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VRR startet Verfügungsstreifen

06.02.17 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Was bereits letztes Jahr angekündigt wurde, wird nun in die Tat umgesetzt. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr will gemeinsam mit seinen SPNV-Betreibern und der Bundespolizei die Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln erhöhen. Ab sofort ergänzen Verfügungsdienste im Rahmen eines einjährigen Pilotprojektes das reguläre Personal auf ausgewählten Nahverkehrslinien im VRR. Das vorhandene Personal wird zukünftig durch Teams von je zwei Sicherheitspersonalen unterstützt, die im Auftrag des VRR von der DB Sicherheit für alle EVU gestellt werden und über langjährige Erfahrung und Qualifikation verfügen.

Ergänzt werden diese durch je einen Fahrausweisprüfer. Ursprünglich war geplant, auch einem ausgebildeten Schutzhund in den Zügen mitzuführen. Auf Druck der Grünen wurde das jedoch verworfen, weil man dort der Ansicht ist, dass dies den Tieren nicht zuzumuten sei. Durch den flexiblen, Einsatz der Verfügungsdienste soll bei sicherheitsrelevanten Vorkommnissen schnell reagiert und das Hausrecht effektiv durchgesetzt werden. Mit Beginn der Pilotphase starten drei Teams auf verschiedenen Linien in den Räumen Dortmund/Essen und Düsseldorf/Wuppertal. Ab März kommen drei weitere Teams dazu.

In Gefahrensituationen können die Verfügungsdienste auf Veranlassung der Leitstelle zusammengezogen werden. Einsatzplanung, Dienstzeiten und Schwerpunktbereiche werden in Abstimmung mit den EVU und der Bundespolizei vom VRR vorgegeben. Basis hierfür sind die Auswertungen zu sicherheitsrelevanten Vorfällen sowie Berichte von Mitarbeitern der EVU und der Bundespolizei. Die Einsatzsteuerung erfolgt über die Lage- und Einsatzzentrale der DB Sicherheit in Dortmund. Das Pilotprojekt wird begleitend evaluiert und die gewonnenen Erkenntnisse sollen für eine Entscheidung zur weiteren Umsetzung beitragen.

VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann: „Ein Schlüssel zur Verbesserung der Sicherheit im Nahverkehr ist mehr Personal. Aktuell werden bereits vielfach Doppelstreifen auf ausgewählten Strecken zu bestimmten Tageszeiten, insbesondere in den Nachtstunden, eingesetzt. Dies wird durch diese Maßnahme nun weiter ausgebaut. Eine verlässliche Umsetzung kann künftig über die Festschreibung in den Verkehrsverträgen mit den Betreibern erfolgen.“ In seinem Haus ist das landesweit zuständige Kompetenzcenter Sicherheit angesiedelt, das nicht erst seit der Kölner Silvesternacht an den Thema arbeitet.

Zufrieden zeigt sich der Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD): „Wir wollen, dass sich die Menschen in Bussen und Bahnen sicher fühlen, wenn sie zur Arbeit oder Freunden fahren. Zusätzliches Personal gibt allen sofort mehr Sicherheit. Mein Ministerium fördert dieses Pilotprojekt, weil es nicht nur die Pöbler und Kriminellen abschreckt, sondern vor allem weil das Personal im Konfliktfall schnell eingreifen kann. Die neuen Teams werden an den bekannten Brennpunkten für zusätzliche Sicherheit sorgen, können im Bedarfsfall aber auch flexibel an anderen Orten eingesetzt werden.“

Allerdings ist die Formulierung „Busse und Bahnen“ so nicht korrekt, denn es handelt sich um ein reines SPNV-Projekt. Die kommunalen Verkehrsunternehmen sind nicht beteiligt; auch die Ortspolizeien oder die kommunalen Ordnungsämter sind keine Projektpartner. Doch zumindest innerhalb des Eisenbahnbereiches arbeiten die Betreiber zusammen.

Ronald Lünser, Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter von Abellio Rail NRW: „Die Sicherheit unserer Fahrgäste und unserer Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität. Die Verfügungsteams sind ein wichtiger Schritt, unserem hohen Anspruch an Qualität allgemein und an Sicherheit im Besonderen noch besser gerecht zu werden. Besonders in den Abend- und Nachtstunden können die Fahrgäste unsere Linien ab sofort mit einem noch besseren Gefühl und der Gewissheit, dass zusätzliches Personal für ihre Sicherheit sorgt, nutzen.“

Dem schließt sich auch Heinrich Brüggemann an, Vorsitzender der Geschäftsführung von DB Regio NRW: Der Einsatz von Verfügungsteams trägt erheblich zur Steigerung des Sicherheitsgefühls der Reisenden bei. Zunehmende Gewaltbereitschaft ist ein gesellschaftliches Problem, dem wir nur im Zusammenspiel aller Beteiligten wirksam entgegentreten können. DB Regio NRW hat bereits gute Erfahrungen im Rahmen eines Pilotprojekts mit Fünfer-Prüfteams gemacht, deren geballte Präsenz das Gewaltpotenzial bei der Fahrscheinkontrolle auf ein Minimum reduzieren.“

Siehe auch: Es ist erst der Anfang

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