme hat das nichts mehr zu tun. Das Unternehmen, das in der Wahrnehmung vieler Fahrgäste und Politiker noch immer „die Bundesbahn“ ist, steht heute qualitativ so gut da wie nie zuvor. Die Schlagzeilen über Schlechtleistungen und Zugausfälle hat jetzt ein anderer Betreiber.

Aber der jetzt ganz aktuelle NWL-Jahresqualitätsbericht zeigt, wer der große Gewinner ist: Abellio. Das Unternehmen erringt erneut einen Doppelsieg und belegt mit Abellio Rail NRW an der Spitze und der Westfalenbahn an zweiter Stelle die vorderen Plätze. Im benachbarten VRR ist das Bild ja ähnlich, auch hier sind die schwarz-silbernen Züge immer vorne dabei und zeigen, dass man auf der Schiene langfristig der Qualitätsführer ist.

Das wird man nicht durch Glück oder Zufall, sondern das hat zwangsläufig etwas damit zu tun, das hier Dinge besser laufen als bei vielen anderen Unternehmen – und für diese muss es der Ansporn sein, anzusetzen. Dabei gilt natürlich auch hier: Abellio muss jetzt in der anstehenden Expansion zeigen, dass man die hohe Qualität auch auf anderen Linien halten kann. D

as Elektronetz Niederrhein mit dem neuen Regionalexpress aus Düsseldorf nach Arnhem ist eben etwas anderes als das Ruhr-Sieg-Netz. Ob anspruchsvoller oder nicht sei dahingestellt, es ist etwas anderes. Das gilt analog für die anstehenden Betriebsaufnahmen im S-Bahnbereich und beim Rhein-Ruhr-Express.

Hier besteht dann die Möglichkeit, im Alltag zu bewerten, wie sich das Prinzip der Herstellerwartung auf die Qualität der Züge auswirkt. Ja, es stimmt: Durch die separat vergebenen Instandhaltungsaufträge muss ein Eisenbahnverkehrsunternehmen demnächst ein Produkt betreiben, auf dessen Qualität es nur beschränkten Einfluss hat.

Aber das wird eben eine der Herausforderungen sein, denen sich die Unternehmen stellen müssen. Das gehört auch zur Marktwirtschaft: Der Markt als solcher ist kein statisches Gebilde und ein Markt ist nicht erst dann „konsolidiert“, wenn sich ein kartellartiges Oligopol gebildet hat. Zur Marktwirtschaft gehören Markteintritte und -austritte verschiedener Unternehmen.

Sich stetig verändernde Rahmenbedingungen sind fester Bestandteil des ganzen. Man muss sich laufend daran anpassen und gucken, wie man neue Frage- und Problemstellungen am besten lösen kann. Deswegen können wir nur eins mit Sicherheit sagen: Die Eisenbahn bleibt auch in Zukunft spannend.

Siehe auch: NWL legt Qualitätsbericht vor

Kommentare sind geschlossen.