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Verbesserungen gewährleisten – auch auf Landesebene

13.03.17 (Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Dieser Tage hört man immer wieder den Slogan „Der Rhein-Ruhr-Express kommt“, aber bei genauerem Hinsehen fällt auf: Eigentlich nicht. Ich will gar nicht darüber lamentieren, dass die ursprünglichen Planungen einen Transrapid zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 vorgesehen haben. Die Einführung eines beschleunigten RE-Systems ist da deutlich sinnvoller und der Marketingname Rhein-Ruhr-Express ist auch geeignet, um in Konkurrenz mit anderen Bundesländern für die entsprechende Bundesunterstützung zu werben.

Das ändert nichts daran, dass die Züge, die in einigen Jahren fahren, im wesentlichen die gleichen RE-Läufe sind, die es jetzt schon gibt. Es haben einige Leistungsausweitungen stattgefunden, etwa die Verlängerung der Linie RE 42 bis Mönchengladbach bzw. die zusätzliche Leistung auf der Linie RE 11 nach Düsseldorf oder auch die überfällige Fahrt des RE 6a bzw. die Verlängerung des RE 6 bis Köln. Übrigens ist gerade das eine Nummer, aus der man nicht mehr rauskommen wird.

Das Herzstück des Rhein-Ruhr-Express-Konzeptes mag noch so sehr auf den Leverkusener Bereich fokussiert sein, aber es ist politisch undenkbar, im Rhein-Kreis-Neuss in den Städten Dormagen und Neuss den RE 6 wieder wegzunehmen und durch Leverkusen zu führen. Aber das muss man wissen, wenn man konzeptionelle Angebotsausweitungen plant. Exkurs: Schon in der Studie zu Bahn 2000 in der Schweiz stand vor Jahrzehnten explizit drin, dass es politisch generell nicht oder kaum möglich ist, Leistungen, die in einer Vorstufe da waren, für eine spätere Ausbaustufe wieder gestrichen werden müssen.

Das gilt umso mehr für die Wupper-Achse bzw. den Düsseldorfer Ost-West-Korridor. Die Linie RE 4 wird auf RRX-Standard hochgerüstet und es wird kaum durchsetzbar sein, die Züge dort irgendwann abzuziehen und auf die Ruhrachse zu verlegen, während der Ennepe-Ruhr-Kreis, Wuppertal, Hagen oder Mönchengladbach dann wieder mit konventionellen RE-Zügen werden Vorlieb nehmen müssen. Um so wichtiger wäre es gewesen, sich langfristige Nachbestelloptionen zu sichern, falls eines schönen Tages eben doch die Möglichkeit besteht, den geplanten Viertelstundentakt zwischen Dortmund und Köln in die Realität umzusetzen.

Vielleicht kann man dann andere Züge einsetzen, die müssen unter Umständen auch gar nicht zwingend mit den jetzigen Fahrzeugen kompatibel sein, aber der RRX-Standard in Bezug auf Beschleunigungskurve, Endgeschwindigkeit und Kapazität muss auf jeden Fall gewahrt werden. Und ja, deswegen ist auch der einheitliche und EVU-übergreifende Fuhrpark so wichtig. Weil es diese Fahrzeuge eben vorher noch nicht gegeben hat und die Hersteller ihre F&E-Abteilungen erst dann in Bewegung setzen, wenn eine bestimmte kritische Masse überschritten ist.

Siebzig Triebzüge sind in Ordnung, zwanzig oder dreißig zu wenig. Und das zeigt: Die Vergabe war Betriebs- und Instandhaltungsleistungen war ein voller Erfolg. Das gilt es auszubauen und wenn man in Düsseldorf hört, dass alle an einem Strang ziehen sollen, dann ist zuerst die Landespolitik gefragt, die Finanzierung künftig Leistungsausweitungen abzusichern.

Siehe auch: Rhein-Ruhr-Express: Grundsteinlegung in Dortmund

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