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VRR zieht Jahresbilanz für 2016

02.03.17 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Am gestrigen Mittwoch (1. März) hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR) zur Jahrespressekonferenz nach Gelsenkirchen eingeladen. Insgesamt geht die Qualität des SPNV-Verkehrs als auch der Stationen nach oben. Mit dem SPNV-Qualitätsbericht 2016 gibt der VRR bereits zum elften Mal einen Überblick über die Qualität der angebotenen Leistungen im SPNV. Die Publikation dokumentiert die Pünktlichkeit der Linien, den Zustand der Fahrzeuge und zeigt auf, wie Fahrgäste die Leistungen im SPNV einschätzen.

Wie auch in den Vorjahren zeigt der aktuelle Qualitätsbericht, dass sich die Vergabe von SPNV-Linien in europaweiten Vergabeverfahren positiv auf die Qualität des Angebotes auswirkt: Im Wettbewerb vergebene Linien werden von Fahrgästen häufig besser bewertet als solche aus dem DB-Großvertrag. Allerdings variieren die Ergebnisse je nach Betreiber. Das Jahr 2016 war ein vergleichsweise ruhiges Jahr, da es weder Streiks noch andere Ereignisse gab, die den SPNV-Betrieb in größerem Maße für die Fahrgäste erschwerten. In einigen Bereichen verzeichnet der VRR Verbesserungen, teilweise sind jedoch auch negative Trends erkennbar.

So hat die Eurobahn etwa sowohl Ende 2016 als auch Anfang 2017 durch zahlreiche Zugausfälle und Unterkapazitäten dafür gesorgt, dass das Bild insgesamt teilweise schlecht aussah. Im Gegensatz dazu sind sowohl Abellio als auch die Düsseldorfer Regiobahn Glanzlichter am Eisenbahnhimmel: Während die Abellio-Linien die oberen Plätze im Ranking belegen, ist die Regiobahn mittendrin an der Spitze. Beide Unternehmen zeigen, dass die Fahrgäste gute Leistungen zu honorieren wissen. Gerade auch im Vergleich mit der Eurobahn sieht man aber auch, dass „private“ Betreiber nicht zwingend besser sind und die Debatte nicht auf die verkürzte Wahrnehmung „DB und NE“ zusammengedampft werden kann.

Der Einsatz von modernen und neuwertigen Fahrzeugen ist für die Fahrgäste ein wichtiges Qualitätsmerkmal im SPNV. Daher hat der VRR im Rahmen der Wettbewerbsvergaben regelmäßig den Einsatz von modernen und neuen Fahrzeugen gefordert. Seit 2010 kommt das VRR-Fahrzeugfinanzierungsmodell zum Einsatz. „Mit diesem Modell hat der VRR Wettbewerb auch auf der Finanzierungsseite geschaffen. Das Modell ist ein Angebot an die Bieter, sie können diese Option der Fahrzeugfinanzierung nutzen, müssen es aber nicht“, erklärt VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann.

Es nimmt den Unternehmen die Last der hohen Investitionen in neues Wagenmaterial und schafft gleichwertige Finanzierungskonditionen für den Bietermarkt. Als Aufgabenträger tritt der VRR quasi an die Stelle eines Leasinggebers und finanziert bei Neuvergaben die Fahrzeugbeschaffung durch die künftigen Betreiber. Mit dem NRW-RRX-Modell wurden erstmals Fahrzeugbeschaffung und Betrieb getrennt. So war es einerseits möglich, die positiven Effekte des SPNV-Wettbewerbs um Betriebsleistungen hinsichtlich Preis und Qualität auch im Rahmen des Rhein-Ruhr-Express (RRX) zu erzielen.

Andererseits waren bei der Fahrzeugbeschaffung erstmals nicht allein der Fahrzeugkaufpreis, sondern die gesamten Lebenszykluskosten ausschlaggebend für den Zuschlag – also auch die Kosten für Energie, Wartung und Instandhaltung der Züge über einen Zeitraum von über 30 Jahren. Auch in den Wettbewerbsverfahren zur S-Bahn Rhein-Ruhr kam das Modell zum Einsatz. So werden mit dem sukzessiven Einsatz der neuen RRX-Fahrzeuge und S-Bahnen 2020 insgesamt 248 Fahrzeuge beim Eigenbetrieb im VRR sein.

Auch dass man Fahrzeuge aus den Beständen der DB AG abkauft ist etwas Neues im Rahmen der Eisenbahnreform und wird dafür sorgen, dass Fahrzeuge, die einst für die S-Bahn vor Ort angeschafft wurden, auch von anderen Betreibern genutzt werden können. Während die RRX-Fahrzeuge ein spezielles Design erhalten, ist geplant, dass sowohl die neuen als auch die gebrauchten von der DB AG übernommenen S-Bahntriebzüge in den Farben grün und weiß unterwegs sein sollen – das geht nicht auf Werder Bremen zurück, sondern auf die Corporate Identity des VRR. Bei kleineren Vergaben wird es allerdings auch in Zukunft an den Zügen die Farben der jeweiligen Betreiber geben: Ob verkehrsrot, schwarz-silbern oder weiß-gelb.

Siehe auch: Gelebter Erfolg

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